Sparpaket: Porsche baut 1900 Stellen in Stuttgart ab

Porsche-Personalchef Andreas Haffner und Betriebsratschef Harald Buck haben die Belegschaft am Stammsitz in Zuffenhausen und in der Entwicklung in Weissach über die vereinbarten Sparmaßnahmen informiert.

Porsche gehe es zwar vergleichweise gut. Aber man habe vielfältige Herausforderungen zu bewältigen wie etwa den verzögerten Hochlauf bei der Elektromobilität. "Jetzt geht es darum, frühzeitig die Weichen zu stellen und uns genau anzuschauen, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Dazu gehören auch die Personalkosten", erläuterte Haffner in einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten.

Über Altersteilzeit-Regelungen und Fluktuation sollen bis 2030 rund 1900 Stellen wegfallen. Aktuell beschäftigt Porsche rund 42.000 Mitarbeiter, in Stuttgart und in der Region sind es aktuell noch 23.650. "Mit unserer neuen Vereinbarung zur Altersteilzeit haben wir wirklich etwas Gutes abgeschlossen", sagte Betriebsratschef Harald Buck der Automobilwoche.

Der Abbau erfolgt zusätzlich zu den Kürzungen bei befristet Beschäftigten. 1500 Stellen sind hier bereits gestrichen worden, etwa beim Taycan, der nur noch in einer Schicht gefertigt wird.

Laut Betriebsrat sollen in diesem Jahr weitere 500 Verträge nicht verlängert werden. "Ziel ist es, die Stellen bei der Porsche AG mit den Hauptstandorten Zuffenhausen und Weissach bis 2029 um 15 Prozent zu reduzieren", so eine Porsche-Sprecherin.

Für 2025 wurden zusätzliche Schritte zur Ergebnissicherung beschlossen. So soll die im Tarifvertrag verankerte Wahlmöglichkeit zwischen Freizeit oder mehr Geld in diesem Jahr wegfallen.

Beschäftigte sind demnach verpflichtet, die je nach Beschäftigungsart sechs oder acht freien Tage im Rahmen des sogenannten T-Zugs zu nehmen und auf zusätzliches Entgelt zu verzichten.

Die Porsche-Mitarbeiter müssen sich zudem auf eine geringere Prämie einstellen. Für das Jahr 2023 hatte der Sportwagenbauer an seine tariflich Beschäftigten mit Sitz in Stuttgart bis zu 9.690 Euro Prämie ausbezahlt.

Für 2024 soll die Zusatzzahlung "signifikant" geringer ausfallen und gedeckelt werden. Die tatsächliche Höhe wird meist zur Jahrespressekonferenz festgelegt, die im März stattfindet. Das Management werde einen signifikanten Beitrag am Sparvolumen leisten.

Auch die sogenannte Taycan-Prämie fällt weg, die bei besonderem Erfolg des ersten rein elektrischen Porsche gezahlt worden wäre. Dieser verkauft sich aber zunehmend schlechter. Er könnte in diesem Jahr sogar nach Leipzig verlagert werden, um Platz für eine Erweiterung der Manufaktur zu schaffen.

Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz muss sich bei Porsche aber niemand machen. Bis 2030 gilt eine Betriebsvereinbarung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Abfindungen werde es nur in Einzelfällen geben, sagte eine Betriebsratssprecherin. Es gelte das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit.

Betriebsratschef Harald Buck fordert für die Zugeständisse eine Gegenleistung: "Wir gehen jetzt in Verhandlungen, um unsere Beschäftigungssicherung über 2030 hinaus zu verlängern." Angepeilt wird eine Vereinbarung, die bis 2035 Sicherheit bietet.

Ansonsten könne der Arbeitgeber in fünf Jahren, wenn die heutige Standortsicherung ausläuft, trotz möglicher Zugeständnisse, betriebsbedingte Kündigungen aussprechen.

Es sind turbulente Wochen bei Porsche. Wegen des schleppenden Hochlaufs der Elektromobilität und der China-Schwäche muss auch Porsche zu Sparmaßnahmen greifen, obwohl das Unternehmen im Branchenvergleich noch gut dasteht. 2025 soll die Rendite in einem Korridor von zehn bis zwölf Prozent liegen. 

Mit dem Börsengang im September 2022 hatte Porsche die eigenen Ansprüche aber nach oben geschraubt, will mindestens 15 bis 17 Prozent, langfristig sogar 20 Prozent erreichen.

Wegen der angespannten Lage hat sich Porsche-Chef Oliver Blume bereits von Finanzchef Lutz Meschke sowie Vertriebschef Detlev von Platen getrennt. Außerdem muss der Sportwagenbauer allein 2025 rund 800 Millionen Euro investieren, um das Angebot an Verbrennern und Plug-In-Hybriden zu verbreitern.

Gleichzeitig soll der Manufakturbetrieb ausgebaut werden, da er hohe Margenbeiträge verspricht. Dabei werden individuelle Kundenwünsche erfüllt wie etwa besondere Lackierungen oder Verzierungen der Sitze. Der Manufakturbetrieb könnte in die bisherige Taycan-Produktion einziehen, wenn diese nach Leipzig verlagert wird.