Der Digitale Zwilling wird zum Gamechanger

Der Name Nvidia ist fast immer zu hören, wenn es um Metaverse-Anwendungen in der Industrie geht. Sowohl Automobilhersteller selbst wie auch die Anbieter von Fabrikplanungs- und Automatisierungslösungen kooperieren mit dem Chip-Shooting-Star. BMW ebenso wie Mercedes-Benz und Siemens genauso wie Rockwell.

In der Automobilindustrie fing es damit an, virtuelle Abbilder - die sogenannten Digitalen Zwillinge - von einzelnen Robotern oder Montagestrecken zu nutzen, um das Zusammenspiel von Maschinen, Anlagen, Bauteilen und Menschen zu simulieren. So konnten etwa mögliche Kollisionen in der virtuellen Welt erkannt und beseitigt, Abläufe optimiert werden, bevor die Anlagen tatsächlich aufgestellt wurden. Zudem können sich in so einem industriellen Metaverse auch Mitarbeiter von weltweit verteilten Standorten in Form von Avataren treffen und gemeinsam in dreidimensionalen virtuellen Räumen an der Planung arbeiten.

Als die virtuellen Welten immer größer und komplexer wurden, hatte der mit Grafik-Prozessoren bekanntgewordene Chiphersteller Nvidia die richtigen Rechnersysteme parat, die sich durch ihre Arbeitsweise auch bestens für Künstliche Intelligenz eignen. BMW etwa plante mit der Nvidida-Lösung Omniverse Enterprise seine neue Fabrik in Ungarn, wo 2025 die Neue Klasse anlaufen soll. „In Debrecen entsteht das modernste Werk der Welt“, betont BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljković. Vor gut einem Jahr, also zwei Jahre vor dem Start der Serienfertigung, ließ BMW dort virtuell im Metaverse die Produktion anlaufen, um die Abläufe zu optimieren und sicherzustellen, dass später im realen Werk von Anfang an alles fehlerfrei läuft.

Mercedes-Benz setzte die Nvidia-Technik bereits in Rastatt ein, wo ab Mitte der Dekade die ersten Elektrofahrzeuge auf Basis der MMA-Plattform von den Bändern rollen sollen. Bei den dafür notwendigen Umbauten hat Mercedes-Benz mit Nvidia erstmals die Fabrik-Anlagen mithilfe eines digitalen Zwillings geplant.

Siemens hat bereits 2022 in einem ersten Schritt seine Plattform Xcelerator mit Nvidia Omniverse verknüpft, um seinen Kunden ein industrielles Metaversum mit physikalisch gestützten, digitalen Modellen von Siemens in Kombination mit Echtzeit-KI von NVIDIA zur Verfügung zu stellen. Erst im März haben die beiden Unternehmen ihre Partnerschaft erweitert, um mit generativer KI die Visualisierung komplexer Daten voranzutreiben.

Praktisch zeitgleich gab Siemens-Konkurrent Rockwell Automation bekannt, ebenfalls mit Nvidia zusammenzuarbeiten. Rockwell wird unter anderem die Programmierschnittstellen der Nvidia Omniverse Cloud in die eigene Software für Digitale Zwillinge integrieren und so die Visualisierung vorantreiben. „Die Nachfrage nach beschleunigtem Computing für die Erstellung, Simulation und den Betrieb großer digitaler Zwillinge steigt“, konnte Rev Lebaredian, Vice President, Omniverse and Simulation Technology bei Nvidia, erfreut feststellen.

Bedenken wegen der Sicherheit der Daten der jeweiligen Nutzerunternehmen will T-Systems ausräumen. Der Dienstleister bietet seit Herbst 2023 Nvidia Omniverse auf einer „souveränen, europäischen Cloud-Plattform“ an. T-Systems konnte nach eigenen Angaben bereits einen namentlich nicht genannten „großen deutschen Automobilhersteller“ als ersten Kunden für diese Plattform gewinnen.

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