Damit wird der Autozulieferer wieder zum reinen Reifenhersteller. Vorstandschef Nikolai Setzer deutet seinen Abgang an.
Nikolai Setzer besiegelt die Aufspaltung: Automotive geht an die Börse, Tech soll verkauft werden.
Continental will zum reinen Reifenhersteller schrumpfen. Der Automobilzulieferer verkündete am Dienstag die “Verselbstständigung” des Bereichs ContiTech. Der Continental-Vorstand bevorzugt laut Mitteilung einen Verkauf der Sparte.
Die Sparte ContiTech produziert Gummiprodukte – darunter Schläuche und Förderbänder – für die gesamte Industrie. Vergangenes Jahr betrug der Umsatz von ContiTech 6,4 Milliarden Euro, 39.000 Menschen arbeiten in der Sparte.
Die Verselbständigung soll zeitlich nach dem Spin-off des Unternehmensbereichs Automotive sowie nach dem Verkauf des Geschäftsfeldes Original Equipment Solutions (OESL) umgesetzt werden.
Bei ContiTech ist ein Großteil des Geschäfts mit Gummiprodukten für Automobilhersteller n der Geschäftseinheit Original Equipment Solutions (OESL) gebündelt, der zeitnah verselbstständigt werden soll. Das Geschäftsfeld mit rund 16.000 Beschäftigten in 16 Ländern wird derzeit potenziellen Käufern vorgestellt.
Mit den geplanten Schritten besiegelt Continental sein Ende als integrierter Zulieferer. Übrig bleibt am Ende nur die Reifensparte – jenes Geschäft, mit der das Unternehmen groß geworden ist. Der Konzern hatte 2024 bereits verkündet, seine Zulieferer-Sparte Conti Automotive abzuspalten.
Das neue Unternehmen soll im September an die Börse gehen. Wenn der Prozess abgeschlossen ist, folgt nach den Plänen des Vorstands um CEO Nikolai Setzer der Verkauf von ContiTech im Jahr 2026.
“Wir schaffen drei starke, unabhängige Champions, die ihr volles Wachstums- und Wertschaffungspotenzial als selbstständige Unternehmen entfalten werden”, sagte Setzer.
Setzer deutete zudem seinen Abgang an: “Die Neuaufstellung von Continental im Sinne all unserer Stakeholder werde ich bis zu ihrem erfolgreichen Abschluss als CEO gestalten und vorantreiben”, wird Setzer in der Mitteilung zitiert.
Nach der Aufspaltung wäre in der Tat kein Platz für ihn. Derzeit leitet Setzer die Holding, die über den drei Sparten steht. Wenn Automotive und Tech nicht mehr dazu gehören, entfällt sein Geschäftsbereich.
Die Conti-Pläne werden von Gewerkschaftsseite abgelehnt: "Die Trennung von ContiTech in diesen Zeiten weltwirtschaftlicher Unsicherheit ist sozial unverantwortlich, ökonomisch waghalsig und technologisch unsinnig", erklärt Francesco Grioli, Mitglieder des geschäftsführenden IGBCE-Hauptvorstands und des Continental-Aufsichtsrats.
Er kritisiert, dass die Kapitalseite damit den seit Jahren grassierenden Zerschlagungswahn auf die Spitze treibe. "Dieses Vorhaben trifft auf unseren entschiedenen Widerstand." Es könne nicht sein, "dass sich die Eigentümer von Jahr zu Jahr eine höhere Dividende genehmigen und das Unternehmen ausbluten lassen".
Zudem verlässt Ariane Reinhart zum 30. Juni den Vorstand. Die 55-Jährige ist zuständig für die Bereich HR und Nachhaltigkeit und Arbeitsdirektorin.
Neu in den Vorstand berufen wird Ulrike Hintze. Zum 1. Juli übernimmt die 48-Jährige die Verantwortung für HR und als Arbeitsdirektorin. Die Leitung des HR-Bereichs bei Tires führt sie nach Angaben des Konzerns in Personalunion weiter. Setzer übernimmt von Reinhart den Bereich Nachhaltigkeit zusätzlich zu seiner Verantwortung für die Bereiche IT und Kommunikation.
