Stuttgart. Daimler ist deutlich schlechter als zu Jahresbeginn erhofft in das neue Jahr gestartet und musste nun wie erwartet die Gewinnprognosen senken. Während der Absatz des Stuttgarter Autoherstellers im ersten Quartal stagnierte, brach der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 56 Prozent auf 917 Millionen Euro ein. Der Nettogewinn sank sogar um 60 Prozent auf 564 Millionen Euro. "In den ersten drei Monaten des Jahres haben sich viele Märkte, insbesondere Westeuropa, konjunkturbedingt schlechter entwickelt als erwartet. Dennoch konnten wir sowohl Absatz als auch Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal nahezu stabil halten und in vielen Segmenten Marktanteile hinzugewinnen", so die Erklärung von Daimler-Chef Dieter Zetsche, der in Personalunion auch die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars leitet. Diese verzeichnete ein EBIT-Minus von 63 Prozent auf 460 Millionen Euro, was einer Marge von 3,3 Prozent (Vorjahresquartal 8,2 Prozent) entspricht. Der Konzernumsatz sank im ersten Quartal um drei Prozent auf 26,1 Milliarden Euro. Der Absatz lag bei 501.600 Pkw und Nutzfahrzeugen. Im Jahr 2012 hatte Daimler 502.086 Fahrzeuge verkauft.
Aufgrund der schlechten Zahlen im ersten Quartal senkte Daimler nun die Ergebnisprognose wie bereits auf der Hauptversammlung vor wenigen Tagen angekündigt. Im Geschäftsjahr 2013 erwartet der Konzern ein EBIT aus dem laufenden Geschäft unter dem Niveau des Vorjahres, als ein bereinigtes EBIT von 8,1 Milliarden Euro erzielt worden war. Begründet wird der Rückgang auch mit dem Verkauf der Beteiligung am Luft- und Raumfahrtkonzern EADS, dessen Gewinne und Verluste anteilig in die Daimler-Bilanz einflossen. "Über die nächsten Quartale wollen wir uns ergebnisseitig natürlich deutlich verbessern. Haupttreiber sind die Erneuerungen und Erweiterungen unseres Produktportfolios, zunehmend positive Effekte aus Effizienzprogrammen und die erwartete Erholung im Jahresverlauf", so Finanzchef Bodo Uebber in einer Telefonkonferenz. Er bekräftigte, dass das zweite Quartal besser ausfallen solle als das erste.Noch zu Jahresbeginn hatte Daimler darauf gehofft, das operative Ergebnis im Konzern stabil halten zu können. Der Stuttgarter Autohersteller hatte bereits im Oktober 2012 eine Gewinnwarnung herausgeben müssen. Die Aktie reagierte zunächst kaum auf die seit längerem erwartete Prognosekorrektur. Im Verlauf des Vormittags ging sie in einem leicht positiven Gesamtmarkt allerdings auf Tauchstation und rutschte im Tagesverlauf immer weiter ab. Am frühen Nachmittag notierte das Papier mit einem Minus von 2,1 Prozent bei rund 40 Euro. Während sich die Gewinnperspektiven eingetrübt haben, hält Daimler an dem Ziel fest, den Konzernabsatz und -umsatz in diesem Jahr zu steigern. Im Geschäftsjahr 2012 hat der Konzern 2,198 Pkw und Nutzfahrzeuge verkauft und damit 114,3 Milliarden Euro erlöst. Das nominale EBIT lag bei 8,6 Milliarden Euro, der Nettogewinn bei knapp 6,5 Milliarden Euro.Daimler rechnet 2013 mit Gewinnrückgang
Auch für die Pkw-Sparte senkte Daimler den Ausblick. Statt eines "leichten" Gewinnrückgangs spricht das Unternehmen nun von einem EBIT unter dem Niveau des Vorjahres. Im Vorjahr hatte die Sparte 4,4 Milliarden Euro verdient und eine Marge von 7,1 Prozent ausgewiesen. Nach wie vor will Mercedes-Benz Cars den Absatz im laufenden Jahr steigern und damit über das Volumen von 1.451.569 Fahrzeugen kommen. Die globale Pkw-Nachfrage dürfte laut Bodo Uebber zwischen zwei und vier Prozent zulegen: "Wir wollen besser sein als die vier Prozent. Das werden wir in den nächsten Quartalen belegen." Vor allem neue Modelle sollen die Verkäufe ankurbeln: Das neue viertürige Coupé CLA ist bereits gestartet. Es folgt die komplett runderneuerte E-Klasse und im Sommer die neue Generation der S-Klasse. Die renditestarke Oberklasse-Limousine kommt mit einer Verzögerung von mehreren Monaten in die USA und China, so dass sie weltweit erst 2014 voll verfügbar ist. Dennoch erwartet Uebber schon im Jahresverlauf hohe Volumina: "Das wird auch ergebnisseitig starke Effekte haben."
Dass der Gewinn der Pkw-Sparte mit den Marken Mercedes-Benz und Smart dennoch unter Druck kommt, hat verschiedene Gründe, die auch schon das erste Quartal verhagelt haben. Während im Vorjahresquartal noch ein EBIT von 1,2 Milliarden Euro und eine Marge von 8,2 Prozent erzielt worden war, kämpft Mercedes nun mit der Verschiebung des Absatzes weg von hochmargigen Modellen wie der E- und S-Klasse, die unter dem Generationswechsel leiden, hin zu der Kompaktklasse, die deutlich weniger Gewinn abwirft. Außerdem brechen hochprofitable Märkte wie Frankreich und auch Deutschland zunehmend weg. In China muss Mercedes die komplette Vertriebsorganisation neu strukturieren, will aber in diesem Jahr das Volumen steigern. Dies und die hohen Rabatte, die vor allem auf dem durchhängenden europäischen Markt mittlerweile üblich sind, belasten das Sparten-EBIT mit insgesamt 297 Millionen Euro. Dazu addieren sich Investitionen in neue Technologien und den Kapazitätsausbau sowie höhere Kosten für Gewährleistungsfälle sowie die Aufwertung der Fahrzeuge mit hochwertigeren Materialien. Dieser Effekt beläuft sich auf 528 Millionen Euro. Damit der Gewinn nicht noch weiter abrutscht, hat Mercedes ein Effizienzprogramm gestartet, das in diesem Jahr zu einer Kostenentlastung von 600 Millionen Euro führen soll. Bis Ende 2014 sollen zwei Milliarden Euro gespart werden.Der einst führende Premiumhersteller hinkt mittlerweile sowohl beim Absatz als auch der Profitabilität den bayerischen Konkurrenten hinterher. BMW verkaufte im vergangenen Jahr 1,8 Millionen Modelle von BMW, Mini und Rolls-Royce und wies eine Marge von 10,9 Prozent aus. Audi setzte 1,45 Millionen Fahrzeug ab, die Rendite lag bei 11,7 Prozent. Mercedes will bis 2020 wieder an die Spitze des weltweiten Premiumsegments zurückkehren und bis dahin den Absatz verdoppeln. Das Margenziel liegt bei zehn Prozent, noch offen ist, wann das erreicht werden soll.Doch nicht nur die Pkw-Sparte des Daimler-Konzerns leidet an der schlechter Konjunktur, hausgemachten Ineffizienzen und massiven Investitionen in den Ausbau des Produktportfolios sowie den Kapazitätsaufbau. Im ersten Quartal ging der Gewinn der Lkw-Sparte um 69 Prozent auf 116 Millionen Euro zurück. Im laufenden Jahr rechnet Daimler Trucks nun mit einem stagnierenden Gewinn (2012: 1,7 Milliarden Euro) statt einer Verbesserung. Gleiches gilt für die Transporter-Division, deren Gewinn 2012 bei 541 Millionen Euro lag. Im ersten Quartal ging das EBIT um 51 Prozent auf 81 Millionen Euro zurück. Aufwärts geht es bei den Bussen: Die Sparte verringerte den Verlust von 105 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf nun 31 Millionen Euro. Auf Jahressicht soll das Ergebnis (2012: -232 Millionen Euro) weiter zulegen. Für die Finanzdienstleistungen geht Daimler von eine stabilen Ergebnisentwicklung aus (2012: 1,3 Milliarden Euro). Im ersten Vierteljahr war der Profit um neun Prozent auf 314 Millionen Euro rückläufig gewesen.
Auf Konzernebene hat Daimler im ersten Quartal 1,6 Millionen Euro in neue Technologien, Produkte und Märkte investiert. Der free Cash-flow lag somit bei 1,2 Milliarden Euro. Im Vorjahresquartal waren rund zwei Milliarden Euro aus den Kassen des Autoherstellers abgeflossen. Die Nettoliquidität beläuft sich auf zehn Milliarden Euro.Nachdem zunächst 2012 und später auch 2013 als Übergangsjahre tituliert worden waren, hofft Daimler ab 2014 auf den zunehmenden Rückenwind der Märkte, hohen Entlastungen durch die aufgelegten Kosteneinsparungsprogramme und vor allem darauf, die Früchte der getätigten Investitionen ernten zu können. "Wir rechnen 2014 und in den Folgejahren mit einer Ergebnissteigerung in allen Geschäftsfeldern und im Konzern insgesamt", so Uebber.