Bei virtuellen Welten macht Audi es anders als BMW

Wie kann ein vollelektrisches Oberklasse-Modell mit sportlichem Anspruch und Offroad-Tauglichkeit in einer nahen Zukunft aussehen? Auf diese Frage glaubt Audi mit seinem vierten und letzten Sphere-Konzeptfahrzeug die Antwort gefunden zu haben. Der Premium-Hersteller präsentierte jetzt im Rahmen seiner "Celebration of Progress" den Activesphere Concept, eine 4,98m lange Crossover-Studie mit hoher Bodenfreiheit auf 22-Zoll-Rädern.

Das Heck des Fahrzeugs lässt sich in eine offene Ladefläche verwandeln, um Fahrräder, Wasser- oder Wintersport-Equipment transportieren zu können. Wie bereits bei seinen Vorgängern grandsphere, skysphere und urbansphere kann das im Audi Design Studio Malibu entworfene Fahrzeug sein Lenkrad komplett verschwinden lassen, um auf Wunsch seine Insassen auch automatisiert befördern zu können.

Besonderen Augenmerk legten die Designer dabei auf das Innenraumkonzept. Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann: „Einen Paradigmenwechsel erleben wir vor allem im Innenraum unserer künftigen Audi-Modelle. Das Interieur wird zum Ort, wo sich die Passagiere zuhause fühlen und zugleich mit der Welt draußen verbinden können. Die wichtigste technische Innovation im Audi activesphere ist unsere Adaption von Augmented Reality für die Mobilität. Audi dimensions schafft die perfekte Synthese aus Umfeld und digitaler Realität.“

Mit Audi dimensions wagen sich die Ingolstädter dabei in einen Bereich, den auch BMW auf der CES mit seiner Studie "Dee" stark in den Fokus rückte. Das Bedienkonzept des activesphere sieht dabei vor, Realität und virtuelle Welt zu vermischen und das Blickfeld des Fahrers so um Informationen zu ergänzen und zu erweitern. Der große Unterschied zwischen den beiden Premium-Herstellern: Während BMW mit einem Heads-up-Display über die gesamte Größe der Windschutzscheibe plant und diese 2025 bereits in der Neuen Klasse zum Einsatz bringen will, gibt es bei Audi eine spezielle Brille für den Fahrer.

Diese soll dann anstatt großer Displays und Anzeigen im Innenraum Informationen und Interaktionselemente im Blickfeld einblenden. Audi erklärt dazu: "Sogar die punktgenaue Interaktion mit diesen real existierenden, jedoch unsichtbaren berührungssensitiven Zonen lässt sich mittels Mixed-Reality-Optik steuern: Denn die Brille zeigt Funktionen und ihre Ausführung reaktiv und in Echtzeit auf die Berührung durch die Hand." Das bedeutet: Bestimmte Anzeigen sind nur mit der Brille erkennbar und lassen sich mit leichten Handbewegungen steuern, ohne dass der Fahrer sich vorbeugen muss, um zentrale Displays zu erreichen und so den Verkehr aus den Augen verliert.

Warum die Brille und kein großes Display in der Scheibe? Christina Huber, User Interface Designerin bei Audi, erklärt gegenüber der Automobilwoche: "Die Mixed Reality Brille beschränkt uns nicht auf die Einblendungen im vorderen Bereich auf der Scheibe des Fahrzeugs, sondern macht Inhalte im gesamten Fahrzeug nutzbar. Wir erweitern die Möglichkeiten und machen Funktionen im Fahrzeug damit besonders intuitiv und einfach nutzbar."

Das Ziel: Kunden des activesphere, der wie alle anderen drei sphere-Fahrzeuge nicht in Serie gebaut werden wird, sondern nur die technischen Möglichkeiten für neue Modelle auslotet, könnten die Brille längst nicht nur im Fahrzeug nutzen. Christina Huber: "Wir sehen die Brille als Teil eines digitalen Ökosystems. Unsere Kunden haben sie immer dabei, so wie aktuell ihr Smartphone."

"Unter der Haube" steckt beim activesphere der PPE-Baukasten, den die Ingolstädter zusammen mit Porsche in diesem Jahr erstmals in einem Serienfahrzeug (Q6 e-tron und Porsche Macan E) bringen werden. So bietet die Studie ein 800-Volt-Bordnetz und über 600 Kilometer Reichweite, bei gleichzeitigen Ladezeiten von 10 auf 80 Prozent in nur rund 15 bis 20 Minuten. 

Aus Audi-Sicht ein weiterer Clou der Studie: Die bereits angesprochene Heckarchitektur. So kann die Heckscheibe nach oben über das Dach geschoben und das Heck nach unten abgeklappt werden. Damit entsteht eine Pickup-ähnliche Ladefläche, die von Audi "active back" getauft wurde. So sollen sich große Fahrräder, oder Surf-Equipment mühelos transportieren lassen. Ein Kompromiss für Audis Premium-Qualität mit gleichzeitig hohem Ladevolumen. Skier lassen sich ebenfalls an der Dachkonstruktion befestigen. Werden die Ski-Halterungen nicht benötigt, werden sie im Dachboden versenkt.

Aus dem Datencenter:

Wer liefert was für den Audi e-tron GT (2021)?