Auf- und Absteiger: Die neuen Machtverhältnisse bei Stellantis nach Tavares' Abgang

Stellantis hat seinen Vorstandsvorsitzenden Carlos Tavares verloren, aber kopflos ist der 14-Marken-Konzern deshalb nicht.

Verwaltungsratspräsident John Elkann hat ein ungewöhnliches Gremium berufen, in das er neun Führungskräfte des Konzerns berief. Das Gremium nennt sich "Interim Executive Committee" (IEC) und soll nur so lange bestehen, bis ein neuer CEO sein Amt antritt. Diese Entscheidung will Stellantis spätestens Ende Juni verkünden können.

Eine herausgehobene Position in dem Führungsgremium hat Jean-Philippe Imparato, ein langjähriger Vertrauter von Tavares, der ihn zuletzt noch zum operativen Europachef befördert hatte.

Als nicht selbstverständlich dagegen gilt die Berufung von Einkaufschef Maxime Picat, einem brillanten Strategen, der von Tavares zuletzt aber etwas an die Seite befördert worden war.

Eine große Zukunft könnte auch noch Antonio Filosa haben, der Amerika-Chef aller Stellantis-Marken. Die US-Marken spielen für den Ertrag des Konzerns eine entscheidende Rolle.

Einige Führungskräfte, die auf gleicher Rangstufe mit den berufenen Personen stehen, bleiben allerdings außen vor:

So ist unter anderem Florian Huettl nicht an der neuen Führungsriege beteiligt. Er ist nicht nur Opel-Chef, sondern auch Mitglied im Executive Committee von Stellantis und hatte bislang direkt an Carlos Tavares berichtet. Nun wird er bis auf Weiteres direkt an den neuen starken Mann in Europa, Jean-Philippe Imparato, berichten.

Ebenfalls ohne Macht im IEC ist Peugeot-Markenchefin Linda Jackson, die auch schon die Marke Citroen leitete und diverse Aufräum-Aufgaben im Konzern hatte.

Erstaunlicherweise ist auch Yves Bonnefont nicht berufen worden, seines Zeichens Chief Software Officer. Er gilt als genialer Stratege und wurde zeitweise schon als Nachfolger von Tavares gehandelt.

Zusätzlich zu dem Interims-Komitee erklärte Elkann sechs weitere leitende Manager zu seinen "Unterstützern." Sie sollen ihm direkt beratend zur Seite stehen.

Das Interims-Komitee soll zum einen die operativen Geschäfte kollektiv weiterführen und zum anderen einen neuen Chief Executive Officer (CEO) finden. Geleitet wird es von Verwaltungsratschef Elkann.

Eine besondere Aufgabe erhielt der frühere Finanzchef des Konzerns, Richard Palmer. Er gehört dem IEC nur als Beobachter an, offenbar ohne Stimmrecht, aber mit beratender Funktion. Das Unternehmen erklärte, Palmer werde "als Resonanzboden für das Führungsteam fungieren." Seine Aufgabe dürfte darin bestehen, als "wingman" (Unterstützer) für Elkann zu arbeiten.

Folgende Personen sind als Mitglieder in das Interims-Komitee berufen worden:

Xavier Chéreau: Human Resources und Heritage

Ned Curic: Entwicklung und Technologie, Software und Free2move

Arnaud Deboeuf: Produktion und Supply Chain

Antonio Filosa: Regionen Nord- und Südamerika, Chrysler, Dodge, Jeep, Ram und die Design-Organisation in Nordamerika (inkl. Maserati-Design)

Béatrice Foucher: Planung

Jean-Philippe Imparato: Region Enlarged Europe, Stellantis Pro One, Abarth, Alfa Romeo, Citroën, DS, Fiat, Lancia, Opel und Peugeot. Die europäische Design-Organisation wird ebenfalls an diese Position berichten.

Douglas Ostermann: Finanzen

Maxime Picat: Einkauf und Supplier Quality sowie Regionen Naher Osten & Afrika, Indien & Asien-Pazifik und China (mit Leapmotor International)

Philippe de Rovira: Angeschlossene Gesellschaften („Affiliates”)

Die folgenden Executive Vice Presidents unterstützen das IEC und berichten direkt an Verwaltungsratschef Elkann:

Bertrand Blaise: Kommunikation und CSR

Olivier Bourges: Customer Experience

Giorgio Fossati: Chefjurist

Santo Ficili: Maserati zusätzlich zu Alfa Romeo

Olivier Francoins: Marketing zusätzlich zu Fiat, Abarth und DS

Clara Ingen-Housz: Public Affairs