Der Trend zum Wohnmobil hält an. Chinesische Hersteller wollen einen Marktanteil und kommen verstärkt zum Caravan-Salon nach Düsseldorf.
Der Ausbauer Spacecamper stellt in Düsseldorf den Prototypen eines neuartigen Dachzeltes, vor, das während der Fahrt offen bleiben kann - bis 120 km/h.
Bei der Neuauflage des Caravan-Salons in Düsseldorf sind seit dem vergangenen Freitag fast 80.000 Interessierte zur Messe Düsseldorf geströmt. Ein Trend ist der verstärkte Auftritt chinesischer Marken.
Die Messe für Freizeitfahrzeuge versteht sich als Weltleitmesse und ist in Bezug auf Ausstellerzahl und Fläche die bislang größte ihrer Art. 778 Aussteller aus 35 Ländern zeigen noch bis zum 8. September in 16 Hallen und auf einem großen Freigelände ihre Neuheiten.
Trotz Inflation und Krisenstimmung erlebt der Caravan- und Wohnmobilmarkt bislang keinen Abschwung und liegt weiterhin weit vor den Vor-Corona-Zeiten. Per Ende Juli 2024 wurden in Deutschland 67.681 Freizeitfahrzeuge (Wohnmobile und Wohnanhänger) neu zugelassen, ein Plus von 7,2 Prozent.
Dabei legten die Wohnmobile um 9,8 Prozent zu auf 52.724 Einheiten, die Caravans verzeichneten einen leichten Rückgang um 1,1 Prozent auf 14.957 Einheiten.
"Die getrübte Konsumstimmung zum Saisonauftakt boten keine ideale Ausgangssituation für den deutschen Caravaning-Markt. Umso bemerkenswerter sind die rund 68.000 Neuzulassungen in den ersten sieben Monaten, die ein insgesamt gutes Ergebnis darstellen," sagte der Geschäftsführer des Caravaning industrie Verbandes (CIVD), Daniel Onggowinarso.
Ein nicht mehr zu übersehender Trend des Caravan-Salons sind chinesische Hersteller. So stellt etwa Deddle RV, der sich selbst als Premium-Anbieter im chinesischen Wohnmobil-Markt sieht, allein vier Modelle aus.
Dieser Hersteller war im vergangenen Jahr der erste chinesische Aussteller auf dem Düsseldorfer Salon. Nach eigenen Angaben strebt Deddle RV auf dem europäischen Wohnmobil-Markt einen Anteil von fünf Prozent an. Vertrieben werden die Modelle von Deddle RV vom Importeur La Marca, der in Landsberg am Lech ansässig ist.
Die chinesischen Wohnmobile, die in Europa angeboten werden, basieren nicht auf chinesischen Basisfahrzeugen, sondern bewusst auf europäischen Modellen. Dies ermöglicht einen im Prinzip europaweiten Service.
So basiert etwa der "Carbonic Liner 7.8" von Deddle RV auf dem Iveco Daily. Der komplette Aufbau besteht dabei aus Carbon, was enorme Gewichtsvorteile bietet und deshalb den Einbau zahlreicher Geräte ermöglicht, die sonst nicht in europäischen Wohnmobilen zu finden sind. So gibt es beispielsweise eine Waschmaschine und eine Spülmaschine in dem Fahrzeug. Aus einem Küchenschrank kann ein großes TV-Gerät ausgefahren werden.
Nicht zuletzt besticht das Modell mit zwei ausfahrbaren Wandelementen, so genannten Slide-Outs. Diese sind bislang bis auf wenige Ausnahmen nur in sehr großen US-amerikanischen Wohnmobilen üblich.
Die Trends der letzten beiden Caravan-Salons zeigen sich 2024 nochmals verstärkt: Immer mehr Fahrzeuge verfügen über Allrad-Antrieb. Damit sollen die schweren Fahrzeuge zwar nicht duch die Sahara brettern, aber immerhin auf feuchten Wiesen manövrierfähig bleiben.
Spektakulär in der Camper-Szene ist eine Studie des Ausbauers Spacecamper. Die Manufaktur baut einen VW Transporter 6.1 mit einem Aufstelldach aus, das auch während der Fahrt bis Tempo 120 offen bleiben kann - damit dürfte die Fahrt sehr luftig werden.
Ein zweiter unübersehbarer Trend ist die Hinwendung zu leichteren Innenausbauten, die dadurch mehr Komfort ermöglichen. Statt Holz und Sperrholz ziehen verstärkt Aluminium, Polypropylen und Leichtbau-Platten aus Mix-Werkstoffen ein.
Unverkennbar ist auch der Trend zum Verzicht auf Gas-Kocher. Statt dessen bauen immer mehr Anbieter Küchen mit elektrischen Induktions-Kochplatten ein. Diese erfordern allerdings deutlich größere Stromspeicher und mehr PV-Anlagen auf dem Dach. Eingespart wird dabei der Platz für die Gasflaschen im Auto.
Preislich bewegt sich der gesamte Caravaning-Markt nach der Hypernachfrage der vergangenen drei Jahre wieder leicht nach unten. Diverse Kastenwagen-Ausbauten werden trotz besserer Ausstattung um 2000 bis 4000 Euro günstiger angeboten als noch vor einem Jahr.
Einige Anbieter specken die Ausstattung ab, kappen dafür aber auch den Preis um bis zu 10.000 Euro.
