Porsche stellt Vertrieb neu auf: Audi-Strategin übernimmt wichtige Rolle

Porsche-Vertriebschef Matthias Becker hat es eilig. Kaum vier Wochen nach Amtsantritt hat er bereits zahlreiche Personalentscheidungen gefällt. Damit soll das Ressort schlagkräftig aufgestellt werden, um die zahlreichen Herausforderungen der kommenden Monate zu bewältigen.

Die Entscheidungen betreffen auch den Heimatmarkt. Da Alexander Pollich im vergangenen September als eine Art Feuerwehrmann nach China beordert wurde, war der Posten vakant.

Nun soll Robert Ader zum 1. Mai neuer Geschäftsführer der Porsche Deutschland GmbH werden. "Seine Expertise wird uns helfen, die Marke Porsche in Deutschland weiter zu stärken und neue Impulse zu setzen", sagt Becker.

Ader ist seit 2001 bei Porsche und leitete zuletzt in Personalunion das globale Marketing sowie die Vertriebsregion Europa. Das globale Marketing übernimmt Arthur Willmann zusätzlich zu seiner bisherigen Aufgabe als Leiter Digital Experience & Data.

Die Nachfolge von Ader als Chef der Vertriebsregion Europa kommt aus dem eigenen Haus. Die Region Europa (ohne Deutschland) wird künftig von Iryna Kauk verantwortet.

Kauk leitete zuletzt die Tochtergesellschaft Porsche Central and Eastern Europe in Prag. Ihr folgt Michael Kirsch, der seit 2012 bei Porsche ist und unter anderem als regionaler CEO in den Märkten Korea, Japan und China tätig war.

Auch für Beckers vorherige Position ist nun Ersatz gefunden. Mit Christiane Zorn kommt die Lösung ausnahmsweise nicht von Porsche, sondern von der Konzernschwester Audi. Zorn war in Ingolstadt zuletzt für die Produktstrategie zuständig und übernimmt zum 1. Mai bei Porsche die Region Übersee- und Wachstumsmärkte.

Bis 2023 war die gebürtige Heilbronnerin Leiterin des Produktmarketings bei Audi. Zorn hat in ihrer Karriere viele Jahre in China verbracht, nicht nur für Audi, sondern auch für BMW und die Marke Mini.

Bei den Wachstumsmärkten handelt es sich um Länder wie Saudi-Arabien, Australien, Singapur oder Malaysia, die für Porsche eine wichtige Rolle spielen. Sie sollen die aktuelle Schwäche in China ausgleichen und neben Europa und USA eine vierte Säule bilden. 

Allein im vergangenen Jahr betrug der Zuwachs in dieser Region sechs Prozent. Mit 55.533 verkauften Einheiten sind die Wachstumsmärkte inzwischen gleichauf mit China (56.887 Einheiten). Angesichts der Zollstreitigkeiten mit den USA dürfte die Bedeutung dieser Region in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen.

Becker sieht sein Team damit gut aufgestellt, zumal darin auch zwei neue Kolleginnen vertreten seien. "In dieser Zusammensetzung haben wir alle Voraussetzungen, um den Vertrieb und die Marke Porsche in Zukunft konsequent und erfolgreich weiterzuentwickeln."

Das wird auch notwendig sein. Zum ersten Mal seit vielen Jahren hatte Porsche 2024 einen Dämpfer bei der Absatzentwicklung hinnehmen müssen. 310.718 ausgelieferte Fahrzeuge bedeuten einen Rückgang um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Während Porsche in den Regionen Europa, USA sowie Übersee- und Wachstumsmärkte zulegen konnte, verhagelte die China-Schwäche die Bilanz. Im einst wichtigsten Markt schrumpften die Verkäufe um 28 Prozent.

Für das laufende Jahr hatte Porsche bereits angedeutet, dass Absatz und Umsatz nochmals unter Vorjahr liegen könnten. Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle auf importierte Fahrzeuge treffen den Sportwagenhersteller zudem besonders hart, da die Fahrzeuge ausschließlich in Deutschland und der Slowakei produziert werden.

Dies könnte weiteres Volumen kosten. Klar ist jedenfalls, dass die neuen Vertriebsmanager ihr Amt in turbulenten Zeiten antreten.