Volkswagen-Chef Oliver Blume hat auf der Betriebsversammlung in Wolfsburg die geplanten Einschnitte verteidigt, um die Zukunft des Konzerns abzusichern. Markenchef Thomas Schäfer will bis 2030 aufholen, angreifen, anführen.
Oliver Blume verteidigt die geplanten Einschnitte bei der Kernmarke.
Begleitet von Protesten der Arbeitnehmer hat Volkswagen-Chef Oliver Blume auf einer Betriebsversammlung in Wolfsburg die geplanten Einschnitte verteidigt. Der Preisdruck sei immens.
In "der Ertragsperle China" müsse man sich nach vielen erfolgreichen Jahren wieder nach vorne arbeiten. Gleichzeitig schrumpfe der europäische Markt. "Klar ist: Wir agieren als Management in keiner Wünsch-Dir-Was-Welt", so Blume.
Die Arbeitskosten in Deutschland seien inzwischen zu hoch geworden. Deshalb brauche es dringend Maßnahmen, um die Zukunft von Volkswagen abzusichern. "Unsere Pläne dafür liegen auf dem Tisch", so Blume weiter.
Zwar sprach er die Forderungen wie etwa ein Verzicht in Höhe von rund zehn Prozent des Jahresgehalts oder die Schließung von Werken nicht konkret an, deutete aber auch keine Kompromissbereitschaft im Ringen mit Betriebsrat und Gewerkschaft an. "Wir können die besten Autos der Welt bauen – das spielt aber keine Rolle, wenn wir damit kein Geld verdienen.“
Viel sei bereits erreicht worden, so Blume. So habe man die Aktivitäten in den Weltregionen neu ausgerichtet – insbesondere in China und Amerika. Außerdem sei die Organisation gestrafft worden. Es kämen viele neue Produkte auf den Markt, mit positiver Resonanz.
Markenchef Thomas Schäfer betonte: "Wir wissen, wo wir hinwollen und was zu tun ist." Ziel sei es, VW bis 2030 zum technologisch führenden Volumenhersteller zu machen, mit wirtschaftlicher Produktion in Deutschland und Wolfsburg als Herz von Volkswagen. "Dafür werden wir jetzt aufholen, dann angreifen und wieder anführen.“
Blume bedankte sich für den von Betriebsrat und Gewerkschaft erarbeiteten Kompromissvorschlag. Dieser sieht vor, die von der IG Metall ausgehandelten Tariferhöhungen bei VW in einen Zukunftsfonds einzuzahlen, mit dem Arbeitszeitkürzungen finanziert werden könnten.
So sollen angeblich 1,5 Milliarden Euro eingespart werden können. Blume reicht das aber nicht, um die Zukunft von Volkswagen zu verteidigen. "Deshalb müssen wir weiter verhandeln und gemeinsam an messbaren und vor allem nachhaltigen Lösungen arbeiten."
Betriebsratschefin Daniela Cavallo forderte die Konzernführung zu raschen Zugeständnissen auf. Die IG Metall sei mit ihren Sparvorschlägen einen Schritt auf das Unternehmen zugegangen. Jetzt erwarte sie auch vom Unternehmen ein Entgegenkommen.
"Es ist am Vorstand, wie es hier weitergeht vor Weihnachten", sagte sie. "Entweder raufen wir uns zusammen und fangen an, ernsthaft Kompromisse in Angriff zu nehmen – und zwar auf beiden Seiten. Oder aber der Vorstand beharrt auf seinem Standpunkt, und es eskaliert." Zuletzt hatte Cavallo einen Dividendenverzicht der Aktionärsfamilien gefordert.
Nach Angaben des Betriebsrats nahmen mehr als 20.000 Beschäftigte an der Versammlung teil. Wegen des großen Andrangs wurde diese auf einer Landwand nach draußen übertragen.
Am Montag hatten Zehntausende vor dem Vorstandshochhaus gegen die harten Sparpläne des Konzerns protestiert, 47.000 traten allein in Wolfsburg für zwei Stunden in den Warnstreik. Die nächste Verhandlungsrunde ist am 9. Dezember. Diese werde richtungsweisend sein, so Cavallo.
