CLA-Prototyp: So fährt das erste Auto der MMA-Plattform

Tesla ist enteilt, die chinesische Konkurrenz rückt näher: Mercedes, einst Vorreiter der Automobilindustrie, hat Probleme mit dem Übergang zum Elektro-Zeitalter. Doch das soll sich jetzt ändern. Mit der neuen Elektroplattform Mercedes Modular Architecture (MMA) startet die Marke eine Aufholjagd.

Erster Vertreter dieser neuen Generation ist der CLA, eine kompakte Coupé-Limousine, die mit hoher Reichweite und Effizienz Tesla herausfordern und chinesische Newcomer auf Distanz halten soll.

Die technischen Ambitionen dieser Plattform waren bereits mit der Studie Vision EQXX 2022 erkennbar und wurden zuletzt mit dem Vision CLA auf der IAA bestätigt. Jetzt, kurz vor der Weltpremiere, steht die erste Testfahrt mit einem nur noch leicht getarnten Prototypen an.

Design spielt eine Rolle, ist aber nicht der entscheidende Faktor. Dank aerodynamischer Optimierung im Windkanal erreicht der 4,75 Meter lange CLA eine beeindruckende Reichweite von über 750 Kilometern. Der Akku mit 85 kWh ist dabei nur gehobener Durchschnitt. Dass das Modell optisch die typische Mercedes-Sprache mit Leuchtelementen und Sternen fortführt, überrascht wenig.

Der erste Kontakt mit dem Fahrzeug: Die versenkbaren Türgriffe fahren automatisch aus, der Fond ist ausreichend geräumig, wenn auch nicht üppig, und die neuen Sportsitze bieten trotz sportlicher Form eine verstellbare Kopfstütze.

Auf der Straße zeigt sich der CLA dynamisch. Anders als bei früheren Kompaktmodellen setzt Mercedes hier auf Heck- oder Allradantrieb. Mit einem vergleichsweise geringen Gewicht von rund zwei Tonnen und 272 PS in der Basisversion ist das Fahrverhalten agil. Der Allradler mit zusätzlicher 109-PS-Maschine an der Vorderachse erreicht eine Systemleistung von über 380 PS. Die Tachonadel reicht bis 240 km/h.

Doch Reichweite und Leistung allein reichen nicht. Auch die Ladeperformance spielt eine Schlüsselrolle. Dank 800-Volt-Technik lädt der CLA mit über 300 kW. In nur 15 Minuten tankt er Strom für 400 Kilometer.

Die Effizienz zeigt sich nicht nur in der Reichweite, sondern auch im Fahrverhalten: Der CLA gleitet beinahe lautlos, rekuperiert stark und rollt im Leerlauf scheinbar endlos. Einige technologische Innovationen bleiben noch unter Abdeckungen verborgen. Sicher ist: Der CLA bringt nicht nur eine neue Elektroplattform, sondern auch ein weiterentwickeltes digitales Cockpit mit eigenem Betriebssystem. Software-Updates machen das Fahrzeug über Jahre hinweg besser.

Auch die Modellpalette wächst. Neben dem CLA mit 85-kWh-Akku kommt eine Variante mit 58 kWh. Zudem wird es für konservative Käufer eine Verbrenner-Version mit mild hybridisierten 1,5-Liter-Benzinern von 136 bis 190 PS geben – jedoch mit Frontantrieb. Besonders spannend: Der CLA Shooting Brake kehrt als erstes elektrisches Mercedes-Kombi-Modell zurück. Auch Nachfolger von GLA und GLB sind in Arbeit. Der GLA wird sportlicher, der GLB kantiger und geräumiger.

Mit den Prototypen hat das Team um Baureihenleiter Axel Heix bewiesen, dass Mercedes viele seiner Versprechen gehalten hat und sich wieder auf Augenhöhe mit der Konkurrenz bewegt. Jetzt bleibt abzuwarten, wie die Preise ausfallen. Eine Einstiegsversion für knapp über 40.000 Euro wie beim aktuellen Benziner-CLA erscheint unrealistisch. Eher dürfte sich der Preis für die Elektrovarianten um ein Drittel höher einpendeln.