China: Wie viele Autos die Werke ausstoßen können – wer wirklich dominiert

Chinas Autoindustrie hat in den vergangenen Jahren gewaltige Produktionskapazitäten im Land aufgebaut, die nur schwer vollständig auszulasten sind. In insgesamt 169 PKW-Automobilwerken können jährlich fast 30 Millionen Fahrzeuge gebaut werden.

2023 liefen nach Angaben chinesischer Behörden rund 26,1 Millionen PKW vom Band. Das zeigt eine neue Marktanalyse der Unternehmensberatung anp Management Consulting aus Essen, die der Automobilwoche vorliegt. Etwa fünf Millionen Fahrzeuge exportierte China im vergangenen Jahr für den Weltmarkt.

Zum Vergleich: In Deutschland sind im vergangenen Jahr gut 4,1 Millionen Autos gebaut worden, von denen gut 3,1 Millionen exportiert wurden.

Nach der Studie der Unternehmensberatung liegt die geplante Produktionskapazität aller 169 Werke bei etwa 28,9 Millionen Fahrzeugen. Die durchschnittliche Plan-Kapazität eines Standorts beträgt 173.000 Einheiten, der Medianwert – also der Wert, bei dem 50 Prozent der Werke darunter und 50 Prozent darüber liegen, beträgt 150.000 Einheiten.

Peter Nagel, geschäftsführender Gesellschafter bei anp, sagt: "Unsere Analyse zeigt deutlich die Komplexität und Dynamik des chinesischen Automobilmarktes. Die massiven Überkapazitäten, gepaart mit der starken regionalen Konzentration, stellen die Industrie vor enorme Herausforderungen."

Die größten Fertigungskapazitäten in China hat laut der Analyse Geely mit 13 Werken und einer Jahresmenge von bis zu 2,7 Millionen Fahrzeugen. Darauf folgt Great Wall Motors (14 Werke, zwei Millionen Autos) und dann BYD, die in ihren acht Werken in China jährlich etwa 1,8 Millionen Autos bauen können. Tendenz hier steigend. 

Nicht mitgezählt wurden in der Analyse die Joint Ventures der chinesischen Hersteller mit europäischen Partnern, wie beispielsweise die VW-Fabriken in Kooperation mit SAIC oder das neue Audi-FAW-Werk. Auch der Tesla-Standort in Schanghai wurde nicht berücksichtigt.

"Wir beobachten, dass chinesische Hersteller diese Kapazitäten zunehmend nutzen, um ihre Präsenz auf internationalen Märkten auszubauen und in Zukunftstechnologien zu investieren. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein für die Neuordnung der globalen Automobilindustrie, und China wird dabei eine Schlüsselrolle spielen", sagt Peter Nagel.

Die 15 größten OEMs in China betreiben laut der Analyse des lokalen Teams von anp, das den Markt seit nun mehr 20 Jahren beobachtet, insgesamt 102 der 169 Automobilwerke im Land und dominieren damit die Produktionslandschaft. Die übrigen 67 Werke verteilen sich auf 46 weitere kleine Hersteller, die vielfach nur eine einzige Fabrik im Land besitzen.

Auch eine Analyse der regionalen Verteilungen der Werke liefert interessante Erkenntnisse: So ist die Provinz Guangdong im Osten Chinas mit 22 Werken der Mittelpunkt der chinesischen Automobilfertigung.

Ebenfalls an der Ostküste liegt Jiangsu, das mit seinen 17 Fabriken die zweitmeisten Standorte des Landes aufweist. An dritter Stelle folgt das südlich von Jiangsu ebenfalls an Chinas Ostküste liegende Zhejiang mit 16 Standorten.

Damit liegen 32,5 Prozent der chinesischen Fahrzeugwerke entlang der Ostküste in den drei Provinzen Guangdong, Jiangsu und Zhejiang. Im kargen Nordwesten des Landes haben sich hingegen weniger Hersteller niedergelassen.

Dagegen gibt es in den Metropolregionen Peking und Schanghai acht beziehungsweise drei Produktionswerke.