Webasto: Hoffen auf chinesische Kunden

China ist für den Zulieferer Webasto ein wichtiger Markt, der sich stark verändert hat. Ein Grund für das Erstarken der chinesischen Fahrzeughersteller sieht Vorstandschef Holger Engelmann auch darin, dass die chinesischen Fahrzeughersteller „in den Zeiten des Lock-down nicht geschlafen, „sondern richtig Gas gegeben haben“, erklärte er auf der Automobilwoche Konferenz 2025.

Heute bieten diese Hersteller „fantastische Fahrzeuge, die auf den chinesischen Markt optimiert sind, und die die Kundenbedürfnisse der chinesischen Kunden teilweise besser treffen als die Joint Venture“ mit westlichen Unternehmen als Partner.

Engelmann, dessen Unternehmen derzeit unter starkem finanziellem Druck steht, geht davon aus, dass sich die Märkte weiter regionalisieren. „Die Konzepte, die wir in Europa oder in den USA für die Welt entwickeln sind nicht mehr die, die in den jeweiligen Regionen angenommen werden.“

Die Unternehmen müssen seiner Einschätzung nach stärker in die Regionen und Märkte gehen, nicht nur mit Produktionseinrichtungen, sondern sie benötigen auch die Flexibilität, vor Ort für die Kunden entwickeln zu können.

Dass Webasto in China mi Umsatzrückgängen zu kämpfen hat, fährt der Manager unter anderem darauf zurück, dass die chinesischen Joint Venture der deutschen Fahrzeughersteller in China nicht mehr so viel produzieren.

„Entsprechend haben wir geringere Abrufe auf bestehende Aufträge.“ Eine Konsequenz: „Wir konzentrieren uns heute wesentlich stärker auf rein chinesische Kunden.“ Ende des Jahres hatte Webasto einen Auftragseingang, der rund zur Hälfte von rein chinesischen Kunden stammt.

Webasto versucht daher weiter das Geschäft mit den chinesischen Kunden zu forcieren, um von deren Wachstum zu partizipieren. Engelmann geht davon aus, dass einige chinesische Fahrzeughersteller nach Europa oder in die USA kommen werden. Falls es dazu kommt, rechnet er sich aufgrund der derzeitigen Aktivitäten von Webasto gute Auftragschancen bei diesen Unternehmen aus.

Engelmann hält es für wichtig, sich nicht aus dem chinesischen Markt zu verabschieden. China bleib auch weiter der weltweit wichtigste Markt für Pkw. Wer sich aus diesem Markt zu zurückziehe und sich nicht dem Wettbewerb vor Ort zu stelle, werde auch in anderen Regionen nicht mehr erfolgreich sein, warnt er.

Webasto chinesische Organisationen würden heute schon Projekte von der Auftragsvergabe bis zum Produktionsstart innerhalb von neun bis zwölf Monaten bewältigen, während hierfür in Deutschland 24 bis 36 Monate benötigt würden.

Wachstumspotenzial sieht Engelmann auch in Indien und Thailand. „Aber Indien wird von der Größe des Marktes niemals China substituieren“, ist er überzeugt. Er hält es allerdings für einen Fehler, Indien nicht auf dem Radar zu haben, da er Japan und Korea tendenziell für rezessive Märkte hält. Auf längere Sicht sind für ihn auch Vietnam und die Philippinen interessante Märkte. Wichtig ist ihm, dass jede Region für sich profitabel ist.

Aufgrund der angespannten Finanzlage müsse Webasto sehr gezielt seine Schwerpunkte setzen. Die Dachsysteme bleiben für Engelmann weiterhin Kerngeschäft.  In den Batterieaktivitäten sieht er als eine gute Ergänzung. „Wir müssen schauen, dass wir die Investitionen auch stemmen können.“

Aus dem Geschäft mit Ladestationen sei Webasto vor allem wegen des fragmentierten Lademarktes wieder ausgestiegen. „Keiner verdient dort im Augenblick Geld. Das wird irgendwann kommen, aber wahrscheinlich in fünf oder zehn Jahren“, erklärte Engelmann.

Sorge bereiten ihm der zunehmende Protektionismus und die Strafzölle. Er befürchtet, dass bestimmte Komponenten nicht mehr global produzierbar sind. Insbesondere bei Halbleitern geht er davon aus, dass getrennte Elektroniken benötigt werden. So könnte es beispielsweise bei den Schiebedächern eine Variante für China und eine für den Rest der Welt geben, weil entsprechende Komponenten auf der Platine vom Importstopp der jeweiligen Regionen betroffen sind.

Für das laufende Jahr rechnet Webasto mit einem Umsatzrückgang. „Wir sehen bei den Abrufen im Vergleich zu 2024, dass es tendenziell noch einmal einen Knick nach unten gibt.“ Das Unternehmen stelle sich darauf ein, dass das Wachstum in den nächsten drei bis vier Jahren „äußerst überschaubar sein wird“.

Das Unternehmen müsse auf das verringerte Volumen reagieren, um profitabel sein zu können.