Volkswagens Kernmarke VW Pkw fährt einen drastischen Sparkurs. Zum geplanten Personalabbau und möglichen Werkschließungen sagt Kai Grünitz nichts. Er verantwortet jedoch einen Bereich, der für die Zukunft von VW entscheidend ist: die Technische Entwicklung. Im Gespräch mit der Automobilwoche macht er jedoch deutlich, wie er die Entwicklungszeiten stark verkürzen will.
Wie hat sich das Verhältnis zwischen Beschaffung und Technischer Entwicklung in den vergangenen Jahren verändert?
Beide Bereiche sind eng zusammengerückt, da gab es in den vergangenen Jahren einen engen Schulterschluss. Da die Beschaffung unser Sprachrohr zu den Lieferanten ist und wir als Technische Entwicklung die inhaltlichen Aspekte treiben, verfolgen wir gemeinsame Ziele, die der eine Bereich nicht ohne den anderen erreichen kann.
Sehen Sie sich mit dieser Entwicklung als Vorreiter in der Branche?
Sagen wir es so: Wir haben in den letzten Jahren viel gelernt und unsere Hausaufgaben gemacht. Generell ist für den Erfolg eines Unternehmens der Teamgeist entscheidend. Daher setzen wir auf starke Partnerschaften und eine enge Zusammenarbeit. Und so treiben wir Innovationen voran und schaffen Standards, an denen sich die Branche orientiert.
Ein Beispiel ist die Integration von Chat GPT in unsere Autos. Volkswagen war der erste Volumenhersteller, der die künstliche Intelligenz seinen Kunden anbieten konnte. Andere sind erst später gefolgt.
Volkswagen hat vor rund drei Jahren seine Technische Entwicklung neu ausgerichtet. Wie weit sind Sie bei der Neugestaltung der Entwicklungsprozesse?
Das ist ein laufender Prozess. Bei Volkswagen haben sich über die Jahre gewisse Routinen und Arbeitsweisen verankert. Nicht nur in den Köpfen der Leute, sondern generell in der Art und Weise wie das Unternehmen tickt. Und so stehen wir erst am Anfang dieses Wandels hin zu schnelleren Entwicklungs-Prozessen und zu mehr dezentralen Entscheidungen auf den fachlichen Ebenen.
Das haben wir bei VW aufgesetzt und wir sind jetzt dabei, das auch auf die gesamte Markengruppe Core mit Skoda, Seat / Cupra und Volkswagen Nutzfahrzeuge auszurollen.
Wie stark konnten die Entwicklungszeiten verkürzt werden?
Bei uns laufen verschiedene Projekte, die auf eine Entwicklung innerhalb von 30 Monate abzielen. Das kommt aber im Einzelnen auf die Inhalte der Projekte an.
Können Sie das näher erläutern?
Es geht beispielsweise um die Frage, ob wir eine bestehende Fahrzeugplattform nutzen und damit auf größere Umfänge in der Elektronikarchitektur zurückgreifen können. Für ein neues Modell rechnen wir bei den aktuellen Planungen mit einer Entwicklungszeit zwischen 30 und 36 Monaten. Es gibt aber auch andere Projekte, bei denen Plattform und Elektronikarchitekturen erhalten bleiben, etwa neue Karosserievarianten. Da zielen wir auf Entwicklungszeiten von unter 30 Monaten.
Was ist der wesentliche Treiber kürzerer Entwicklungszeiten?
Aktuell sehen wir in der Automobilindustrie weltweit große Technologiesprünge. Wenn wir also ein Auto über einen Zeitraum von vier oder fünf Jahren entwickeln würden, wäre das Produkt bei Markteintritt mit ziemlicher Sicherheit schon veraltet.