Bei diesen Technologien spielen deutsche Zulieferer vorne mit – noch

Die deutsche und europäische Autozuliefeindustrie ringt mit sinkender Profitabilität und verliert Marktanteile vor allem an asiatische Konzerne. Bei wichtigen Zukunftsthemen wie der Batterie- und Zelltechnik haben die Unternehmen zudem einen gehörigen Rückstand auf Asiens Marktführer.

Branchenexperten wie Henning Rennert, Partner bei der Unternehmensberatung Strategy&, sehen Anzeichen dafür, dass außereuropäische Unternehmen in Segmente vordringen, die als Kernbereiche insbesondere deutscher Ingenieurskunst gelten. Dazu zählt für ihn der Themenkomplex Karosserie, Rohbau oder Schweißmethoden.

Besser sieht es beim autonomen Fahren aus. Dort nehmen deutsche und europäische Zulieferer eine starke Position ein. Zwar ist es um das autonome Fahren in der öffentlichen Wahrnehmung etwas ruhiger geworden, doch es wird zu den künftigen Kerntechnologien gehören.

Zuliefererkonzerne wie Bosch und ZF oder auch die Anbieter von Radar- und Sensortechnologie wie der zum französischen Forvia-Konzern gehörende Zulieferer Hella oder Continental zählen dazu.

Ein weiterer für Zulieferer wichtiger Bereich ist das Thermomanagement. Dieses spielt bei künftigen Modellgenerationen eine wichtige Rolle und dürfte bald eine ähnliche Bedeutung wie in der Vergangenheit der Verbrenner-Antriebsstrang.

Zu den Anbietern gehören beispielsweise der französische Zulieferer Valeo und der Stuttgarter Mahle-Konzern. Im vergangenen Jahr hatte Mahle zwei Aufträge für Thermomanagement-Module mit einem Gesamtvolumen von fast 1,5 Milliarden Euro gewonnen.

Doch der Wettbewerb ist hart. Asiatische Zulieferer sind in diesem Segment präsent und Rennert warnt: "Nur eine Komponente beim Thermomanagement beizusteuern wird nicht ausreichen, um systemrelevant zu bleiben."

Investitionen in Innovationen rund um das autonome Fahren verschlingen jedoch viel Geld. Selbst Großkonzerne wie Conti oder ZF stoßen an ihre Grenzen. So plant Conti, seine Automotive-Sparte im September an die Börse zu bringen, um frisches Geld einzusammeln.

Und ZF-Chef Holger Klein sucht Partner für seine Division Elektronik und Fahrerassistenzsysteme. ZF sieht sich hier als Marktführer für kamerabasierte ADAS-Systeme.

Klein verweist darauf, dass Fahrerassistenz- und Infotainmentsysteme miteinander verschmelzen. Fahrzeughersteller wünschen sich laut Klein eine Lösung aus einer Hand. "Hier benötigen wir erhebliche Investitionen in die Entwicklung der Technologie, die wir derzeit alleine nicht stemmen können."

Für Rennert ist entscheidend, die sehr teure Technologie für das automatisierte Fahren schnell in den Massenmarkt zu bringen. Mit dem direkteinspritzenden Dieselmotor oder dem ABS-System sei das in der Vergangenheit gelungen.

Dank steigender Volumen hätten dabei deutsche Firmen einen technologischen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb gehabt. Eine ähnliche Position lässt sich wohl nu mit einem langen Atem erreichen, wenn Zulieferer ihre Pläne nicht kurzfristigen Business Cases unterordnen. Der Fehler sei bei der Batterietechnologie gemacht worden und sollte nicht wiederholt werden, meint Rennert.