Mit Rivian: Auf welcher Plattform VWs erstes Software-definiertes Auto entsteht

Der Golf ist die Ikone bei Volkswagen. Der VW-Konzern, der sich gerade komplett im Umbruch befindet, sucht für das legendäre Modell einen neuen Weg – denn verabschieden will man sich nicht vom Golf.

Der ID.Golf, soll nun das erste "richtige" Software-definierte Fahrzeug (SDV) der Marke VW werden. Vor wenigen Wochen erst bestätigte dies VW-Markenchef Thomas Schäfer. „Wir haben beschlossen, dass wir diese Reise mit einem eher ikonischen Produkt beginnen wollen, also mit dem Golf“, sagte er vor Journalisten in den USA. 

Ein zentraler Bestandteil dieser SDV-Strategie ist das Joint-Venture mit dem US-Elektrofahrzeughersteller Rivian.

Gemeinsam entwickeln die Unternehmen eine neue, zentralisierte elektrische/elektronische Software-Architektur (E/E-Architektur) für den neuen Konzernbaukasten Scalable Systems Platform (SSP), die Nachfolgeplattform des MEB.

Interessant hierbei ist, dass die von Rivian in den USA entwickelte Technologie nicht bei Scout oder in der Trinity-Plattform zum Einsatz kommt, sondern seine Premiere bei den Kernmarken des VW-Konzerns feiert, bei Audi, Porsche und VW.

Auf der Basis von Rivians bereits bestehender Software- und Elektroarchitektur soll eine weiterentwickelte Technologieplattform für Software-definierte Fahrzeuge entstehen, das sogenannte zonale Hardware-Design, das auf der Technologieplattform von Rivian fußt.

Zonale Hardware ist die Weiterentwicklung der bisherigen E/E-Architektur: Weniger Steuergeräte, weniger Kabel, dafür permanent updatebar.

„Die herkömmliche Software-Architektur hat ihre Skalierbarkeitsgrenze erreicht, weshalb viele Hersteller bei der Entwicklung von SDV auf das zonale E/E-- Design setzen“, heißt es beispielsweise von der Softwarefirma GuardKnox, die sich auf die Entwicklung von E/E-Architekturen für die Autoindustrie spezialisiert hat.

Außerdem ist ein großer Vorteil, dass das Gewicht durch die zonale Struktur verringert wird und es einen geringeren Montageaufwand gibt. Zudem müssen die Signale in diesem Sinne nicht mehr um das gesamte Fahrzeug gesendet werden. So lässt sich Energie einsparen – ein besonders gewichtiger Vorteil für Elektrofahrzeuge.

Nächster Pluspunkt dieser Architektur: Die Anzahl der Steuergeräte wird extrem verringert und es können neue Funktionen in bestehende Zonen eingebettet werden. Es werden somit also zwei neue Geräteklassen im Auto eingeführt: der Fahrzeugserver und zonale Gateways.

Dabei konzentriert der Fahrzeugserver Rechenressourcen, indem er mehrere physische Steuergeräte in einem Hochleistungsrechner zusammenfasst. Das zonale Gateway fungiert als lokaler Konnektivitäts-Hub, der Daten über eine Hochgeschwindigkeits-Ethernet-Verbindung weiterleitet.

Ab 2027 soll die neue Software-Architektur bei den Konzernmarken Audi und Porsche zum Einsatz kommen. Später soll die Technologie in Modellen der Marke VW auf den Markt kommen.

Auch die jetzt verkündete Partnerschaft zwischen VW und Dassault Systèmes zur Digitalisierung der Fahrzeugentwicklung und Fertigungplanung bei den Marken Audi, Porsche und VW zielt auf die schnellere Entwicklung der künftigen Fahrzeuggenerationen ab.