Audi startet Pilotprojekt für eigenes Ladenetz

Audi-Chef Markus Duesmann hatte es schon Anfang Februar angekündigt: Die Ingolstädter VW-Tochter denkt darüber nach, ein eigenes Premium-Ladenetz in Großstädten aufzubauen. Jetzt zeigen seine Ingenieure, wie sie sich dieses Schnellladenetz vorstellen: würfelförmig, modular und mit eigener Audi-Lounge im Obergeschoss.

"Der Audi Charging Hub zeigt unseren Anspruch für das elektrische Zeitalter und unterstreicht, wie Audi 'Vorsprung durch Technik' denkt", sagt Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann. Er stelle nur geringe Anforderungen ans lokale Stromnetz, nutze ein nachhaltiges Batteriekonzept und ermögliche kurze Ladezeiten. "Das ist konsequent premium gedacht."

Mit dem Projekt will Audi gezielt Lademöglichkeiten in den Großstädten schaffen. Denn anders als an den Autobahnen gebe es hier bisher noch viel zu wenige Ladensäulen, sagt Projektleiter Ralph Hollmig. Konkurrenz zum Ladenetz von Ionity, an dem Audi beteiligt ist, gebe es daher nicht. "Das ist ein zusätzliches Angebot on top."

In einem Pilotprojekt will das Unternehmen seinen "Audi Charging Hub" nun im zweiten Halbjahr mehrere Monate lang testen, zunächst nur mit einer einzigen Station mit sechs Ladestellen. "Der Standort steht noch nicht fest", sagt ein Sprecher. "Eine Handvoll" Standorte in Deutschland sei derzeit in der engeren Wahl. Die Entscheidung falle im Sommer.

Ende des Jahres wolle man dann entscheiden, ob man das Konzept europaweit ausrollen werde, kündigte Projektleiter Hollmig an. Das werde man dann eng mit der Konzernmutter VW abstimmen. "Natürlich wollen wir die Synergien im Konzern maximal nutzen", sagt er. "Da gibt es keine Alleingänge."

Der Audi Charging Hub lasse sich inerhalb eines Tages aufbauen soll dabei mit einer normalen 11-Kilowatt-Haushaltsanschluss auskommen. Alte E-Auto-Batterien dienen als Pufferspeicher, die sich kontinuierlich aufladen- Solarzellen auf dem Dach liefern zusätzlich Strom.

"Dadurch können wir Hochspannungsleitungen vermeiden und ersparen uns teure Investitionen ins Stromnetz", sagt Ewald Kreml, der für die Strategie des Audi Charging Hub verantwortlich ist. "Das ist quasi eine riesige Mehrfachsteckdose mit einem Verstärker. Ein haushaltsüblicher 11-kW-Anschluss reicht für sechs Ladepunkte." Und an jedem könne dann mit bis zu 300 kW geladen werden.

Das soll dem Ausbau der Ladeinfrastruktur neuen Schub geben. "Mit dem Konzept könne wir auch dort eine Ladeinfrastruktur ermöglichen, wo es bisher undenkbar war, weil es die Netzinfrastruktur einfach nicht hergegeben hat", sagt Kreml. "Wenn wir Schnellladeinfrastruktur im urbanen Raum ermöglichen wollen, wäre das ohne diesen Ansatz nicht möglich." Zudem gebe die Nutzung als Puffer den ausgedienten E-Auto-Batterien eine sinnvolle Second-Life-Nutzung. Beim Pilotprojekt kommen hier zunächst Akkus aus den eigenen Entwicklungsfahrzeugen zum Einsatz.

Ähnlich wie Tesla mit seine Super Chargern verspricht sich Audi von seinen Charging Hubs einen Wettbewerbsvorteil. Anders als bei Tesla stehen die Ladesäulen zwar allen E-Auto-Fahrern offen. Audi-Kunden werden aber bevorzugt: Sie können sich den Ladetermin per App reservieren und müssen in Stoßzeiten dann nicht anstehen. Und auch die Lounge im Obergeschoss steht nur Audi-Kunden offen. Denkbar sei aber, diese Vorzugsbehandlung später auch für Kunden der Konzernschwestern zu öffnen.

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