Der künftige US-Präsident fordert die Autoindustrie heraus. Das bietet neue Risiken für Europas Hersteller und Zulieferer – aber auch Chancen.
Donald und Melania Trump in der Wahlnacht: Der künftige US-Präsident stellt die Autoindustrie vor Ungewissheiten.
Europas Autoindustrie steuert auf ein Jahr der Ungewissheiten zu. Zur Absatzschwäche in China und zur Elektroflaute in Deutschland kommen Risiken in den globalen Lieferketten.
Dazu zählen geopolitische Krisen, insbesondere im Roten Meer und im Nahen Osten, aber auch in der Taiwanstraße, die weiter eskalieren könnten.
Die größte Unbekannte ist jedoch der künftige US-Präsident Donald Trump. Eines seiner Lieblingsworte lautet "Tariffs", also Zölle.
Die auf die Analyse des See-und Luftfrachtmarkts spezialisierte Beratungsfirma Xeneta rechnet 2025 mit deutlich steigenden Frachtraten und mahnt: "Die Ampeln auf dem geopolitischen Armaturenbrett blinken rot, und es wäre töricht, sie zu ignorieren."
Fest steht: Europas Autoindustrie muss sich auf neue Rahmenbedingungen in den globalen Lieferketten einstellen. Die Rolle Mexikos als Werkbank für die Autoindustrie in den USA steht zur Disposition.
Viele Unternehmen sehen sich geradezu genötigt, direkt in den USA zu investieren, um Zöllen zu entgehen.
"Der Blick in die Glaskugel ist so schwierig wie selten zuvor", sagt Wolf-Dieter Hoppe, Partner der Strategieberatung Arthur D. Little (ADL), in Bezug auf die Lieferketten.
Trump werde die Handelspolitik der USA neu austarieren. "Und diesmal verfügt er anders als in seiner ersten Amtszeit über nahezu schrankenlose Möglichkeiten, seine Agenda umzusetzen."
Im Wahlkampf hatte der Republikaner angekündigt, er werde auf "alle" Warenimporte in die USA eine Zollgebühr von 10 bis 20 Prozent erheben. Auf alle Waren aus China soll sie bei 60 Prozent liegen.
Noch härter will Trump ausländische Autobauer in die Zange nehmen. Auf in Mexiko und China gefertigte Fahrzeuge werde er 200 Prozent Zollgebühren erheben.
ADL-Berater Hoppe sieht die Rolle Mexikos als günstiger Produktionsstandort für den gesamten NAFTA-Raum auf dem Prüfstand. "Wir raten den Unternehmen dazu, sehr unterschiedliche Szenarien zu modellieren."
Sollte Mexiko erhebliche Wettbewerbsvorteile verlieren, stelle dies ganze Lieferketten infrage. "Viele geplante Investitionen dort werden jetzt mit einem Fragezeichen versehen. Letztlich könnten US-Zollschranken gegen Mexiko zu einer umfassenden Reallokation der Investitionen führen."
Hoppe will aber nicht in Alarmismus verfallen: "Trump hat schon häufiger nicht alles umgesetzt, was er im Wahlkampf angekündigt hat." Zudem eröffne die harte Kante gegen China und Mexiko den Europäern auch Chancen: "Durch geschicktes Agieren kann es Europa schaffen, sich einen weitgehend fairen Marktzugang zu China und den USA zu erhalten."
Voraussetzung dafür sei aber eine deutlich kohärentere Interessenvertretung. "Europa braucht dringend einen 'Industrial Deal', um seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern."
