Bitte anschnallen zum Start. Das Ausland kann sich auf was gefasst machen, mit Donald Trump als neuem US-Präsidenten. Der America-First-Mann will die heimische Wirtschaft mit allen möglichen protektionistischen Mitteln stärken. Das bedeutet unter anderem höhere Einfuhrzölle, damit Unternehmen gezwungen sind, in den USA zu produzieren. „Ich will, dass deutsche Autobauer amerikanische werden“, rief er seinen Fans schon im Wahlkampf zu. Jetzt, am 20. Januar, wird Trump vereidigt.
Deutsche Hersteller betonen stets, dass sie längst stark in den USA engagiert und mit Werken beheimatet sind. Man beteuert die langjährige Verbundenheit so sehr, dass man glauben könnte, sie seien schon 1492 auf der „Santa Maria“ dabei gewesen.
Zur Sache: Trumps Trommelfeuer
Donald Trumps Präsidentschaft wird die Autowelt verändern. Die deutschen und europäischen Hersteller müssen ihre Werksbelegungen neu planen, sonst drohen ihnen große Probleme.
BMW in Spartanburg, Mercedes-Benz in Tuscaloosa, Volkswagen in Chattanooga und bald auch in Columbia. Doch höhere Einfuhrzölle bedeuten, dass die Werksbelegungen wieder neu überdacht werden müssen. Spartanburg ist zum Beispiel das größte Exportwerk der USA – wird das so bleiben, wenn die Zölle steigen, oder wird dann mehr fürs Inland gebaut? Wird auch Mercedes umschichten?
Und wird Audi den Q8 e-tron in Mexiko bauen, das auch den Bannstrahl höherer Zölle erfährt? Audi hat sein großes Amerika-Werk in Mexiko – und keines in den USA. Auch Porsche hat kein Werk in den USA und muss höhere Einfuhrkosten fürchten. Bräuchten nun Porsche und Audi ein gemeinsames Werk in den USA? Immerhin verspricht Trump Steuergeschenke für Hersteller, die sich für eine US-Fabrik entscheiden.
Aber auch die Biden-Regierung war nicht untätig und hat schon und mit dem „IRA“ („Inflation Reduction Act“) versucht, Produktion ins Land zu holen. Dagegen zog Biden gegen russische und chinesische Einfuhren Firewalls hoch. Seine Fast-schon-weg-Regierung erließ in dieser Woche noch schnell Maßnahmen, die chinesische Autos und Lastwagen vom US-Markt ausschließen könnten.
Denn die USA wollen Kommunikations- und ADAS-Systeme aus China und Russland – ergo Spionage – killen. Das kann letztlich auch deutsche Zulieferer treffen, wenn chinesische Autos deutsche Komponenten mit China-Software integriert haben. Chinas Modelle als die TikToks der Autoindustrie.
Andersherum könnte es ein Vorteil sein, wenn Chinas Autos westliche Kommunikations- und ADAS-Systeme benutzen müssten, um auf den US-Markt zu gehen. Chinesische Autos können auch weiterhin in den USA verkauft werden, allerdings eben ohne chinesische Konnektivitätsmodule.
Und Trump? Die US-Politik kann in der nächsten Zeit die europäische Autoindustrie regelrecht erschüttern. Rund eine Million Autos werden aus Europa und Mexiko in die USA eingeführt. Importzölle von 20, 30 Prozent für Europa und Mexiko sowie bis 100 Prozent für chinesische Hersteller – das wäre die dramatischste Abkehr vom Freihandel seit den 1930er Jahren.
Die europäischen Hersteller sind gut beraten, verschiedene Szenarien parat zu haben, um gut durch die Trump-Zeit zu kommen. Produktions- und Werksbelegungspläne müssen neu geschrieben werden.