Kfz-Branche: Werkstätten auch 2024 auf Rekordkurs

In vielen Autohäusern ist die Stimmung geteilt. Während auf der einen Seite der Verkauf stockt, herrscht in den Werkstätten Hochbetrieb. Bereits 2023 lag die Werkstattauslastung in der deutschen Kfz-Branche mit durchschnittlich 88 Prozent auf Rekordniveau.

Doch der Rekord könnte bald schon übertroffen werden. Auch 2024 arbeiten die Werkstätten am Anschlag – per Ende Juli meldet der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) eine Auslastung von 87 Prozent. Zum Vergleich: 2019 stand die Branche bei 83 Prozent.

"Die Wartezeiten im Service sind in der gesamten Branche auf Rekordniveau, egal ob in freien Betrieben oder in Markenwerkstätten. Ich habe das in der Form noch nie erlebt", sagt Detlef Peter Grün, ZDK-Vize und Bundesinnungsmeister. Wartezeiten von vier bis sechs Wochen auf Werkstatttermine seien nicht ungewöhnlich.

Mit der Auslastung steigen die Erträge. Einerseits, weil Betriebe höhere Preise durchsetzen können. Andererseits, weil Verbraucher ihre alten Autos länger fahren und mehr aufwendige Reparaturen anfallen. Von 2019 bis 2024 stieg das durchschnittliche Fahrzeugalter in Deutschland von 9,5 auf 10,3 Jahre.

"Vor ein paar Jahren hätte kaum ein Verbraucher 5000 Euro in ein neues Getriebe investiert. Solche Reparaturen waren eine Seltenheit. Jetzt aber verzeichnen wir immer mehr aufwendige und daher margenstarke Arbeiten", berichtet Grün. Er ist selbst Inhaber einer Werkstatt.

In vielen Autohäusern liefert der Aftersales mittlerweile die Hälfte des Deckungsbeitrags. Das Geld ist auch notwendig. Wer im Geschäft bleiben will, muss investieren. "Wer nicht mit E-Autos oder neuen Fahrassistenzsystemen arbeiten kann, ist irgendwann aus dem Geschäft", so Grün. Viele Betriebe hätten dies erkannt und würden "massiv" in neue Werkstattausrüstung investieren – vor allem für Arbeiten an E-Autos oder Fahrassistenzsystemen.

Das merken auch Werkstattausrüster. "Wir freuen uns über stetiges Umsatzwachstum", sagt Philipp Grosse Kleimann, Mitglied der Mahle-Konzernleitung. Es sei eine erhöhte Investitionsbereitschaft im Markt zu erkennen, heißt es bei Maha. "Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt, der Auftragseingang unverändert positiv." . „Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt, der Auftragseingang unverändert positiv.“ Besonders gefragt seien für E-Autos geeignete Hebebühnen, weil die Betriebe Beschädigungen an den hochpreisigen Fahrzeugen ausschließen wollten. Auch Hunter berichtet eine „robuste Nachfrage“ in allen Produktgruppen. Dazu zählen etwa Achsvermesssysteme oder Reifenmontiermaschinen.

Ähnlich äußert sich AVL Ditest. "Wir erkennen, dass aufgrund des Technologiewandels mehr in den Service elektrifizierter Fahrzeuge und die damit verbundene Diagnoseinfrastruktur investiert wird." Vor allem Markenbetriebe würden derzeit investieren, doch zeitversetzt sei das auch in freien Werkstätten zu erwarten.

Unterschiede zwischen den Kunden beobachtet auch Mahle. Markenwerkstätten würden kontinuierlich investieren, um auf dem neuesten Stand zu bleiben und die neuesten Modelle reparieren zu können, so Grosse Kleimann. Daneben gebe es aber auch Betriebe, denen aufgrund von Fachkräftemangel oder fehlender Nachfolgeregelungen die Langfristperspektive fehle. Diese seien bei beim Thema Werkstattausrüstung eher zurückhaltend, so Grosse Kleimann.

Doch weil viele Betriebe die notwendigen Investitionen angehen, übersteige in einigen Fällen die Nachfrage bereits die Produktionskapazitäten, so Grün. "Wartezeiten von einem halben Jahr sind mittlerweile normal." Das will Frank Beaujean, Präsident des Werkstattausrüster-Verbands ASA so nicht bestätigen. Das sei je nach Hersteller unterschiedlich. "Es gibt kein einheitliches Bild." Ein Problem seien aber die Installationskapazitäten. Hier bleibe die Branche nicht vom Fachkräftemangel verschont, so Beaujean weiter.

Die Ausrüster selbst betonen, dass sie für weitere Nachfrage gerüstet sind. Maha etwa erklärt, man sei in der Produktionsplanung flexibel und "noch nicht am Rande der Überlastung angekommen". AVL Ditest wiederum verweist darauf, dass man in den vergangenen Jahren stark gewachsen sei, um auf die gestiegene Nachfrage reagieren zu können. Das könnte angesichts der Automechanika nötig sein. Viele Werkstattbesitzer würden sich dort informieren – und kaufen, so Grün.