Eine Umfrage im Auftrag der Automobilwoche zeigt, wie pessimistisch die Deutschen im Hinblick auf VW sind.
Produktion des T-Roc-Cabrios bei VW in Osnabrück: Das Management pocht auf Werksschließungen.
Die Krise bei VW beschäftigt die Gemüter. Das Management muss die Kosten senken, die Beschäftigten machen sich Sorgen um ihre Arbeitsplätze. Selbst die Schließung ganzer Standorte, lange Zeit ein Tabu bei Deutschland größtem Autobauer, wird vom Vorstand unverhohlen als Option genannt.
Mehr als drei Viertel der Deutschen sind davon überzeugt, dass VW aufgrund seiner Probleme einzelne Standorte schließen muss. Das hat eine exklusive Umfrage von Civey im Auftrag der Automobilwoche ergeben.
Auf die Frage, ob das Unternehmen krisenbedingt Standorte schließen müsse, antworteten 77 Prozent der Befragten mit Ja, nur neun Prozent mit Nein und 14 Prozent entschieden sich für „Weiß nicht/Keine Angabe“.
Wähler der SPD sind noch am optimistischsten: Von ihnen haben nur 63 Prozent die Frage bejaht. Deutlich pessimistischen sind die Wähler anderer Parteien: Von den Wählern der CDU/CSU sind 79 Prozent von Werksschließungen überzeugt, von denen der FDP sogar 91 Prozent.
Bei der Unterscheidung nach Alter zeigen sich hingegen nur geringe Differenzen. Befragte im Alter zwischen 18 und 49 waren mit 80 Prozent Ja-Antworten etwas pessimistischer als die Älteren. Während unter den 50- bis 64-Jährigen 77 Prozent von Standortschließungen überzeugt sind, waren es unter den über 65 Jahre alten Befragten nur 73 Prozent.
„Die Ergebnisse zeigen deutlich, wie stark die Unsicherheit in der deutschen Automobilindustrie in der Gesamtbevölkerung angekommen ist. Die Transformation zur Elektromobilität, hohe Energie- und Arbeitskosten sowie der globale Wettbewerbsdruck setzen Unternehmen wie Volkswagen unter Zugzwang“, sagt Civey-Autoexperte Christian Riedl.
„Für die Menschen steht aber weniger die Frage nach technologischem Fortschritt im Vordergrund, sondern vielmehr die Sorge um Arbeitsplätze und regionale Stabilität. Volkswagen muss den Balanceakt zwischen wirtschaftlicher Effizienz und gesellschaftlicher Verantwortung meistern – und das in einer Phase, in der das Vertrauen in die deutsche Industrie zunehmend auf dem Prüfstand steht.“
Bei VW geht der Streit derweil weiter. Nach mehreren Verhandlungsrunden ist keine Lösung in Sicht. Den vom Betriebsrat präsentierten Lösungsvorschlag hält Konzernchef Oliver Blume für nicht ausreichend, um die Probleme zu lösen. Die Beschäftigten versuchen mit Warnstreiks, den Druck zu erhöhen. (swi)
