Warum Teslas Indien-Expansion in Grünheide beginnt

Tesla bereitet eine Expansion auf den indischen Automarkt vor – und setzt dabei auf das Werk in Grünheide. Dort hat der amerikanische Elektroauto-Hersteller mit der Produktion von Rechtslenker-Fahrzeugen begonnen, die später in diesem Jahr nach Indien exportiert werden sollen, wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf mit der Sache vertraute Personen berichtet.

Indien ist der drittgrößte Automarkt der Welt. Gemäß der neuen Elektro-Politik des Landes können Unternehmen, die dort mindestens 500 Millionen US-Dollar in eine lokale Fertigung investieren, bis zu 8000 Autos pro Jahr zu einem niedrigeren Steuersatz importieren. Den anonymen Informanten zufolge prüft Tesla den Bau einer eigenen Fabrik in Indien für bis zu zwei Milliarden Dollar.

Welches Modell die Belegschaft in Grünheide für Kunden in Indien baut, geht daraus nicht hervor. Aktuell wird an dem deutschen Tesla-Standort nur das Model Y gefertigt. Bislang hat Tesla Rechtslenker-Autos in seiner Fabrik in Schanghai gebaut, die näher an den entsprechenden Märkten wie Australien und Japan liegt. Von dort aus wurden auch Fahrzeuge nach Großbritannien exportiert.

Dass Tesla an einer Expansion nach Indien interessiert ist, ist kein Geheimnis: CEO Elon Musk traf sich vergangenes Jahr in New York mit Premierminister Narendra Modi; Delegationen des Herstellers sollen bereits mögliche Standorte für eine Fabrik besichtigt haben. Zusätzlich zu einem indischen Werk will Tesla angeblich auch ein lokales Ladenetz aufbauen.

Angesichts der nachlassenden Nachfrage nach Elektroautos und wachsender Konkurrenz aus China kann ein zusätzlicher Absatzmarkt mit rosigen Wachstumsprognosen nicht schaden. Im ersten Quartal 2024 verkaufte Tesla zum ersten Mal seit vier Jahren weniger Autos als im Quartalsvergleich: Zwischen Januar und März lieferte der Hersteller global 386.810 Autos aus, ein Minus von 8,5 Prozent. Das Ausmaß verblüffte sogar Analysten.

Noch ist Indiens BEV-Markt klein. Elektroautos machten 2023 nur zwei Prozent der gesamten Neuzulassungen aus. Doch die Regierung will bis 2030 einen Anteil von 30 Prozent erreichen. Platzhirsch ist der indische Hersteller Tata Motors. Tesla inszeniert sich zwar gerne als Pionier, ist in Indien aber später dran als der vietnamesische Rivale Vinfast, der schon im Februar mit dem Bau eines Werkes begonnen hat. (mer)