Der Autozulieferer Schaeffler will mit der Übernahme der früheren Conti-Antriebssparte Vitesco einen großen Anbieter für Elektromobilität formen. Schaeffler bietet den Vitesco-Aktionären 91 Euro je Papier in bar, um die Firmen letztlich zu fusionieren, wie die Herzogenauracher mitteilten. Die Schaeffler-Familie hält bereits knapp 50 Prozent an Vitesco. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über entsprechende Pläne der Schaefflers berichtet - spekuliert worden war darüber schon länger.
Der Kurs der Vitesco-Aktie, Ende vergangener Woche noch bei gut 75 Euro, zog um etwa ein Fünftel an. In der Spitze stieg er auf 91,30 Euro. Das war der höchste Stand, den die Vitesco-Aktie je erreicht hat, und lag sogar leicht über dem Angebot von Schaeffler. Für die Schaeffler-Papiere ging es deutlich abwärts, sie verloren 4,2 Prozent. Die Conti-Papiere verloren im Dax 1,8 Prozent an Wert. Der Kurs der seit Kurzem im MDax notierten Vitesco-Aktie hatte in diesem Jahr bis zuletzt bereits um knapp 40 Prozent zugelegt. Das Regensburger Unternehmen wurde damit mit etwas mehr als drei Milliarden Euro bewertet. Das Angebot von Schaeffler bewertet Vitesco nun mit rund 3,6 Milliarden Euro.
Das im SDax gelistete Unternehmen Schaeffler hat sich nach eigenen Angaben ein umfangreiches Finanzierungspaket arrangiert, das eine Brückenfinanzierung für das Erwerbsangebot einschließt. Rosenfeld machte bei Bloomberg deutlich, dass das Unterfangen rund 1,8 Milliarden Euro an Finanzierung benötige. Kartellrechtliche Freigaben seien in der EU nicht mehr nötig und auch in vielen anderen Ländern nicht. So könne der Deal schnell durchgezogen werden. Die Annahmefrist für das Angebot soll Schaeffler zufolge Mitte Dezember 2023 enden. Das Unternehmen rechnet mit einem Vollzug des Erwerbsangebots im Januar 2024.
"Es wird ein Unternehmen entstehen, das 25 Milliarden Euro Umsatz macht, 120.000 Mitarbeiter und 100 Werke hat", sagte Schaeffler-Vorstandschef und Vitesco-Aufsichtsrat Klaus Rosenfeld der Deutschen Presse-Agentur. "Bei Schaeffler gab es immer wieder Zäsuren, die Übernahme von FAG, Conti, der Börsengang – in diese Reihe ist diese Transaktion einzureihen."