ZF-Beschäftigte protestieren gegen Standort-Erweiterung in Tschechien

Der ZF-Vorstand hat im Rahmen der strategischen Ausrichtung des Bereichs Aftermarket zugestimmt, den bereits bestehenden Standort im tschechischen Ostrov zu erweitern. Das wollten rund 200 ZF-Mitarbeiter am Aftermarket-Standort in Schweinfurt nicht hinnehmen.

Sie forderten den Ausbau des Standortes in Schweinfurt. Die IG Metall fürchtet, dass durch den Ausbau Ostrovs mehr als 120 der aktuell rund 900 Stellen in Schweinfurt bedroht sind, was langfristig die Zukunftsperspektive des Standorts gefährde.

Im Zusammenhang mit dem Ausbau Ostrovs verweist eine Unternehmenssprecherin auf Kapazitätsprobleme in Schweinfurt. Einen drohenden Stellenverlust für den Aftermarket-Bereich in Schweinfurt wollte sie allerdings nicht bestätigen. Vielmehr bleiben dort die unbefristeten Arbeitsplätze erhalten, erklärte sie gegenüber der Automobilwoche.

Das Logistikkonzept für den Bereich Aftermarket umfasst die Standorte in Schweinfurt, Bremen und in Ostrov. Wie das Konzept im Detail ausgestaltet wird, sei noch nicht entschieden, so die Sprecherin.  

Reiner Gehring, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, erklärte: „Die Botschaft, die vom Aktionstag an das ZF-Management ausgeht, ist unmissverständlich: Lasst Ostrov II und baut lieber die bestehenden, sehr guten Strukturen in Schweinfurt aus.“

Gemeinsam mit dem Info-Institut hatte die Arbeitnehmerseite des Zulieferers ein Konzept erarbeitet, um die Vorteile einer Standorterweiterung in Schweinfurt aufzuzeigen. „Es gibt viele gute Gründe für den Ausbau in Schweinfurt“, betont Wolfgang Gutgesell, Betriebsratsvorsitzender des ZF-Aftermarket-Standorts Schweinfurt.

Er verweist auf „viele sehr gut ausgebildete Fachkräfte mit einer hohen Identifikation mit den ZF-Werten“. Zudem sei bereits ein großes Logistiknetzwerk vorhanden, was auch die Integration eines externen Lagers erleichtern und dadurch die Anlaufkosten verringern würde. Hinzu komme die unmittelbare Nähe zum ZF-Multidivisionsstandort.

Gehring erwartet vom ZF-Management, „dass das vorliegende Konzept pro Schweinfurt ernsthaft geprüft wird. Bislang wird es aus unserer Sicht aufgrund von vorgeschobenen Argumenten abgelehnt“.

Laut IG Metall hatte die Stadt Schweinfurt bei einem Termin mit Arbeitnehmervertretern im Dezember großes Interesse an der Realisierung des Konzepts signalisiert. Alle Beteiligten hätten ihre Unterstützung zugesagt und angekündigt an, aktiv auf ZF zuzugehen, um den Dialog mit dem Konzern zu suchen.

Das Service- und Ersatzteilgeschäft gehört neben dem Nutzfahrzeuggeschäft, der Fahrwerktechnik und der Industriesparte bei ZF zu den vier Bereichen, in denen das Unternehmen weltweit die Nummer eins oder zwei ist.

Der Konzern muss allerdings sparen. Anfang 2024 hatte das Unternehmen erklärt, seine Kosten innerhalb der nächsten zwei Jahre um sechs Milliarden Euro reduzieren zu wollen. Zudem plant das Unternehmen bis 2028 in Deutschland zwischen 11.000 und 14.000 Stellen zu streichen. Das wäre hierzulande fast jeder vierte ZF-Arbeitsplatz.