Top 50: Europas größte Händler sind hungrig auf Übernahmen in Deutschland

Die großen europäischen Handelsgruppen sind weiter auf Einkaufstour und treiben die Konsolidierung in der Branche voran. Das gilt auch für den deutschen Markt. Mit Van Mossel und Hedin haben sich in den vergangenen Monaten zwei internationale Top-Player in Deutschland verstärkt und sind im europäischen Top-50-Händler-Ranking rasant aufgestiegen.

Die Liste erstellt das britische Marktforschungs- und Beratungsunternehmen ICDP gemeinsam mit dem Automobilwoche-Schwesterblatt Automotive News Europe jedes Jahr.

Hinter dem unangefochtenen Spitzenduo Emil Frey (Umsatz 17 Milliarden Euro) und Penske Europe (10,1 Milliarden Euro) ist im Ranking der Top-50-Autohausgruppen viel Bewegung:

Die Hedin-Gruppe mit 7,1 Milliarden Euro Gesamtumsatz folgt erstmals auf Platz drei (Vorjahr: Platz fünf). In Deutschland führte Hedin die chinesische Marke BYD als Importeur ein. Allerdings lief es dort nicht reibungslos, und der chinesische Autobauer übernahm selbst die Geschäfte. Zudem hat Hedin im vergangenen Jahr die Torpedo-Gruppe aus Kaiserslautern gekauft.

Auf Platz vier folgt die Van-Mossel-Gruppe. Jüngst übernahmen die Niederländer Nord-Ostsee Automobile, im Jahr zuvor das Hamburger Autohaus Hugo Pfohe. Van Mossel, im Jahr zuvor noch auf Platz elf, gehört zu den Gewinnern der vergangenen Monate.

Van-Mossel-Chef Eric Berkhof hat weitere Zukäufe nach der Übernahme von Nord-Ostsee Automobile Anfang Oktober angekündigt. "Wir haben bereits einen Letter of Intent mit einer weiteren Autohausgruppe unterschrieben", sagte er der Automobilwoche. Diese sei sogar etwas größer als Nord-Ostsee Automobile. Zudem ist Berkhof an der Übernahme von Mercedes-Niederlassungen interessiert.

Auch andere europäische Handelsriesen schauen sich in Deutschland um. Doch Erfolg ist nicht garantiert: Pendragon (Platz zwölf) und in jüngerer Zeit Bilia (Platz 16) haben es auf dem deutschen Markt versucht und sich wieder zurückgezogen.

Die deutsche Struktur mit relativ großen Regionalgruppen bietet aus Sicht von ICDP-Chef Steve Young dennoch Chancen: „Ich erwarte keinen Ansturm ausländischer Käufer, gehe aber davon aus, dass es in den nächsten zwei Jahren zu der einen oder anderen Übernahme kommt.“ Nicht zuletzt, weil sich einige Eigentümer zurückziehen wollten.

Doch auch die deutschen Autohausgruppen nutzen die Chancen und kaufen zu. Wollen sie international eine Rolle spielen, bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig. Die Nürnberger Feser-Graf-Gruppe steht mit einem Umsatz von 2,75 Milliarden Euro als erstes deutsches Autohaus im Ranking auf Platz 20. Sie verdrängt die AVAG Holding, die mit einem Umsatz von 2,68 Milliarden Euro folgt. Sechs weitere deutsche Autohäuser schafften es in Europas Top 50.

Wer in Europas Autohaus-Top-Liga mitspielen will, muss sich strecken. Die durchschnittlichen Erlöse der Top-50-Händler legten 2023 um 14,9 Prozent auf 3,28 Milliarden Euro zu. Dazu verkauften sie in Europa (EU, EFTA sowie Großbritannien) im Schnitt knapp 45.200 Neuwagen (plus 12,3 Prozent) und 41.200 Gebrauchte (plus 5,3 Prozent). Damit entwickelten sie sich ein weiteres Mal besser als die Branche.

Die von den Top 50 verkauften 2,26 Millionen Neuwagen bedeuten einen Marktanteil von 17 Prozent. Im Jahr zuvor kamen die 50 europäischen Handelsriesen noch auf 15,2 Prozent.