Noble Geschäfte: Mehr Händler wollen ein Stück vom Luxus-Kuchen

Luxus läuft im Autogeschäft – auch und gerade in Krisenzeiten. Bei vielen Luxusmarken haben sich die Absatzzahlen in den vergangenen Jahren vervielfacht. Das macht den Markt attraktiv für Händler auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern.

2010 verzeichnete Rolls-Royce 38 Neuzulassungen in Deutschland, 2024 waren es bereits 360. Bei Lamborghini stieg der Absatz in dieser Zeit von 99 auf 1114 Autos. Ähnlich sieht es auf europäischer Ebene aus. Dort stiegen etwa die Zahlen von Ferrari von 452 Autos im Jahr 2022 auf zuletzt 5423.

Die weiteren Aussichten sind trotz Wirtschaftskrise gut. "2025 wird kein leichtes Jahr werden. Ich bin dennoch zuversichtlich, dass wir unser Geschäft steigern können", sagt Thilo Kamps, Chef der Kamps-Gruppe. Diese vertreibt an fünf Standorten Marken wie Bentley, McLaren, Porsche und Rolls-Royce.

Luxus erhole sich schneller von Krisen als der Volumenbereich. "Viele unserer Kunden schieben Käufe auf, um sie dann nach Ende der Krise zügig nachzuholen. Das gibt es im Volumenbereich in dieser Form nicht."

Auch langfristig sei aufgrund weiter zunehmenden Wohlstands mit Wachstum zu rechnen. Hinzu kommen satte Erträge, weil Luxusmarken lieber ein Auto weniger verkaufen, um höhere Preise durchzusetzen.

"Früher waren die Fahrzeuge schon sehr teuer, aber jetzt sind sie nochmals in ganz anderen Dimensionen", sagt Martin Benecke, Associated Director bei S&P Global.

Seit einiger Zeit wächst auch die Zahl der Händler, die in das Geschäft vorstoßen. Im Januar eröffnete die Wackenhut-Gruppe einen Aston-Martin-Showroom in Baden-Baden.

Zur gleichen Zeit nahm die Feser-Graf-Gruppe McLaren ins Portfolio auf. Zuvor hatten die Franken in einer Partnerschaft mit der Emil-Frey-Gruppe Bentley hinzugefügt.

2024 eröffnete auch die Auto-Scholz-Gruppe einen Standort von Aston Martin. "Es steigen derzeit vermehrt Händler ins Geschäft mit Luxusautos ein", beobachtet Kamps.

Die Hersteller müssten auf das gestiegene Volumen reagieren und ihr Netz anpassen. Hinzu kommen die eigenen Ambitionen. "Bei einigen Super-Luxusmarken haben sich die Eigentümerstrukturen geändert. Das bringt Bewegung in den Markt. Schließlich wollen Investoren, die eingestiegen sind, auch profitieren", sagt Benecke.

Bei Aston Martin etwa stieg 2020 der kanadische Geschäftsmann Lawrence Stroll ein; McLaren gehört seit Dezember 2024 CYVN Holdings aus Abu Dhabi. Kein Zufall also, dass gerade hier die Zahl der Standorte zuletzt stieg.

Ein Selbstläufer sei das Geschäft aber nicht, warnt Kamps: "Man muss das Geschäft trotz der minimalen Stückzahlen genauso ernst nehmen wie eine Volumenmarke."

Wer glaube, dass eine Luxusmarke neben anderen Marken mitlaufen könne, werde keinen Erfolg haben. Auch auf Herstellerebene gibt es Risiken, warnt Benecke. Marken wie Bentley könnten sich durch die Elektrifizierung nicht mehr mit ihren Zwölfzylindermotoren differenzieren.

Zudem erfordert das Segment langen Atem und eine einschlägige Historie, damit sie von Kunden als Luxusmarke wahrgenommen wird und die aufgerufenen Preise bezahlt werden.

Benecke: "Ich bezweifle, dass jede Marke sich in dem Segment wie erhofft halten kann. Die Entwicklung bei Jaguar sehe ich eher kritisch."