Porsche 911 Hybrid: Ein Schock für Puristen

Das Gerücht hielt sich schon lange, aber jetzt ist es offiziell: Porsche elektrifiziert den 911. Während die Schwaben beim Taycan und Macan vollständig auf Elektroantrieb setzen, gehen sie beim Sportwagen vorsichtiger vor – die Performance des 911 ist heilig. Deshalb erhält der 911 zum Facelift im Sommer nur einen konventionellen Hybrid.

Der sogenannte T-Hybrid wird zunächst im 911 GTS angeboten, der an neuen Lüfterklappen in der überarbeiteten Frontpartie zu erkennen ist. Porsche hat den Hybridantrieb des Elfers komplett neu definiert. Statt einfach eine E-Maschine mit 41 kW und 150 Nm ins achtstufige Doppelkupplungsgetriebe zu integrieren und eine leichte, 1,9 kWh kleine Batterie im Bug zu platzieren, die nicht an der Steckdose geladen werden kann, haben sie zusätzlich einen elektrischen Turbolader installiert.

Dieser sorgt beim Anfahren für sofortigen Druck und fungiert unter Last als Generator. Zudem wächst der Sechszylinder-Boxermotor von 3,0 auf 3,6 Liter Hubraum und leistet alleine 485 PS. Zusammen mit der E-Maschine steigt die Systemleistung auf 541 PS, was den letzten GTS um mehr als zehn Prozent übertrifft.

Der GTS, der auch als Cabrio oder Targa erhältlich ist, beschleunigt im Teststand deutlich schneller und erreicht Tempo 100 in 3,0 Sekunden – vier Zehntel schneller als sein Vorgänger. In der Praxis macht sich der elektrische Kick noch deutlicher bemerkbar. Auch wenn Porsche bisher nur Beifahrten ermöglicht, zeigt sich der Elfer unter der Führung von Entwicklungsfahrer Timo Kluck auf der Strecke in Weissach leidenschaftlicher und leistungsbereiter denn je. Der elektrische Turbolader verleiht ihm zusätzlichen Schub, jedoch bleibt das charakteristische Röhren des Boxermotors erhalten.

Einen Verbrauchsvorteil bietet das Hybrid-Konzept auf dem Papier nicht. „Wir bieten mehr Leistung und bessere Performance als der Vorgänger, aber der Verbrauch bleibt nahezu gleich“, räumen die Antriebsentwickler ein. Baureihenleiter Frank Moser verspricht jedoch, dass der GTS mit dem T-Hybrid in der Praxis sparsamer ist. Auf der Rennstrecke schafft er zwei Runden mehr pro Tankfüllung und auf der Autobahn kommt er ein bis zwei Ausfahrten weiter.

Der neue GTS kostet 170.600 Euro, während das bisherige Modell für 155.337 Euro verkauft wurde. Auch die anderen Modellvarianten wurden nicht vergessen. Der Preis für den Einstiegselfer steigt von 122.493 auf 128.700 Euro, das Modell erhält neue Scheinwerfer und Rückleuchten sowie eine Leistungssteigerung des Dreiliter-Motors von 385 auf 394 PS. Alle Varianten bekommen ein voll digitales Display anstelle des analogen Drehzahlmessers.

Die Elektrifizierung des 911 ist eine Gratwanderung. Während einige den T-Hybrid als nicht ausreichend betrachten, da er keinen Kraftstoff spart und keine elektrische Reichweite bietet, könnte er den Puristen – und davon gibt es bei Porsche viele – schon zu viel sein. Für sie endet der Einsatz des E-Motors dort, wo der Antrieb beginnt. Doch Moser hat noch einen Trumpf in der Tasche: Der Nachfolger von Cayman und Boxster, der im nächsten Jahr voll elektrisch fährt.