Kommentar: Porsche regelt Meschke-Nachfolge – aber es bleiben Fragen

Zunächst die gute Nachricht: Mit Jochen Breckner und Matthias Becker hat Porsche zwei Manager aus den eigenen Reihen gefunden, die nun die Nachfolge von Finanzchef Lutz Meschke und Vetriebschef Detlev von Platen antreten. 

Beide Manager kennen das Unternehmen seit vielen Jahren, haben sich in ihrem Aufgabengebiet bewährt und sind beliebt bei Mitarbeitern. Damit entfällt eine lange Einarbeitungszeit. Die Kontinuität im Vorstand bleibt gewahrt.

Das Unternehmen war sichtlich bemüht, den Rauswurf Meschkes und von Platens als einen von langer Hand geplante Rochade aussehen zu lassen. Porsche leite einen geplanten Personalwechsel ein, heißt es in der Mitteilung. „Wir profitieren hier von einer strukturierten Nachfolgeplanung und einer langfristig ausgerichteten Personalentwicklung“, wird CEO Oliver Blume zitiert. Ein netter Versuch, die Öffentlichkeit in die Irre zu führen.

Genau das Gegenteil ist wahr. Mit einer Pflichtmitteilung für die Börse musste Porsche Anfang Februar seine Pläne offenlegen, sich von Meschke und von Platen „im Einvernehmen“ zu trennen, nachdem die Bild-Zeitung darüber berichtet hatte. 

Beide Vorstände hatten noch langlaufende Verträge. Von möglichen Nachfolgern war zu diesem Zeitpunkt keine Rede. Wäre es tatsächlich um einen Generationenwechsel im Vorstand gegangen, dann hätte dieser sicher anders vorbereitet werden können.

Da Meschkes Leistungen als weitsichtiger Stratege für das Unternehmen (Börsengang!) unbestritten sind, kommt als Grund nur ein persönliches Zerwürfnis mit Blume infrage. Dafür spricht, dass er sich in der Mitteilung mit keinem Wort zu den langjährigen Kollegen äußert. 

Immer wieder wurden Meschke Ambitionen auf den Chefposten nachgesagt, falls Blume eines Tages die Doppelrolle an der Spitze des VW-Konzerns und der Sportwagen-Tochter aufgeben sollte. Vielleicht war Meschke mit seinen 58 Jahren am Ende zu forsch aufgetreten, um seine persönliche Karriere zu befördern.

So oder so bleiben Fragen offen. Dazu gehört, warum Meschke zwar seinen Posten in der Porsche AG aufgeben muss, nicht aber in der Dachgesellschaft Porsche SE der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch, wo er das Ressort für Beteiligungsmanagement leitet. Hier werde er seine Aktivitäten "mit voller Kraft vorantreiben", heißt es. 

Dazu gehören kleinere Start-ups, aber eben auch die Mehrheitsbeteiligung am Volkswagen-Konzern. Auf diese Weise kontrolliert Meschke im Prinzip indirekt auch Volkswagen-CEO  Blume. Klare Verhältnisse sehen anders aus.

Ungeklärt ist nach wie vor auch die Rolle von Blume selbst. Der hat zwar nun den Generationenwechsel im Porsche-Vorstand eingeleitet. Ein Nachfolger für ihn in Stuttgart ist nicht in Sicht. Die Neulinge sind zu unerfahren, der Rest des Vorstands mit Ausnahme von Software-Chef Sajjad Khan zu alt, um an die Spitze zu rücken. 

Zu seiner eigenen Zukunft hat sich Blume bisher nicht geäußert, was weitere Spekulationen nähren dürfte. Erst wenn die Frage der Doppelfunktion geklärt ist, dürfte bei Porsche wieder Ruhe einkehren.