Verbrenner-Strategie: Wie Porsche jetzt 800 Millionen Euro investieren will

Porsche will in diesem Jahr bis zu 800 Millionen Euro investieren. Wie das Unternehmen am Donnerstagabend bekanntgab, soll das Geld in die Erweiterung der Modellpalette fließen, ausdrücklich soll es auch neue Modelle mit Verbrennungsmotoren und Plug-in-Hybridantrieb geben.

Für das laufende Jahr erwartet Porsche einen Umsatz von 39 bis 40 Milliarden Euro und eine operative Umsatzrendite zwischen zehn und zwölf Prozent. Vorläufigen Berechnungen zufolge lag die Marge 2024 am unteren Ende der Spanne von 14 bis 15 Prozent; 2023 waren es noch 18 Prozent gewesen.

Langfristig strebt CEO Oliver Blume sogar 20 Prozent oder mehr an. Die Automobilwoche hat bereits exklusiv über die schlechteren Aussichten für das laufende Jahr berichtet.

Der Umsatz lag 2024 im Rahmen der Prognose zwischen 39 und 40 Milliarden Euro. Trotz der Probleme soll die Dividende auf dem Niveau des Vorjahres bleiben, das wären 2,31 Euro pro Vorzugsaktie.

Aufgrund der Nachrichten aus Stuttgart hat die Porsche Holding SE ihre Erwartungen angepasst: Sie rechnet nun mit einer Wertberichtigung für ihre Beteiligung an der Porsche AG in Höhe von 2,5 bis 3,5 Milliarden Euro statt der zunächst angekündigten höchstens zwei Milliarden.

Für die Beteiligung am VW-Konzern soll die Wertberichtigung am oberen Ende der Spanne von sieben bis 20 Milliarden Euro liegen. Die Porsche Holding ist die Beteiligungsgesellschaft, in der die Familien Porsche und Piëch ihre Anteile am VW-Konzern sowie am Sportwagenbauer Porsche AG gebündelt haben.

Auch wenn der Umstieg auf die Elektromobilität langsamer als erwartet verläuft, wendet sich der Hersteller nicht komplett von der Antriebsart ab. Vor Kurzem ist mit Verspätung der Elektro-Macan auf den Markt gekommen. Auch die Baureihe 718 mit Cayman und Boxster wird umgestellt. Wegen neuer Cyber-Security-Richtlinien wurde der Verkauf der Verbrenner-Modelle in Europa bereits eingestellt.

Ein Teil der für dieses Jahr angekündigten Investitionen soll zudem in "Batterieaktivitäten" fließen. Details dazu sind noch nicht bekannt, ebenso wenig wie zu den angekündigten "Anpassungen in der Unternehmensorganisation", die möglicherweise einen Stellenabbau im vierstelligen Bereich zur Folge haben könnten. Vorgesehen ist auch der Ausbau der Exklusivmanufaktur.

Mit den teuren Extraanfertigungen lässt sich viel Geld verdienen. Das bedeutet aber, dass der Porsche Taycan von Zuffenhausen nach Leipzig abgezogen wird. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich das Unternehmen von seinem Ziel verabschiedet, bis 2030 bis zu 80 Prozent Elektro-Neuwagen auszuliefern. Der Verbrenner-Cayenne, der zu den erfolgreichsten Modellen gehört, soll länger laufen als zunächst geplant.

Der Sportwagenbauer kämpft mit einer Reihe von Problemen: Der Absatz ist 2024 gesunken, in diesem Jahr könnte es noch weiter bergab gehen. Gründe dafür sind die zahlreichen Modellwechsel, die sinkende Nachfrage auf dem zweitwichtigsten Markt China und der langsamer als erwartet verlaufende Hochlauf der E-Mobilität.

Porsche hatte ursprünglich schneller als andere Hersteller auf E-Autos umsteigen wollen. Bis auf den traditionellen Sportwagen 911, die Ikone der Marke, sollten alle Modelle elektrifiziert werden.

Hinzu kommen weitere Schwierigkeiten. Die Verbrenner-Varianten von Macan und 718 Boxster und -Cayman mussten in Europa aufgrund der neuen Cyber-Security-Richtline früher als geplant vom Markt genommen werden. Der Elektro-Macan kam wegen Problemen mit der Software mit jahrelanger Verspätung. Das dürften vor allem die Kunden in China übelnehmen, denn dort ist die neueste Software deutlich wichtiger als hierzulande – und deutsche Hersteller gelten dabei ohnehin nicht als Vorreiter.

Der wichtigste Absatzmarkt für Porsche sind die USA. Dort sorgt der neue Präsident Donald Trump mit Zolldrohungen für Unruhe. Porsche wäre davon härter getroffen als andere Marken, denn der Hersteller verfügt über kein Werk in den Vereinigten Staaten und muss alle seine Fahrzeuge importieren. Nun wird über eine Produktion in den USA nachgedacht.

Am vergangenen Wochenende hatte Porsche angekündigt, sich von Vertriebschef Detlev von Platen und Finanzchef Lutz Meschke trennen zu wollen. Gründe wurden nicht genannt. Von Platen wurde wohl der sinkende Absatz in China zur Last gelegt, während Meschke ein Zerwürfnis mit Blume zum Verhängnis geworden sein soll. Nachfolger für die beiden Manager sind noch nicht bekannt.