Automarkt-Analyse: Ein falscher Elektro-Boom und ein Hoch bei VW

Der deutsche Automarkt ist im Januar geschrumpft: 207.640 Neuzulassungen bedeuten einen Rückgang um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Verglichen mit den mittleren Neuzulassungen der fünf Vorkrisenjahre liegt das Januarergebnis 14 Prozent niedriger.

Dass der Rückgang im Januar vergleichsweise moderat ausgefallen ist, hat mit den privaten Neuzulassungen zu tun: Diese sind um 9,7 Prozent gestiegen. Mit 33 Prozent ist der Privatkundenanteil fast vier Punkte höher als vor einem Jahr. Dagegen liegen die gewerblichen Neuzulassungen gut 12 Prozent unter dem Vorjahresmonat.

Einen auffallend starken Anstieg gab es bei den reinen Elektroautos (BEV). Die entsprechenden Neuzulassungen lagen im Januar gut 50 Prozent über denen des Vorjahres.

Allerdings bedeutet das nicht den Beginn eines deutschen E-Auto-Wunders. Denn der Januar 2024 war der erste Monat ohne den Umweltbonus – und aufgrund vorgezogener Neuzulassungen Ende 2023 ein außergewöhnlich schlechter BEV-Monat.

Trotzdem sind die 34.498 Elektroauto-Neuzulassungen mit einem Marktanteil von 16,6 Prozent im Januar 2025 eine Überraschung: Es ist der höchste BEV-Marktanteil seit der Abschaffung des Umweltbonus.

Es ist davon auszugehen, dass im Januar Marketing-Aktionen für einzelne Modelle die BEV-Neuzulassungen gestützt haben. Immerhin müssen Hersteller mit Blick auf die EU-Flottengrenzwerte ihren E-Auto-Absatz ankurbeln.

Tesla geriet derweil unter die Räder: Die amerikanische Marke von CEO Elon Musk erreichte mit 1277 Neuzulassungen im Januar nur noch einen BEV-Marktanteil von 3,7 Prozent; im Gesamtjahr 2024 waren es noch 9,9 Prozent und im Jahr 2023 über 12 Prozent.

Im Dezember waren die Hybride ohne Stecker (HEV) zum ersten Mal stärkste Antriebsart. Das hat sich im Januar wieder gedreht: Die Benziner erreichten einen Marktanteil von 30 Prozent, wogegen die HEVs trotz eines Anstiegs von fast 14 Prozent nur auf einen Marktanteil von 28,5 Prozent kamen.

Dennoch ist davon auszugehen, dass die HEVs im weiteren Jahresverlauf wieder die Nummer 1 werden.

Die Plug-in-Hybride (PHEV) haben im Januar ihr Marktanteilsniveau der vergangenen Monate von jeweils über 8 Prozent bestätigt. Das ist zwar deutlich niedriger als das der BEVs, aber zirka zwei Punkte höher als in den beiden Jahren nach der Abschaffung des Umweltbonus für diese Antriebsart Ende 2022.

Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw gingen um 19,5 Prozent zurück, der Marktanteil erreichte 15,9 Prozent und ist tendenziell rückläufig.

Deutschlands Marktführer VW legte im Januar um 11,6 Prozent zu und erreichte einen Marktanteil von 22,3 Prozent. Bemerkenswert: Das ist der höchste Wert seit Juli 2015.

Renault kam im Januar zwar auf die höchsten Zuwächse der Top-15-Marken, das Plus von 38,1 Prozent ist aber hauptsächlich dem schwachen Vorjahresmonat geschuldet. Der Marktanteil von zwei Prozent entspricht in etwa dem des Gesamtjahres 2024 und liegt deutlich unter dem der Jahre davor.

Seat kam auf ein Plus von 37,5 Prozent und erreichte mit einem Marktanteil von 6,7 Prozent den zweithöchsten Wert in einem Monat überhaupt. Gleiches gilt für Skoda: Aufgrund eines unterdurchschnittlichen Rückgangs von einem Prozent stieg der Marktanteil auf acht Prozent. Nur einmal wurde dieser Wert in einem Monat bisher überschritten.

Opel ist zum Jahresanfang der eindeutige Verlierer: Minus 45,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat bedeuten einen Marktanteil von nur noch 3,3 Prozent. Damit rutscht die Marke auf Platz acht des Herstellerrankings ab.

Schlimmer noch: Der Marktanteil von 3,3 Prozent ist der niedrigste Monatswert, der für die Rüsselsheimer jemals beobachtet wurde.

Für das laufende Gesamtjahr geht die Automobilwoche weiterhin von 2,9 Millionen Neuzulassungen aus, ein Plus von 2,9 Prozent. Das wären immer noch fast 16 Prozent weniger als im Mittel der Vorkrisenjahre 2015 bis 2019.

Die Auftragseingänge der deutschen Hersteller aus dem Inland liegen im Januar laut VDA zwar 21 Prozent über denen des äußerst schwachen Vorjahres, sie sind aber noch weit vom Vorkrisenniveau entfernt.

Aufgrund der politischen Situation in Deutschland mit der vorgezogenen Bundestagswahl Ende Februar ist vor Anfang April nicht mit der Umsetzung neuer Gesetze zu rechnen – etwa zur Entlastung von Verbrauchern und Industrie sowie für die Förderung von E-Fahrzeugen.

Nach dem Regierungswechsel in den USA drohen zudem höhere Zölle auf Importe aus der EU. Das könnte für das ohnehin wirtschaftlich angeschlagene Deutschland ein drittes Rezessionsjahr in Folge bedeuten – mit entsprechenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.