Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) ist gemessen an den vertretenen Unternehmen ein Schwergewicht unter den gut 16.000 Verbänden in Deutschland. Doch im Vergleich zum Verband der Automobilindustrie (VDA), der auch zahlreiche Autozulieferer in seinen Reihen zählt, ist der VDIK seit seiner Gründung 1952 ein eher stiller Vertreter geblieben. In kaum einer Talkshow zum Thema Auto und Verkehr ist er präsent – und auch zu einem politischen „Autogipfel“ wird der Verband nicht wie selbstverständlich eingeladen.
Präsident André Schmidt will dem VDIK mehr Gehör verschaffen
Der neue VDIK-Präsident André Schmidt pocht auf mehr Gehör in der Politik. Das hat er auch in einem Brief an Wirtschaftsminister Habeck deutlich gemacht.
Das bedauert der seit Ende August amtierende neue Verbandspräsident André Schmidt. „Unsere Mitglieder schaffen bedeutende Werte in Deutschland, aber wir haben eine Wahrnehmungslücke“, sagte er im Gespräch mit der Automobilwoche. Importmarken hätten schließlich das erste Hybridauto, das erste E-Auto und auch das erste Wasserstoffauto in Deutschland auf den Markt gebracht.
Schmidt ist Geschäftsführer von Toyota Deutschland und hat daher einen vollen Terminkalender. Doch als dem erst im Februar angetretenen Präsidenten Michael Lohscheller die Aufgabe als CEO von Polestar angetragen wurde, konnte dieser nicht Nein sagen. In dieser Situation willigte Schmidt ein, als bisheriger stellvertretender VDIK-Präsident bis auf Weiteres das oberste Amt im Verband zu übernehmen.
Als symbolischer Interimspräsident versteht er sich nicht. Vielmehr will er dem Verband in der Öffentlichkeit und in der Politik mehr Gehör verschaffen. Erst einmal musste er allerdings akzeptieren, dass der VDIK beim jüngsten „Autogipfel“ im Bundeswirtschaftsministerium nicht eingeladen wurde. Schmidt hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) danach einen Brief geschrieben und auf das Gewicht der Importeure in der deutschen Automobilwirtschaft verwiesen.
Der VDIK vertritt derzeit 36 Automarken aus 13 Ländern. Zuletzt sind neue Mitglieder wie Chery, MG, Great Wall, Nio und Genesis dazugekommen. Zusammen erreichen die Mitglieder ein Verkaufsvolumen von jährlich gut einer Million Pkw. Fast 12.000 Handels- und Servicebetriebe sind mit einem Automobilimporteur verbunden, und zusammen mit den deutschen Vertriebszentralen kommen die Importeure auf gut 100.000 Mitarbeiter im Land.
Mit der Ablehnung der China-Zölle, der Betonung fairer Wettbewerbsbedingungen und der Forderung nach einer besseren Ladeinfrastruktur zieht der VDIK in wichtigen Fragen an einem Strang mit dem VDA. Schmidt: „Nicht Verbote schaffen Märkte, sondern Kundenangebote.“ Aber es gibt auch Unterschiede in der Schwerpunktsetzung: „Für uns ist das Thema bezahlbare Mobilität ein sehr wichtiges.“
Dem VDA wünscht Schmidt für die IAA Mobility im nächsten Jahr in München viel Erfolg: „In einer automobilen Rezession, wie wir sie gerade erleben, kann eine Messe wie die IAA Pkw wichtige neue Impulse liefern.“