BMW Halbjahreszahlen: Banger Blick auf die Gewinnmarge

Wenn BMW am Donnerstag seine Zahlen für das erste Halbjahr vorlegt, dürften die Aktionäre zufrieden sein: Der Absatz der Kernmarke ist um 2,3 Prozent auf 1.096.486 Fahrzeuge gestiegen, damit haben die Münchener die direkten Konkurrenten Mercedes (959.700) und Audi (832.957) einmal mehr hinter sich gelassen.

Bei den zukunftsträchtigen Elektro-Modellen stiegen die Verkaufszahlen sogar um mehr als 34 Prozent auf 179.557 Autos. Das waren mehr als Mercedes (93.400) und Audi (76.657) zusammen verkauft haben.

BMW kommt in diesen unsicheren Zeiten zugute, dass sie ihre Elektro- und Verbrennermodelle in jedem Werk auf einer Linie bauen. Damit haben die Münchener einen Vorteil gegenüber Konkurrenten, die reine Elektrowerke betreiben. Diese sind bei geringer Nachfrage nicht ausgelastet, was zu hohen Kosten führt.

Der Erfolg der E-Autos ist für den Gewinn allerdings eher ein Nachteil, denn auch BMW verdient mit seinen E-Autos weniger als mit den Verbrennern.

Im ersten Quartal ist der Gewinn um 18,9 Prozent eingebrochen, auch die EBIT-Marge im Auto-Bereich ging von 12,1 Prozent auf 8,8 Prozent zurück. Finanzvorstand Walter Mertl verwies auf die zunehmende Wettbewerbsintensität, die zu sinkenden Preisen geführt habe.

Für das Gesamtjahr 2024 rechnet BMW mit einer positiven Entwicklung. Vor allem der Fünfer und der Siebener, die beide neu und margenstark sind, sollen zum Erfolg beitragen.

Nach wie vor investiert BMW hohe Summen in Forschung und Entwicklung. In diesem Jahr soll erneut ein Rekordwert erreicht werden, die F&E-Quote soll auf mehr als fünf Prozent steigen. Langfristig soll sie zwischen vier und fünf Prozent liegen.
 

Schwierig sieht es auf dem wichtigsten Einzelmarkt China aus: Der Absatz ging im zweiten Quartal um 4,7 Prozent zurück, weil viele Verbraucher ihr Geld angesichts der Immobilienkrise lieber nicht ausgeben.

Hinzu kommt der wachsende Wettbewerb durch einheimische Konkurrenten, die den Geschmack der Kundschaft bei Design und Infotainment oft eher treffen als ausländische Hersteller. Analysen sehen hier langfristig auch Risiken für die Marge.

Das wichtigste Projekt dabei ist die Neue Klasse. Auf der neuen Plattform sollen in den ersten zwei Jahren sechs neue Modelle basieren, die ersten sollen 2025 auf den Markt kommen. Für BMW hängt viel von deren Erfolgt ab. Nach dem, was bisher bekannt ist, sollen die Fahrzeuge deutlich höhere Reichweiten und kürzere Ladezeiten bieten als die bisherigen Elektromodelle. Ob das reicht, um die Kunden zu überzeugen?

Die Fahrzeuge der Neuen Klasse können im Gegensatz zu den geplanten Mercedes-Kompaktmodellen nicht mehr mit Verbrennern ausgerüstet werden. Sollte die Zurückhaltung der Kunden also länger anhalten, könnte BMW zwar weiterhin Verbrenner auf anderen Plattformen anbieten, würde aber deutlich weniger von der für viel Geld entwickelten neuen Plattform profitieren. Ob die Neue Klasse sich durchsetzt, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

• Die allgemeine Nachfrage nach Elektroautos ist in den vergangenen Monaten nicht nur in Deutschland gesunken. Die Early Adopters sind versorgt, jetzt geht es um den Massenmarkt, also um Kunden, die ihr Auto als Fortbewegungsmittel und nicht als Statement betrachten. Die Nachfrage könnte wieder anziehen, wenn die Spritpreise steigen und es mehr Ladesäulen gibt, es ist aber schwer vorherzusagen, wann es so weit sein wird.
• BMW mutet seinen Kunden mit dem Design der Neuen Klasse viel zu. Das könnte ein Problem werden, denn BMW-Kunden müssten sich stark umstellen. Schon mehrfach hat besonders progressives Design die Marke in Schwierigkeiten gebracht: 2001 bei der Einführung des Siebeners der Baureihe E65, 2013 mit dem i3 und in jüngerer Vergangenheit mit den übergroßen Nieren an der Front. Gleiches gilt für den stark reduzierten Innenraum, in dem sich deutlich weniger Schalter finden als in bisherigen Modellen. Auch hier erwartet die Kunden eine deutliche Umstellung.
• Der Audi A4 etron auf Basis der PPE-Plattform und die Mercedes-Kompaktmodelle auf MMA-Basis sind ebenfalls für 2025 angekündigt. Es bleibt abzuwarten, wie sie sich gegenüber den Neue-Klasse-Modellen schlagen.
• Insgesamt ist BMW gut aufgestellt für die Zukunft. In diesem und im kommenden Jahr dürfte noch alles gut laufen. Mit den Quandts hat BMW im Gegensatz zu Mercedes stabile und langfristig orientierte Ankeraktionäre. Im Gegensatz zu Audi hat BMW aber keinen VW-Konzern im Rücken, mit dem die Marke sich Kosten für Entwicklung und Einkauf teilen kann. Und gerade die Kosten sind in der Transformation immens.