So rechtfertigt der Conti-Chef die Börsenpläne

Mit der angekündigten Abspaltung des Automotive-Geschäfts sorgt der Zulieferer Continental derzeit für Schlagzeilen. In einer Art Befreiungsschlag soll der seit Jahren darbende Teil des Unternehmens an die Börse gebracht werden. In einer Konferenz für Analysten und Investoren haben Conti-Chef Nikolai Setzer und Finanzchef Olaf Schick erläutert, warum sie die Automotive-Sparte trotz aller Probleme auf einem guten Weg sehen.

Zwar lag die EBIT-Marge im zweiten Quartal nach den Verlusten zu Beginn des Jahres auch nur bei bescheidenen 2,7 Prozent. Und für das Gesamtjahr wurde die Prognose angesichts der schwachen Weltmärkte auf 2,5 bis 3,5 Prozent Marge gesenkt. Conti-Chef Nikolai Setzer hebt aber vor allem auf die Verbesserungen im operativen Geschäft ab, die sich nun zeigten. So seien erste Auswirkungen des verordneten Sparprogramms zu sehen.

Von den anvisierten 7150 Stellen weltweit sind bereits 2800 abgebaut worden mit einer entsprechenden Reduktion der Fixkosten. Allein 1300 Jobs sind im Bereich Forschung und Entwicklung weggefallen, wo in der Vergangenheit hohe Kosten gedrückt haben.

Ab 2025 will das Unternehmen jährlich rund 400 Millionen Euro einsparen. Im laufenden Jahr sollen es 150 Millionen Euro sein. „Davon haben wir bereits ein Drittel realisiert“, so Finanzchef Olaf Schick. Um effizienter zu werden, sollen unter anderem auch Einheiten, die am software-definierten Fahrzeug arbeiten, gebündelt werden.

„Hier schaffen wir Synergien“, so Conti-Chef Nikolai Setzer. Das Unternehmen beschäftigt allein über 20.000 Software-Entwickler und hat einen Schwerpunkt bei der Fahrzeug-Elektronik. Außerdem werde die Abspaltung hier als Impulsgeber für weitere Verbesserungen dienen, da in Zukunft alle Funktionen rein auf das Automotive-Geschäft ausgerichtet seien.

Der Blick ins zweite Halbjahr stimmt die Konzernführung optimistisch. Dann sollen die Preisverhandlungen mit den OEMs abgeschlossen sein – und die Produkte wieder profitabler werden. In den vergangenen Monaten hatten die Zulieferer damit zu kämpfen, dass zugesagte Volumina nicht erreicht und Abrufe auch kurzfristig storniert wurden. Damit sinkt die Auslastung, was wiederum viel Geld kostet.

Hier sollen Zugeständnisse der Hersteller für eine solidere Finanzbasis sorgen. Zu schaffen gemacht hatte Continental auch das Auslaufen diverser Produktgenerationen – etwa bei Radar oder Displays – , während die Nachfolger sich erst im Hochlauf befinden und manche Projekte verzögert gestartet sind. Hier soll sich die Situation entspannen.

Die Produkte von Conti seien auf dem Weltmarkt nach wie vor sehr gefragt. Setzer verwies auf eine gute Auftragslage. So habe man alleine im zweiten Quartal des Jahres einen Großauftrag über 2,1 Milliarden Euro für die neueste Generation von Bildschirmen erhalten.

Für Bremssysteme seien es Aufträge in Höhe von zwei Milliarden Euro, die von chinesischen Herstellern kämen. Für die High-Perfomance-Computer, die als Voraussetzung für das software-definierte Fahrzeug gelten, konnte Conti Bestellungen im Wert von 1,2 Milliarden Euro einsammeln. „Unsere Produkte kommen an“, betonte Schick.

Der Börsengang soll wie berichtet bis zum Ende des Jahres 2025 abgeschlossen sein. Das Unternehmen strebt dabei eine Notierung im MDAX an. Für eine Bewertung sei es derzeit noch zu früh, so Setzer. Er wiederholte die Vorteile, wonach ein abgespaltenes Automotive-Geschäft freier und fokussierte agieren und beispielsweise Partnerschaften eingehen könne. Die Kosten für den Börsengang sollen bei einem niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbetrag liegen.