Autohäuser: Stellantis-Händler sollen ins Ungewisse investieren

Autobauer Stellantis fordert viel von seinen Vertriebspartnern: Die Händler sollen in eine neue Corporate Identity (CI)I investieren, also zum Beispiel Verkaufsräume gemäß den Markenvorgaben gestalten. Das ist bei vielen auch dringend nötig. Doch die Kosten sind hoch und die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Händler noch nicht geklärt.

Dabei tickt für die Händler die Uhr: Der Bestellschluss für die CI ist der 30. November 2024. Bis dahin müssen sich die Partner entschieden haben, sonst droht ihnen das Aus. Nicht zuletzt, weil für Stellantis das neue Erscheinungsbild ein europaweites Projekt ist.  

„Es ist bei den Opel-Partnern angekommen, dass es der Hersteller ernst meint“, sagte Peter Hübner, Vorstandssprecher des Verbands Deutscher Opel-Händler (VDOH) nach der Mitgliederversammlung in Frankfurt. Keiner glaube ernsthaft, dass er ohne entsprechende Investitionen durchkomme.

Wollen die Partner dabeibleiben, müssen sie tief in die Tasche greifen. Im Vertriebsnetz machen Zahlen zwischen 180.000 und 250.000 Euro pro Standort und Marke die Runde. Dabei ist klar, dass sich die Höhe der Investition letztlich von Betrieb zu Betrieb unterscheidet.

Zur durchschnittlichen Investitionshöhe wollte sich Hübner nicht äußern. Doch in den Gesprächen mit dem Hersteller waren die Händler erfolgreich: Von den ursprünglichen Kosten habe man etwa ein Viertel heruntergehandelt, so Hübner.

Entsprechend kam der Hersteller seinen Partnern bei einigen CI-Themen entgegen. Hübner nannte ein Beispiel: In den Showrooms brauchen die Händler eine neue Beleuchtung. Die ursprünglich gewünschte farbliche Abstimmung auf die Stellantis-Marken ist vom Tisch.

Dennoch summieren sich für Stellantis-Mehrmarken-Händler die Investitionen schnell in die Millionen. Schließlich fordert der Hersteller nicht nur von seinen Opel-Händlern einen neuen Auftritt, sondern auch von den anderen Marken-Partnern.

Ein Fiat-Händler winkt ab. „Ich weiß nicht, wie ich die 200.000 Euro wieder erwirtschaften soll“, so der Stellantis-Partner. Die vom Konzern gesetzten Standards seien zu hoch, das sei nicht mehr zeitgemäß. Wie viele Stellantis-Partner den gleichen Weg gehen, ist offen.

Zumal die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Händler noch immer nicht klar ist. Nach mehrmaligem Verschieben sollte die Agentur eigentlich Mitte 2025 starten. Doch das klappt auch nicht.

Deshalb hat Stellantis die Händlerverträge bis Ende 2026 verlängert. Nun geht der Händlerverband davon aus, dass zumindest zuvor keine Umstellung stattfindet. Viele Partner zweifeln daran, ob sie überhaupt noch kommt.

In Österreich, wo Stellantis bereits mit der Agentur arbeitet, ist die Situation wie folgt: Stellantis muss einen Teil der Kosten tragen. Die markenspezifischen Investitionen für den Neuwagenbereich liegen beim Hersteller, die marktspezifischen beim Händler.

Für jedes Element habe man sich auf einen bestimmten Verteilungsschlüssel geeinigt, berichtet ein österreichischer Stellantis-Partner bereits im vergangenen Jahr. Am Ende liege die Kostenverteilung Hersteller/Agent insgesamt bei 70 zu 30.

In Deutschland stehen die neuen Agenturverträge zwischen Stellantis und seinen Vertriebspartner noch nicht. „Wir haben noch etwa ein Dutzend Themen offen“, sagte Hübner. Aber ein Vielfaches davon sei bereits geklärt worden.

Zwar äußern sich die Händler durchaus positiv über die Aussichten, die sie von Stellantis zu den kommenden Produkten erhalten haben. Doch der Vertrag ist letztlich die Basis für die künftige Zusammenarbeit. Für die Händler eine entscheidende Facette, ob sich eine Investition in die neue CI lohnt.