Stellantis stoppt überraschend europäische Produktion des Leapmotor T03

Stellantis hat die erst im vergangenen Sommer gestartete Produktion des günstigen E-Kleinwagens Leapmotor T03 in Polen zum 30. März unerwartet beendet. Diese Entscheidung bedeute aber nicht die Einstellung des Verkaufs des erfolgreichen Modells in mehreren europäischen Märkten, sagte ein Sprecher der Automobilwoche.

"Das Unternehmen ist weiterhin voll und ganz mit der Markteinführung von Leapmotor-Fahrzeugen in Europa beschäftigt und prüft derzeit unterschiedliche alternative Optionen der Produktion", sagte der Sprecher.

Der T03 wurde seit Juni 2024 im polnischen Stellantis-Werk Tychy als "completely knocked down" (CKD)-Fahrzeug endmontiert. Das bedeutet, dass die Autos aus verschiedenen aus China gelieferten Teile zusammengesetzt werden. Hersteller nutzen diese Art der Fertigung, um Einfuhrzölle zu umgehen.

Die Entscheidung steht offenbar im Zusammenhang mit der Haltung der polnischen Regierung gegenüber der Einfuhr elektrischer Fahrzeuge aus China in die EU.

Chinas Regierung hat jüngst auf informellen Wegen die heimischen Autobauer aufgefordert, vorerst keine Direktinvestitionen in solchen europäischen Ländern zu tätigen, die sich für höhere Zölle gegen Chinas Autobauer ausgesprochen haben.

Die EU-Kommission hatte im vergangenen Jahr untersucht, in welchem Ausmaß Chinas Regierung den nationalen chinesischen Herstellern auf unterschiedliche Weise zu Wettbewerbsvorteilen verhilft.

Am 4. Oktober hatten daraufhin die Autobauer-Länder Polen, Frankreich, Italien und sieben weiteren EU-Staaten dafür gestimmt, die Zölle auf chinesische batterieelektrische Fahrzeuge auf bis zu 45 Prozent anzuheben. Fünf Staaten, darunter Deutschland, hatten dagegen gestimmt, zwölf hatten sich enthalten.

In Reaktion auf die politischen Verwerfungen hat Stellantis bereits im vergangenen Jahr entschieden, das größere Modell Leapmotor B10 nicht ebenfalls in Polen zu bauen.

Derzeit gilt eine Fertigung im spanischen Werk Saragossa als die wahrscheinlichste Lösung. Die Produktion des B10 dort soll nach nicht bestätigten spanischen Medienberichten im ersten Quartal 2026 starten.

Ob Saragossa künftig auch den kleineren T03 fertigen wird, ist ungewiss. Bei der Zoll-Entscheidung der EU gegenüber China hatte Spanien sich der Stimme enthalten.

Für Stellantis-Partner spielt das kleine Elektroauto eine große Rolle. Dabei bieten die Händler das Auto im Netz bereits zu einer Leasingrate ab 89 Euro an. Andere Elektroautos kommen da nicht mit.

"Wir sind hier etwas weniger preisaggressiv unterwegs. Bei uns können sie den T03 ab 100 Euro bekommen. Und selbst das ist noch zu wenig, um daran etwas zu verdienen", sagte jüngst Christian Voßkamp, Geschäftsführer der Bleker-Gruppe.

Doch das ist für die Leapmotor-Händler bei dem Modell nicht entscheidend: "Bei dem Auto geht es nicht um Erträge, sondern darum, die Elektroquote zu erfüllen", so Voßkamp weiter.

Denn die E-Quote spielt bei der Vergütung der Stellantis-Partner eine entscheidende Rolle. Aus Händlerkreisen war zu hören, dass sie 20 Prozent Elektroautos verkaufen müssen. Entsprechend können auf ein Elektroauto vier Verbrenner verkauft werden.

Reißt ein Händler die Quote, streicht Stellantis den kompletten Bonus. Nicht nur den für Elektroautos, sondern auch Volumen- und Qualitätsbonus.

Gerade deshalb ist der Erfolg der chinesischen Marke für die Partner wichtig. "Es gibt viele preissensible Verbraucher, die auf ein solches Auto warten. Entsprechend spüren wir eine Nachfrage", so Voßkamp.

Nach der Einführung im Spätherbst vergangenen Jahres hat die Bleker-Gruppe in den ersten drei Monaten ohne große Werbung 40 Einheiten verkauft. Tendenz steigend.

Im ersten Quartal zählte das Kraftfahrtbundesamt 673 neu zugelassen Leapmotor T03. Bis Jahresende will der Hersteller rund 120 Vertriebsstandorte in Deutschland haben.