Rimac gegen Porsche: Darum geht es beim Bieterstreit um Bugatti

Anfang Januar hatte Mate Rimac in Molsheim einen großen Auftritt. Da ließ der Kroate das Jahr 2024 der Marke Bugatti Revue passieren, in dem unter anderem der 100. Jahrestag des Type 35 gefeiert wurde – der erfolgreichste Rennwagen aller Zeiten.

Rimac malte außerdem eine rosige Zukunft des Unternehmens, die mit dem neuen Hypersportwagen Tourbillon starten soll. Für ihn sind die Bugatti-Boliden geprägt durch das kompromisslose Streben nach Luxus, Eleganz und Leistung. "Ein Streben, das wir in der neuen Ära von Bugatti mit unseren Autos und über die Automobilwelt hinaus fortsetzen wollen."

Klar ist: Mate Rimac, erst 37 Jahre alt, hat noch viel vor mit Bugatti-Rimac. Der kroatische Unternehmer, der 55 Prozent an dem Hypercar-Hersteller besitzt, teilt sich die Eigentümerschaft mit Porsche.

Nun aber plant Rimac nach übereinstimmenden Informationen in den Medien, die Anteile von Porsche über einen Investor zu kaufen, um die völlige Kontrolle über das Gemeinschaftsunternehmen zu bekommen. Von dem Finanzinvestor soll ein erstes Angebot auf dem Tisch liegen.

Das Unternehmen wird nach Informationen der Automobilwoche mit über einer Milliarde Euro bewertet. Porsche könnte das Geld – rund eine halbe Milliarde Euro – gut gebrauchen.

Der Sportwagenbauer hat seine Elektrostrategie einkassiert und will in den nächsten Jahren wieder mehr Verbrenner bauen. Das kostet viel Geld, weshalb Porsche eisern sparen muss und seine Renditeziele für 2025 deutlich nach unten geschraubt hat. 

Über die Bewertung herrscht jedoch keineswegs Einigkeit. Bugatti steht aktuell nicht gerade blendend da. Wie aus dem Porsche-Geschäftsbericht für das Jahr 2024 zu entnehmen ist, hat das Joint Venture bei einem Umsatz von 182 Millionen Euro einen Verlust von 152 Millionen Euro eingefahren.

Dazu kommen kurzfristige Schulden in Höhe von 752 Millionen Euro. Der At-Equity-Wert der Beteiligung steht bei Porsche mit 131 Millionen Euro in den Büchern.

Die Aussichten für das Unternehmen, das pro Jahr nicht mehr als 100 Autos baut und 900 Mitarbeiter beschäftigt, sind allerdings gut. 2026 sollen die Auslieferungen des mit einem Hybridantrieb ausgestatteten Tourbillon beginnen, der eine Systemleistung von 1600 PS hat und mindestens 3,8 Millionen Euro kostet.

Alle 250 geplanten Exemplare sind bereits ausverkauft, Einnahmen von rund einer Milliarde Euro damit garantiert. Und noch laufen die Mistral-Exemplare der W16-Ära vom Band. Schon 2025 werde ein gutes Jahr, heißt es bei Bugatti.

Das Joint Venture ist im Jahr 2021 mit den zwei Marken Bugatti und Rimac gegründet worden, eingefädelt vom ehemaligen Porsche-Finanzchef Lutz Meschke, der große Stücke auf den kroatischen Unternehmer hält. Der Stuttgarter Autobauer besitzt zudem 21 Prozent an der Rimac Group, der Muttergesellschaft des kroatischen Unternehmens.

Inzwischen gibt es zwischen Rimac und Porsche auch Lieferantenbeziehungen. So fertigen die Kroaten nach Informationen der Automobilwoche beispielsweise die Batterie für den Porsche 911 GTS mit Performance-Hybrid.

Trotz dieser engen Verbindungen knirscht es. Der Stand der Finanzen unter dem CEO soll von Porsche moniert worden sein. Bei Bugatti werde zu viel Cash verbrannt. Offenbar ist die Situation für beide Seiten unzufriedenstellend, denn schon vergangenes Jahr überprüfte auch Porsche die Eigentumsverhältnisse.

Gut möglich ist daher, dass die Stuttgarter VW-Konzerntochter angesichts der langen Historie zwischen Bugatti und dem VW-Konzern selbst die Führung in Molsheim übernehmen will. Zudem wird spekuliert, dass das Angebot von Mate Rimac auch taktische Gründe haben könnte und damit der Wert des Unternehmens gesteigert werden soll.

Der Automobilwoche teilte Porsche mit: "Porsche prüft kontinuierlich Optimierungsmöglichkeiten für seine Beteiligungen und arbeitet eng mit seinen Geschäftspartnern und Co-Investoren zusammen."

Man glaube fest an das Potenzial der Marke Bugatti. "Die Produktpipeline und die Kundennachfrage sind sehr vielversprechend und der Ausblick bleibt positiv." Wer den Bieterstreit am Ende für sich entscheidet, wird sich wohl in den nächsten Wochen zeigen.