E-Offensive in der Nische

Alles auf Elektro! In Ihnen Vertriebsmeldungen für 2022 stellen alle deutschen Hersteller vor allem die beeindruckenden Zuwächse bei den E-Modellen in den Vordergrund: BMW und Mercedes konnten den Absatz ihrer vollelektrischen Modelle binnen Jahresfrist jeweils mehr als verdoppeln, Audi legte um 44 Prozent zu, die Marke Volkswagen immerhin um fast ein Viertel.

In Ihren Äußerungen zum Absatz stellten alle vier Vertriebsvorstände daher auch vor allem auf die Fortschritte bei der E-Offensive ab. "Die starken Zahlen bei den vollelektrischen Modellen zeigen uns, dass unser klarer Fokus auf E-Mobilität der richtige Weg ist", sagt Hildegard Wortmann  bei Audi. "Besonders bei unseren vollelektrischen Modellen verzeichnen wir weiterhin hohe Auftragseingänge", erklärte Peter Nota bei BMW. Tenor bei allen: Dass sie das Jahr am Ende mit einem Minus schlossen, war nur dem Rückgang bei den Verbrennern geschuldet.

Doch der Blick in die Zahlenwerke zeigt: Das Elektro-Wachstum findet bei allen auf niedrigem Niveau statt. Insgesamt blieb der E-Anteil 2022 bei allen deutschen Herstellern im einstelligen Prozentbereich. Bei Mercedes-Benz waren es gerade einmal 5,8 Prozent, bei VW 7,2 Prozent, bei Audi 7,3 Prozent, bei BMW 9,0 Prozent. Wobei das Gros bei BMW dabei auf die Marke Mini entfielt, wo der Stromer inzwischen das meistverkaufte Modell ist. Ohne Mini lag der Elektro-Anteil bei BMW nur bei 8,2 Prozent.

Dass BMW damit jetzt an Audi und VW vorbeizog, dürfte man im Vierzylinder mit Genugtuung aufnehmen. Lange hatte der einstige E-Auto-Pionier, der 2013 mit dem i3 vorgeprescht war und dann resigniert auf Plug-in-Hybrid umschwenkte, als zu zögerlich gegolten. Doch schon ein Jahr nach dem Start der neuen Münchener E-Offensive mit Modellen wie i4 und iX konnte BMW den Rückstand zu Audi und VW mehr als aufholen.

Geld verdienen die Hersteller aber weiter mit Verbrennern, auf die bei allen mehr als 90 Prozent des Absatzes entfiel. Beispiel Mercedes: Die meistverkauften Modelle waren hier die klassischen Verbrenner GLC und die C-Klasse, die zusammen fast ein Drittel des Gesamtabsatzes ausmachten: 342.900 GLC, 299.100 C-Klasse. Vom Vorzeige-Stromer EQS wurden dagegen nur 19.200 Stück verkauft. Das Verbrenner-Schwestermodell S-Klasse kam im gleichen Zeitraum auf 90.000 Auslieferungen

Auch Audi meldete Zuwächse bei den Verbrennern: Der A3 legte mit 12,1 Prozent Plus sogar stärker zu als der Ur-Stromer e-tron (plus 8,5 Prozent), der A4 lag mit 8 Prozent nur knapp dahinter. VW meldete eine steigende Nachfrage nach SUVs, deren Anteil auf 45 Prozent des Gesamtabsatzes stieg. Meistverkauftes SUV-Modell in Europa war auch hier ein Verbrenner: der T-Roc.

Insgesamt ging der Absatz bei allen vier Herstellern aber zurück. Am härtesten traf es dabei VW mit 6,8 Prozent Minus, BMW (minus 5,1) und Audi (minus 3,9) schlugen sich etwas besser, Mercedes konnte den Rückgang auf ein Prozent begrenzen.

Deutlich aufwärts ging es bei allen zum Jahresende. Bei BMW gingen die Auslieferungen im Schlussquartal um 10,6 Prozent nach oben, bei Mercedes sogar um 17 Prozent. Audi legte nach Berechnungen der Automobilwoche im Schlussquartal sogar um 26 Prozent zu, die Marke Volkswagen immerhin um elf Prozent. Die Einbußen der neun Vormonate konnte damit aber keiner der Hersteller ausgleichen.

Aus dem Datencenter:

Marktanteile nach Antriebsarten im Dezember 2022