Chinesische Hersteller versuchen es in Europa jetzt mit Verbrennern

Die deutschen Hersteller besinnen sich mehr und mehr wieder auf ihre alten Kernkompetenzen: den Bau von Verbrennern. Mercedes, Porsche, Volkswagen kehren zwar der E-Mobilität nicht den Rücken, schieben aber Benziner und Diesel wieder stärker in den Vordergrund.

Schon zuvor haben chinesische Hersteller die gleiche Richtung eingeschlagen: Sie verschieben ihr in Europa angebotenes Portfolio zunehmend Richtung Verbrenner. Da Elektroautos von Privatkunden wenig nachgefragt sind, kommen sie nun verstärkt mit Verbrennern.

Beispiel MG: Die SAIC-Tochter kam mit dem Ziel, E-Autos für alle zugänglich zu machen. Jetzt verfolgt sie die Strategie bei Verbrennern. Im März kommen der MG3 und den MG ZS als lupenreine Benziner.

„Der Markteintritt von chinesischen Automobilherstellern in Europa und insbesondere in Deutschland war für viele Fabrikate nicht besonders erfolgreich“, sagt Stefan Reindl, Chef vom Institut für Automobilwirtschaft (IfA).

Der allgemein schleppende Absatz von Elektroautos konterkariere die Vertriebsanstrengungen. Reindl: „Dagegen hat sich in den vergangenen Monaten der Absatz von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren stabilisiert oder sogar nach oben entwickelt.“

Für die chinesische Newcomer eine Chance, vor allem wenn sie in die Segmente gehen, die die traditionellen Hersteller in den letzten Jahren geräumt haben. „Chinesische Produkte laufen in erster Linie über den Preis.

Das gilt sowohl für BEVs als auch für Plug-ins und Verbrenner. Da der Markt an günstigen Fahrzeugen ausgedünnt ist, können sie hier punkten“, sagt Martin Benecke, Associated Director S&P Global. Das gelte auch für traditionelle Antriebe.

Die Fahrzeugpreise sind in den vergangenen Jahren deutlich über der Inflation gestiegen. Laut DAT-Report 2025 stiegen die Durchschnittspreise für einen Neuwagen in den vergangenen sechs Jahren um knapp ein Drittel (30 Prozent) auf 43.530 Euro. Viele Verbraucher fürchten, dass sie sich ein eigenes Auto bald nicht mehr leisten können.

Zumal die Hersteller vor allem im Kleinwagen-Segment die Reihen lichteten. Der Ford Ka gehört ebenso wie der Ford Fiesta der Vergangenheit an, einen neuen Renault Twingo suchen Verbraucher derzeit vergeblich. Das gleiche gilt für das Trio VW Up sowie die Schwesternmodelle Seat Mii und Škoda Citigo. Für chinesische Autobauer eine willkommene Chance.

Große Preissensibilität herrscht nicht nur bei Kleinwagenkäufern, sondern vor allem bei gewerblichen Kunden. Die auf Transporter-spezialisierte SAIC-Tochter Maxus wollte nach ihrem Markteintritt in Deutschland ihr Portfolio möglichst rasch komplett auf Elektro ausrichten. Jetzt spielt der Diesel in der Deliver-Reihe die größte Rolle.

„Maxus hat sehr frühzeitig und vollkommen richtig hier eine Kurskorrektur hin zum Diesel vollzogen“, sagt Jörn Wohlers, Geschäftsführer bei der Krefelder Autohausgruppe Preckel, die den ersten Maxus-Showroom eröffnet haben. „Angesichts eines Diesel-Absatzanteils von über 80 Prozent war dies auch im Sinne der Händler und Kunden die richtige Entscheidung.“

Den Weg nach Deutschland und Europa suchte Great Wall Motor (GWM) mit seiner Elektro- und Plug-in-Kompetenz. Doch der chinesische Hersteller mit seinen Submarken Ora und Wey kam im vergangenen Jahr gerade mal auf 3000 Neuzulassungen. Mit der Entwicklung bleibt GWM weit unter seinen einstigen Plänen zurück. Jetzt kommt der Autobauer mit reinen Verbrennern.

„Wir bringen zwei global entwickelte GWM-Modelle als Benziner, Hybrid und Plug-in-Hybrid“, kündigt Johannes Brandenburger, Geschäftsführer beim GWM-Importeur O! Automobile (Emil Frey). „Bei den nun angekündigten Modellen haben wir die Chance, größere Volumina zu bestellen.“

Die Neuausrichtung hat für die chinesischen Hersteller einen weiteren Vorteil. Denn die Europäische Union erhebt Extra-Zölle auf Elektroautos, nicht jedoch auf Verbrenner.

„Mit Verbrenner und Plug-ins können chinesische Hersteller die EU-Zölle umgehen und mit preiswerten Fahrzeugen auf den Markt kommen. In den nächsten vier Jahren wird es schwierig, die heimischen Hersteller mit anderen Produkten zu ärgern“, sagt S&P-Experte Benecke. „Sie schließen damit eine Lücke, bis sie in wenigen Jahren selbst in Europa produzieren.“

Die schwache Marktnachfrage trifft chinesische Hersteller besonders hart, da sie erst im Aufbau sind. Die Kosten sind hoch, die Erlöse gering. Benecke: „Mit dem erweiterten Angebot nutzen chinesische Hersteller eher die Gunst der Stunde, um den Markt nicht aufzugeben.“