Online-Zulassung sorgt weiterhin für Ärger

Die Probleme mit der digitalen Fahrzeugzulassung reißen nicht ab. Zwar jubelt das Verkehrsministerium über das Knacken der Millionenmarke bei den Online-Zulassungen innerhalb von zwölf Monaten, doch der Frust bei Händlern und Dienstleistern sitzt tief.

„Wir sind verwundert, dass seit über einem Jahr ein simpler Prozess der Fahrzeugzulassung immer noch nicht vollumfänglich digitalisiert ist“, sagt Kurt-Christian Scheel, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK).

Der Lobbyverband fordert von den Länderverkehrsministern, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Denn laut ZDK können erst gut zwei Drittel (68 Prozent) der Zulassungsbehörden den Online-Dienst der i-Kfz-Portale uneingeschränkt und vollautomatisiert nutzen. Das Dashboard des Verkehrsministeriums zeige, dass gerade mal 281 der 411 Ämter dazu in der Lage sind.

Seit September 2023 können Händler, Flottenbetreiber und Dienstleister (juristische Personen) das Angebot nutzen, um Fahrzeuge anzumelden. Doch bereits vor knapp zehn Jahren startete das Verkehrsministerium mit Stufe eins, dem Abmelden von Fahrzeugen.

Der Ansatz ist gut, denn mit der digitalen Zulassung kann man sich den Weg ins Amt sparen und muss vor Ort nicht warten. Zudem ist sie laut Verkehrsministerium auch noch günstiger:  Wer sein Auto online zulässt, zahlt 16,30 Euro. Für denselben Vorgang am Schalter werden demnach 30,60 Euro fällig.

Die Händler erhalten einen digitalen Zulassungsbescheid unmittelbar, mit dem ihre Kunden direkt losfahren können. Die finalen Dokumente (Zulassungsbescheinigung I und II sowie Plaketten) werden direkt im Anschluss bequem per Post versandt.

Das kommt an. Zumindest auf den ersten Blick. In den vergangenen zwölf Monaten wies das Ministerium 1,2 Millionen Vorgänge über das Online-Portal aus. Doch auf die Zahl ist ein genauer Blick nötig.

Laut Florian Cichon, Vorsitzender von Premiumzulasser, erfolgte lediglich knapp jeder fünfte Vorgang über die sogenannte Großkundenschnittstelle, über die Autohäuser und Dienstleister mit dem Portal verbunden sind. Von den knapp 250.000 Vorgängen seien mehr als 200.000 Abmeldungen gewesen, lediglich gut 40.000 Neuzulassungen und Umschreibungen. Mit Blick auf die jährlich sieben bis acht Millionen Neuzulassungen und Besitzumschreibungen also weniger als ein Prozent.

„Zuletzt gab es insgesamt rund 45.000 Vorgänge pro Monat im Großkundengeschäft“, so Cichon, Die Mitglieder der Premiumzulasser hätten davon etwa jeden fünften eingereicht. Zwar nimmt die Zahl der Vorgänge unterm Strich zu, aber es gab auch einzelne Monate wie den August, in denen sie wieder rückläufig war.

Ein Grund könnte sein: Die Problemanalyse und -bearbeitung dauert laut Cichon oft Wochen. „Da sind die entsprechenden Fahrzeuge längst manuell zugelassen worden“, so Cichon.  Aus seiner Sicht entwickelt sich die digitale Zulassung viel zu langsam.

Er ist bereits einen Schritt weiter: „Wir brauchen dringend die Stufe 5, die alle relevanten Standardprozesse einer Zulassung umfasst. Sie ist zwar in Planung, aber ich befürchte, die Umsetzung wird wieder Jahre dauern. Das ist zumindest die bisherige Erfahrung mit i-kfz.“

Für einen weiteren Schub könnte nun MyDigitalCar sorgen. De Tochter der Volkswagen Financial Services startet Mitte September mit Roll-out ihrer entsprechenden Lösung. Bereits seit 2019 nutzt VWFS die Software im Rahmen eines Pilotprojekts in Braunschweig.

Nutzen die Händler das Angebot, kommen stellt das Unternehmen die „vorgangsbezogenen Kosten“, in Rechnung. „Die Resonanz aus dem Handel ist bisher sehr gut“, sagt Manuela Voigt, Sprecherin der Geschäftsführung der VW Leasing.

„Ich rechne fest damit, dass künftig ein Großteil der Zulassungen in Deutschland digital erfolgen wird.“ Bei rund drei Millionen Neuzulassungen und sieben Millionen Besitzumschreibungen gibt es genug Potenziale.