Van Mossel übernimmt Löhr & Becker – und hat weitere Handelsgruppen im Visier

Nächster Paukenschlag im deutschen Autohandel: Die Van-Mossel-Gruppe übernimmt VW-Händler Löhr & Becker. Es ist die dritte große Übernahme des niederländischen Handelsriesen in Deutschland innerhalb von zwei Jahren. Das Kartellamt muss der Übernahme noch zustimmen.

"Dieser Schritt bietet die Möglichkeit, unsere Position in diesem wichtigen Markt weiter zu stärken", sagte  Eric Berkhof, CEO der Van-Mossel-Gruppe. "Gemeinsam ist es unser Ziel, die LöhrGruppe in enger Abstimmung mit den Marken des Volkswagen Konzerns kontinuierlich wachsen zu lassen."

Mit der weiteren Übernahme ist die niederländische Handelsgruppe auf dem Weg an die Spitze in Deutschlands Händler-Ranking. Der Gesamtumsatz der deutschen Van-Mossel-Standorte liegt künftig bei rund 2,5 Milliarden Euro. Damit wären die Niederländer gemessen am Umsatz fünftgrößte Handelsgruppe in Deutschland. 

Und Van-Mossel-Chef Eric Berkhof plant weitere Übernahmen. So ist der Autohändler auch an der Übernahme von Mercedes Niederlassungen interessiert, die derzeit verkauft werden.

Innerhalb kurzer Zeit formte Van Mossel nun eine Tochter für den deutschen Markt, die zu den Top-Fünf-Händlern gehört:

• Den Auftakt machte im Mai 2023 Hugo Pfohe: Die rund 700 Mitarbeiter verkauften zu derzeit an neun Standorten 10.000 Fahrzeuge. Die Marken: Ford, Kia, Jaguar, Land Rover, BMW, Mini und Mazda. Umsatz: 350 Millionen Euro.
• Ein gutes Jahr später folgte die Übernahme von Nord-Ostsee Automobile: Die Gruppe mit Sitz in Heide hat rund 1800 Mitarbeiter an 40 Filialen in 24 Städten. Mit rund 15.000 verkauften Fahrzeugen lag der Umsatz bei etwa 800 Millionen Euro. Die Marken: Mercedes-Benz, Smart, Hyundai und Aston Martin plus Nutzfahrzeuge.
• Und nun die Löhr-Gruppe: Mit 35 Autohäusern an 14 Standorten gehört Löhr & Becker zu den größten VW-Partnern. Mehr als 1.700 Beschäftigte sorgten im vergangenen Jahr für Erlöse von knapp 1,2 Milliarden Euro. Die Marken: Volkswagen Pkw und Nutzfahrzeuge, Audi, Porsche, Škoda und Cupra.

"Dieser Schritt war intensiv und herausfordernd, aber das Ziel hatte für uns oberste Priorität", sagt Hans-Jürgen Persy, CEO bei Löhr & Becker. "Mit dieser Übernahme wurde Löhr & Becker in ein starkes, international tätiges Automobilunternehmen transformiert."

Persy soll nun dafür sorgen, dass das Geschäft am Laufen bleibt. Der Betriebswirtschaftler ist seit 1995 bei der Löhr-Gruppe, seit 2001 als Vorstandsvorsitzender. Nur wenige können so viel Erfahrung und Wissen einbringen.

Mit den schnellen Zukäufen gehen nicht nur große Chancen, sondern auch Herausforderungen einher: Bei der Übernahme von Hugo Pfohe lief nicht alles wie erhofft. Manager verließen das Unternehmen, der Umsatz ging zunächst zurück. Dies berichteten Händler aus dem Umfeld des Hamburger Händlers, zu denen ehemalige Mitarbeiter wechselten.

Doch die Chancen sind riesig: Der künftige Handelsriese in Deutschland hat 16 Pkw-Marken im Portfolio – nur die Marken von Stellantis und Renault fehlen von den großen Herstellern. Ein ähnliches Portfolio können sonst nur die beiden Wettbewerber Emil Frey und AVAG bieten.

Darüber hinaus will Van Mossel auch die Strukturen etablieren, mit der die Gruppe in den Niederlanden und Belgien erfolgreich ist. Dies sagte Van-Mossel-Chef Berkhof der Automobilwoche bereits Ende vergangenen Jahres:

• Aufbau spezieller Gebrauchtwagencenter – Berkhof: „Die jungen Gebrauchten bis zu zwei Jahren verkaufen wir über unsere Autohäuser. Ältere bringen wir in die Gebrauchtwagencenter. Das gleiche gilt, wenn wir mehr als fünf Einheiten von einem Modell haben. Die Center helfen uns, näher an unsere Kunden zu rücken.“
• Aufbau einer Werkstattkette – Berkhof: „Ich gehe davon aus, dass wir am Ende zwischen 20 und 24 K&L-Shops haben. Verteilt über ganz Deutschland, aber nur in den wirtschaftlich starken Regionen. Deutschland ist zu groß, um das ganze Land abzudecken.“

Die Van-Mossel-Gruppe gehört zu den größten Händlern in Europa. Mit der Löhr-Gruppe wächst Van Mossel auf mehr als 10.000 Mitarbeiter und einen Gesamtumsatz von 8,5 Milliarden Euro.