Verbrennergeschäft boomt: Eberspächer nimmt "Korrektur des Weltbildes" vor

Seit Jahren treibt der Abgas-Spezialist Eberspächer die Transformation voran und sucht nach neuem Geschäft im Bereich der Elektromobilität oder des Wasserstoffs. Doch ausgerechnet das Geschäft mit Katalysatoren brummt derzeit, weshalb das Unternehmen mit Sitz in Esslingen bei Stuttgart im vergangenen Jahr Umsatz und Profitabilität gesteigert hat.

"Da mussten wir ein Stück weit eine Korrektur unseres Weltbildes vornehmen", sagte der geschäftsführende Gesellschafter Martin Peters angesichts des schleppenden Hochlaufs der Elektromobilität.

Allein in den USA hat Eberspächer im vergangenen Jahr zwei Werke für Abgasreinigungssysteme in Betrieb genommen, um amerikanische Hersteller beliefern zu können. Hinzu kamen auch Produktionsstätten in Thailand und Malaysia. Damit fertigt die Geschäftsdivision Purem by Eberpächer inzwischen in 19 Ländern.

In Europa seien zudem im ersten Halbjahr komplexere Abgasanlagen gefragt gewesen. Auch das Lkw-Geschäft habe sich positiv entwickelt. Der um durchlaufende Posten wie Materialkosten für Katalysatoren bereinigte Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 13,4 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. In der gesamten Gruppe wuchs der Umsatz um 10,3 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro.

Peters rechnet damit, dass im "Sunset-Business", also dem auslaufenden Geschäft mit Verbrennern, noch lange was zu holen ist. Eberspächer will dabei Marktanteile von Konkurrenten einsammeln und vor allem in China weiter wachsen. Dort habe man im vergangenen Jahr einen Großauftrag eines Herstellers gewonnen.

Prognosen gingen davon aus, dass 2030 noch über 50 Prozent der weltweiten Neuzulassungen einen Verbrenner an Bord haben. Auch in der EU zeichne sich eine Abkehr von der einseitigen Festlegung auf die batterieelektrische E-Mobilität ab zugunsten von mehr Technologieoffenheit ab.

Die momentan zu beobachtende Renaissance des Verbrenners hat aber auch Schattenseiten. Der größte Teil der Investitionen bei Eberspächer sei in die Elektromobilität geflossen. "Das geht gegen unsere Planungen, was meistens ineffizient ist", so Peters.

So hätten zum Teil neu aufgebaute Teams wieder aufgelöst werden müssen. Wie alle Zulieferer hat Eberspächer zudem das Problem, dass viel Geld in Forschung und neue Produkte fließt, die Technologien sich aber nicht durchsetzen oder die erwarteten Stückzahlen nicht kommen.

So ist der Umsatz in der Division Climate Control Systems im vergangenen Jahr leicht geschrumpft. Dies sei vor allem auf reduzierte Kundenabrufe für elektrische Hochvoltheizungen zurückzführen, die in E-Autos benötigt werden.

Dennoch sucht Eberspächer weiter nach Möglichkeiten, die Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor zu reduzieren. Dazu gehört der Bereich Fahrzeugelektronik, der stark wächst – wenn auch auf niedrigem Niveau. Mit der Entwicklung eines Batteriemanagement-Systems für 12-Volt-Lithium-Ionen-Batterien hat sich der Zulieferer ein neues Produktsegment erschlossen.

In Zukunft dürften die Bleibatterien im Auto zur Versorgung von Standardanwendungen wie Radio oder Leselicht ausgedient haben. Sie werden immer häufiger durch Lithium-Ionen-Batterien ersetzt. Diese benötigen aber zum Schutz der Zellen und zur Einbindung ins Bordnetzwerk eine ausgeklügelte Steuerung mit Software, die Eberspächer ebenfalls beisteuert.

Hoffnung setzt Peters auch in den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft. So liefert Eberspächer bereits Komponenten für Brennstoffzellen-Systeme wie Luftkompressoren. Außerdem hat Eberspächer eine Partnerschaft mit dem dänischen Unternehmen Topsoe geschlossen, das Anlagen für die Elektrolyse entwickelt. Die Division Purem soll die Industralisierung und Produktion unterstützen.

Für Peters ist dies auch eine Möglichkeit, in deutschen Werken wie etwa Neunkirchen im Saarland Ersatz für sinkende Stückzahlen bei Abgasreinigungssystemen zu schaffen. Auf diese Weise habe der Standort eine langfristige Zukunft, ist Peters überzeugt.

Zwar ist die Zahl der Mitarbeiter bei Eberspächer im vergangenen Jahr um rund 500 auf 11.171 gewachsen. Rund ein Drittel davon arbeitet in Deutschland. Doch eingestellt wird praktisch nur noch an den ausländischen Standorten wie etwa den neuen Abgas-Werken. Peters verweist in diesem Zusammenhang auf die schlechten Standort-Bedingungen in Deutschland.

Man investiere dort, wo man wettbwerbsfähig sein könne. Hohe Energiekosten, hohe Lohnkosten und eine überbordende Bürokratie erschwerten dies im Heimatland. Dazu verliest Peters eine ganze Liste an neu geschaffenen Regularien wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, für das Stellen im Unternehmen geschaffen werden müssten, ohne Umsatz zu generieren.

Die internationale Wettbewerbsfähigkeit orientiere sich nicht mehr an den deutschen Premiumherstellern, die nach wie vor zu den Stammkunden zählen, sondern an der chinesischen Konkurrenz. "Mit einer 32-Stunden-Woche kann das nicht funktioneren", sagt Peters mit Blick auf eine Forderung der IG Metall.

Um die Profitabilität im Unternehmen zu verbessern, habe man nach der Cyberattacke im Jahr 2021 viele Prozesse neu aufgesetzt und an Tempo zugelegt. Auch die zum Teil neu geordnete Geschäftsführung sei diesem Ziel untergeordnet.

"Dadurch sind wir besser und resilienter geworden", sagt Peters. Dies zeige sich auch im operativen Gewinn, der mit 58 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt wurde. Spätestens 2026 will Peters dann die Zielrendite von sechs Prozent erreichen.