Warum E-Transporter nicht in Schwung kommen

Verkehrte Welt: Während die Absatzzahlen bei Transportern steigen, gehen sie im Pkw-Markt zurück. Während E-Autos wieder an Bedeutung gewinnen, kommt die Elektrifizierung bei Transportern nicht voran.

In den ersten drei Quartalen legte der deutsche Transporter-Markt um knapp sechs Prozent auf gut 376.100 Einheiten zu. Mehr als jedes zweite leichte Nutzfahrzeug war eine gewerbliche Neuzulassung (+4,8 Prozent auf 188.800 Einheiten).

Profitiert hat vor allem der Diesel: Er legte im gleichen Zeitraum um zehn Prozent auf 164.100 Einheiten zu. Ein Marktanteil von knapp 87 Prozent. Ganz anders E-Transporter: Um knapp ein Drittel brachen die neu zugelassenen E-Transporter in den ersten neun Monaten 2024 auf nur noch 12.300 Einheiten ein. Ein Marktanteil von gerade einmal 6,5 Prozent.

Da wäre mehr drin: „Die genaue Analyse der Gegebenheiten zeigt, dass die Unternehmen eigentlich weit mehr E-Transporter einsetzen könnten als der aktuelle Marktanteil widerspiegelt“, sagt Dataforce-Analyst Benjamin Kibies. Im Rahmen ihrer jüngst veröffentlichten Transporterstudie 2024 haben die Dataforce-Marktforscher die Entwicklung analysiert.

Knapp drei Viertel der gewerblichen Kunden entscheiden sich demnach gegen einen E-Transporter aufgrund der Reichweite. Als weiteren Grund nennen viele die Ladeinfrastruktur: Jedem Zweiten reichen die öffentlichen Ladestellen nicht aus, mehr als jeden Dritten hält die betriebliche Ladeinfrastruktur ab.

Doch das scheinen eher mentale Schranken zu sein, in der Praxis spielen sie für viele keine Rolle:

• Mehr als jeder Dritte (36 Prozent) fährt ausschließlich Kurzstrecke bis 25 Kilometer. Die aktuellen Reichweiten der E-Transporter reichen für mehrere Fahrten pro Tag – selbst im Winter.
• Zeit genug zum Nachladen haben die meisten: Mehr als drei Viertel (77 Prozent) hat erhebliche Leerlaufzeiten, die dafür genutzt werden können - passende Infrastruktur vorausgesetzt.
• Mehr als jedes zweite Unternehmen mit Transporter-Flotte (56 Prozent) hat eine Ladesäule auf dem eigenen Betriebsgelände.
• Auch die durch das Batteriegewicht eingeschränkte Nutzlast ist nur für einen kleinen Teil relevant. Zuladungen von mehr als 1,5 Tonnen braucht nur jeder vierte Fuhrpark.

„Die Hemmnisse sind nicht absolut und bei den meisten Entscheiderinnen und Entscheider ist eine grundsätzliche Bereitschaft vorhanden, E-Transporter zu nutzen“, so Kibies.

Doch die Gründe der Flottenmanager für einen E-Transporter spielen in vielen Unternehmen eher eine untergeordnete Rolle: Drei Viertel (74 Prozent) entscheiden sich für E-Transporter wegen ihrem Umweltbewusstsein, knapp zwei Drittel (61 Prozent) hoffen auf ein besseres Image. 

Entscheidend im Flottengeschäft ist vor allem der Preis: 75 Prozent der Fuhrpark-Verantwortlichen, die bereits einen Kostenvergleich angestellt haben, kommen zu dem Schluss, dass Verbrenner günstiger sind als Elektrotransporter. Damit ist für viele Betriebswirte die Wahl schon getroffen.

Von jedem zweiten E-Transporter-Nutzer (52 Prozent) werden die Anschaffungskosten als größte Hürde genannt, gefolgt von der Installation einer Ladeinfrastruktur (45 Prozent). „Um jedoch das aufwändigere Handling der E-Modelle auszugleichen, müssten diese preislich deutlich im Vorteil sein“, sagt Kibies.

Der Preis ist im E-Transportergeschäft für die meisten Flottenmanager das entscheidende Kriterium. Entsprechend muss es der Ansatzpunkt der Hersteller sein, wenn sie im nächsten Jahr die drastisch verschärften EU-CO2-Flottenziele bei leichten Nutzfahrzeugen einhalten wollen.