Brose-Patriarch Michael Stoschek mit Rolle rückwärts

Michael Stoschek ist nach knapp drei Monaten wieder zurück auf dem Chefposten des Aufsichtsrats beim Mechatronikzulieferer Brose. Wenige Tage zuvor hatte der ehemalige Hella-Chef Rolf Breidenbach sein Anfang Mai übernommenes Mandat als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Brose SE niedergelegt.

Als Grund für den Wechsel nennt das Unternehmen unterschiedliche Auffassungen zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens vor dem Hintergrund der aktuellen Marktentwicklungen. Mit dem eher emotionalen Brose-Patriarchen Stoschek und dem Analytiker Breidenbach sind auch zwei unterschiedliche Charaktere aufeinandergetroffen.

Stellvertretender Vorsitzender des Gremiums bleibt Stoscheks Sohn Maximilian, der seit Anfang Mai auch die Gesellschafterversammlung des Unternehmens leitet. Unabhängig von dieser Entwicklung bleibe der Übergang auf die nächste Generation im Familienunternehmen „ganz oben auf der Agenda“, erklärte Michael Stoschek.

Der 76-Jährige hatte Ende April nach 35 Jahren als geschäftsführender Gesellschafter und 18 Jahren als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung seinen Rückzug angekündigt.

Der Zulieferer aus dem fränkischen Coburg mit zuletzt 7,9 Milliarden Euro Umsatz hat turbulente Jahre hinter sich und steckt in einer Phase des Umbruchs. Das Unternehmen muss sparen. Anfang des Jahres hatte Brose, das weltweit rund 32.000 Mitarbeiter beschäftigt, angekündigt, die Personalkosten um zehn Prozent und die Investitionen um 20 Prozent kürzen zu wollen.

Das erklärte Ziel: mehr finanziellen Spielraum gewinnen. Wie viele Entlassungen es letztendlich geben wird und wie viele Stellen über Ruhestandsregelungen oder Fluktuation entfallen, ist bei Brose nach wie vor offen. Erstmals in der Unternehmensgeschichte mussten Bankkredite „in erheblichem Ausmaß“ aufgenommen werden.

Seit September 2023 führt Philipp Schramm das Unternehmen, nachdem mit Jürgen Otto, Kurt Sauernheimer und Ulrich Schrickel seit Ende 2017 drei Chefs das Unternehmen verlassen hatten. Schramm hatte erklärt, dass ein operatives Ergebnis unter zwei Prozent zu niedrig sei, um auf Dauer bestehen zu können. Ziel sei es, über fünf Prozent Umsatzrendite zu erzielen.

Der amtierende Brose-Chef hat nur noch weniger als zwei Jahre Zeit, um das Unternehmen auf Kurs zu bringen. Und eines dürfte auch klar sein: Michael Stoschek wird sich mit seiner Rückkehr auf den Chefposten des Kontrollgremiums wieder verstärkt ins operative Geschäft einmischen. Getrieben wird er dabei auch von der Sorge um sein Lebenswerk.

Stoschek hatte 1971 im Alter von 23 Jahren von seiner Tante Gisela die Geschäftsführung des Familienunternehmens mit 1000 Mitarbeitern und 50 Millionen DM Umsatz übernommen. 2005 übergab Stoschek die Leitung des Zulieferers an Jürgen Otto.

Der Zulieferer erzielte zu diesem Zeitpunkt rund 2,2 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigte 9000 Mitarbeiter. Otto prägte das Unternehmen bis Ende 2017 maßgeblich.