Die gesamte Autoindustrie steckt in der Krise. Wirkt sich das auf das Weihnachtsgeld aus? Wir haben bei den Unternehmen nachgefragt.
Die tarifgebundenen Mitarbeiter in der Autoindustrie können sich auch in diesem Jahr über Weihnachtsgeld freuen.
Die Autoindustrie in Deutschland und Europa befindet sich derzeit im Krisenmodus. Umstrukturierungen, Werkschließungen, Kurzarbeit und Stellenabbau prägen seit Wochen die Nachrichtenlage. Zudem befindet sich die Industrie in einer teuren Transformation.
Nachdem BMW bereits für die Jahre 2025 und 2026 Kürzungen angekündigt hatte, haben wir nachgefragt, ob und inwiefern die Beschäftigten bei großen Herstellern und Zulieferern mit Weihnachtsgeld in diesem Jahr rechnen können. Der Überblick:
VW: Volkswagen insgesamt, vor alle VW Pkw steckt tief in der Krise. Ein klassisches Weihnachtsgeld gibt es für die Beschäftigten von VW Pkw und VW Nutzfahrzeuge nicht, sie profitieren jedoch von einer Ergebnisbeteiligung, die im kommenden Jahr ausgeschüttet wird. So ist es im Haustarif festgelegt. Den hat VW zwar gekündigt, 2024 ist davon jedoch nicht berührt.
Der Tarifbonus für die Beschäftigten bemisst sich am operativen Ergebnis der Marken VW Pkw und VW Nutzfahrzeuge. Vereinfacht gesagt: Ungefähr 10 Prozent des operativen Ergebnisses werden an die zirka 120.000 Tarifbeschäftigten in Deutschland ausgeschüttet. Ob und in welcher Höhe entscheidet sich nach dem vierten Quartal.
Audi: Auch die VW-Tochter Audi steckt in der Krise. Von Stellenabbau ist die Rede, 4500 Jobs könnten allein in Deutschland betroffen sein. Zudem hat der Autobauer aus Ingolstadt beschlossen, im Werk in Brüssel die Produktion zu beenden.
Dennoch wird das Weihnachtsgeld "wie jedes Jahr nach der Logik des Flächentarifvertrags ausgezahlt“, bestätigt auf Nachfrage der Automobilwoche eine Sprecherin. Demzufolge steht Ende des Jahres in der Metall- und Elektroindustrie traditionell eine tarifliche Sonderzahlung an, das sogenannte Weihnachtsgeld. Es beläuft sich auf 25 bis 55 Prozent eines Bruttomonatsgehalts.
Bei Porsche verhält es sich ebenfalls wie in den vergangenen Jahren: Es bleibt alles beim Alten. Denn: Porsche zahlt nicht nur die vorgeschriebenen 55 Prozent Sonderzahlung, sondern stockt auf bis zu 100 Prozent auf.
Von einem Sprecher heißt es dazu: „Die Porsche AG zahlt ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im November 2024 ein Weihnachtsgeld in Höhe von bis zu 100 Prozent eines Monatsentgelts. Bis zu 55 Prozent davon beruhen auf den tariflichen Regelungen. Das Weihnachtsgeld erhalten 23.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Porsche AG.“
Demzufolge gehört Porsche zu den wenigen Arbeitgebern, die auch in Krisenzeiten ein vollständiges 13. Monatsgehalt zum Jahresende an die Mitarbeiter zahlen.
Auch Ford steckt tief in der Krise. Der Autobauer, der in Deutschland bald nur noch Elektroautos bauten will, hat seine Mitarbeiter im Kölner Werk bereits in Kurzarbeit geschickt: Bis Weihnachten soll alternierend gearbeitet werden – in der einen Woche laufen die Bänder, dann stehen sie wieder. Dennoch soll das Weihnachtsgeld wie gewohnt ausgezahlt werden. „Wir werden auch dieses Jahr das Weihnachtsgeld wie tariflich vereinbart unverändert an unsere Belegschaft auszahlen“, bestätigt eine Sprecherin.
Zwischen 25 und 55 Prozent Sonderzulage bekommen die Beschäftigten bei Mercedes-Benz, so wie es im Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie festgelegt ist. Das Geld wird mit dem Novemberentgelt ausgezahlt.
Bei BMW können die Mitarbeiter in diesem Jahr weiterhin fest mit dem zugesagten Weihnachtsgeld rechnen – so, wie bereits in den vergangenen Jahren. Demzufolge werden die tariflich zugesicherten 55 Prozent plus Bonusleistungen gezahlt.
Erst im kommenden Jahr 2025 sowie 2026 greift die angekündigte Kürzung des Weihnachtsgeldes „auf 85 Prozent des individuellen Anspruchs“ so heißt es offiziell vom Konzern. Und weiter: „Ab 2027 wird es dann wieder eine Auszahlung von 100 Prozent geben. Der tariflich vereinbarte Anteil von 55 Prozent eines Monatsgehalts bleibt davon unberührt. Lediglich der zusätzlich freiwillig durch das Unternehmen gezahlte On-Top-Anteil wird temporär gesenkt.“
Noch härter als die Autohersteller trifft es derzeit die Zulieferer – allen voran Continental und ZF. Bei beiden Konzernen wird jedoch am Weihnachtsgeld nicht gerüttelt. Genauso wenig wie bei Bosch.
So bestätigt ein ZF-Sprecher: „Bei der tariflichen Sonderzahlung, also dem Weihnachtsgeld, orientiert sich ZF – wie auch in den Vorjahren – unverändert an den Bestimmungen des entsprechenden Tarifvertrags für die Metall- und Elektroindustrie: Die Mitarbeiter erhalten eine tarifliche Sonderzahlung in Höhe von 25 bis 60 Prozent eines Bruttomonatsgehalts, wobei sich die Höhe an der Dauer der Betriebszugehörigkeit sowie am jeweiligen Tarifgebiet orientiert. Die Auszahlung erfolgt mit dem Novemberentgelt.
Auch bei Continental erfolgt die Zahlung des Weihnachtsgeldes ohne Kürzungen, heißt es aus dem Konzern in Hannover.
Bosch hält ebenso an den tariflichen Sonderzahlungen zu Weihnachten fest. "Bosch zahlt wie in den Vorjahren auch in diesem Jahr ein Weihnachtsgeld von bis zu 55 Prozent des Monatsgehalts an seine tarifgebundenen Arbeitnehmer. Das Unternehmen beschäftigt in Deutschland rund 130.000 Mitarbeitende, davon sind gut 70 Prozent Tarifbeschäftigte", heißt es vom Bosch-Konzern.
