Mazda fordert deutsche Premiumhersteller mit neuem Flaggschiff heraus

Sie sind die stillen Stars unter den Japanern und gehören zu den letzten, die nicht komplett von Toyotas Schatten verschluckt werden. Denn während sich Nissan peu a peu in die Bedeutungslosigkeit verabschiedet und Honda gleich mit, kämpft sich Mazda tapfer ans Licht und probt den Aufstieg in die erste Liga. Die Japaner leisten sich nicht nur technische Extravaganzen wie einen selbstzündenden Benziner, entwickeln neue Diesel und beleben als Range Extender für ihren Stromer MX-30 den Wankelmotor wieder – jetzt legen sie sich auch noch mit Mercedes & Co an.

Denn wenn in diesem Sommer als großer Bruder des bisherigen Flaggschiffs CX-60 der CX-80 an den Start geht, könnten selbst die Kunden eines Mercedes GLE, eines Audi Q7 oder eines BMW X5 ins Grübeln kommen. Denn Platz und Prestige bietet der glatte fünf Meter lange CX-80 allemal. Und auch wenn er mit einem Grundpreis von 55.350 Euro 4500 Euro über einem vergleichbaren CX-60 liegt, ist er vorneweg 30 Prozent billiger als die süddeutschen Alternativen.

Dabei mangelt es dem Mazda mit seiner aufrechten Front und der gleißenden Chromspange unter dem großen Grill weder an Prestige, noch gibt es Platznot. Schließlich haben die Japaner ihre große Längsmotor-Plattform noch einmal gestreckt und bei Radstand und Länge 25 Zentimeter zugelegt. Das reicht nicht nur für bis zu 1971 Liter Kofferraum, sondern auch für eine dritte Sitzreihe, die im Wagenboden verschwindet. Standard ist eine Bank mit drei Plätzen, und wer es komfortabler haben möchte, bekommt auch zwei Captain Chairs.

Den großen Raum haben die Japaner klassisch eingerichtet: Helle Hölzer, feine Stoffe, weiche Leder und markante Ziernähte. Und trotzdem ist natürlich alles an Bord, was die Generation iPhone braucht – von den digitalen Instrumenten über das Head-Up-Display bis hin zum freistehenden Cinemascope-Bildschirm, den man freilich nur im Stand mit den Fingerkuppen bedienen kann. Wofür sonst prangt auf dem Mitteltunnel noch immer ein Controller wie BMWs seliger iDrive.

Unkonventionell geht es auch unter der Haube weiter: Denn so stolz, wie die Japaner auf ihre neuen Diesel sind, gibt es den Reihensechser natürlich auch im Flaggschiff: Aus 3,3 Litern Hubraum schöpft er hier 254 PS, punktet mit 550 Nm, erreicht 219 km/h und kommt bei einem Normverbrauch von 5,7 Litern über 1200 Kilometer weit. Davon können Akkufahrer nur träumen.

Trotzdem geht natürlich auch Mazda mit der Zeit und baut alternativ auch einen Plug-in-Hybriden ein – und das sogar im Basismodell. Der kombiniert einen 2,5 Liter großen Vierzylinder-Benziner mit 191 PS mit einem 175 PS starken E-Motor und einer Batterie von 17,8 kWh und macht den CX-80 zu einem Auto der Extreme. Denn auf der einen Seite ist er mit einer Systemleistung von 327 PS eines der bislang stärksten Straßenautos aus Hiroshima, beschleunigt in 6,8 Sekunden auf Tempo 100 und hat das Zeug zu weit mehr als den 195 km/h, bei denen die Elektronik den Stecker zieht. Und auf der anderen Seite fährt er rein elektrisch bis zu 140 km/h schnell, kommt auf eine WLTP-Reichweite von 60 Kilometern und ist auf dem Prüfstand mit 1,6 Litern zufrieden.

Mehr Größe und zudem mehr Glanz und Gloria und das für vergleichsweise kleines Geld – so rückt Mazda mit dem CX-80 den Premium-Marken bei uns bereits mächtig auf die Pelle. Doch können die Japaner noch mehr: In den USA verkaufen Sie deshalb bereits seit einem guten Jahr den CX-90. Der ist noch größer, wirkt noch vornehmer, kostet sogar noch weniger – und ärgert Mercedes & Co deshalb umso mehr.