AVP-Gruppe unter neuem Chef auf Rekordkurs

Die AVP-Gruppe, ein großer VW-Konzern-Händler in Niederbayern, strebt nach einem ebenso erfolgreichen wie geräuschlosen Generationswechsel an der Spitze neuen Bestwerten entgegen – und steht dennoch vor sehr harten Monaten. „Im ersten Halbjahr haben wir das beste Ergebnis unserer Geschichte geschrieben“, sagte AVP-Chef Franz Hirtreiter der Automobilwoche. Er führt die AVP-Gruppe mit ihren zwölf Standorten und dem Sitz der Holding in Plattling seit Mitte 2016, als er das Ruder von seinem Vater Franz Xaver Hirtreiter übernommen hat.

Schon zur Jahreshälfte liegt die AVP-Gruppe mit den Marken Audi, VW Pkw und Nutzfahrzeuge, Porsche, Seat, Skoda und Suzuki über dem Ergebnis des gesamten Vorjahrs. Bis 6. Juli wurden 1684 Neuwagen verkauft, ein Plus von elf Prozent. Zwei Prozent ging es bei den Gebrauchten voran, auf 3676 verkaufte Fahrzeuge.

Hirtreiter, mit 33 Jahren einer der jüngsten Autohaus-Chefs des Landes, könnte also bester Stimmung sein. Doch weit gefehlt. Er blickt vor allem wegen der Probleme mit der Umstellung auf den neuen Testzyklus WLTP skeptisch auf die nächsten Monate, trotz der Rekordzahlen: „Ich kann mich noch nicht wirklich darüber freuen, weil die Frage ist, was im Herbst mit dem WLTP kommt, wenn wir tatsächlich mal zwei oder drei Monate lang keine Neuwagen ausliefern. Noch können wir aber nicht sicher sagen, ob es so schlimm kommen wird“, so der AVP-Chef.

Volkswagen hinkt bei der Umstellung vom alten Verbrauchszyklus NEFZ auf WLTP stärker hinterher als andere Marken. Dem ADAC zufolge kann der gesamte Konzern derzeit gerade einmal neun Modelle vorweisen, die bereits die Abgasnorm Euro6d-TEMP erfüllen. Sechs davon tragen die Audi-Ringe, drei das VW-Logo. Porsche, Seat, Skoda: Allesamt Fehlanzeige.

VW hatte Anfang Juni erklärt, wegen der Engpässe beim neuen Prüfverfahren müssten voraussichtlich konzernweit bis zu 250.000 Fahrzeuge später als geplant gebaut werden. Das Stammwerk in Wolfsburg wird deshalb im August und September wöchentlich ein oder zwei Tage weniger arbeiten. Auch in den Werken Zwickau und Emden wird es Schließtage geben.

Die VW-Händler haben nun neben dem Dieselskandal das zweite Problem, das sie dem Kunden erklären müssen. „WLTP ist ein Riesenthema, das wahnsinnig frustriert, weil wir nichts wissen. Wir können den Kunden nicht sagen, wann ihr Fahrzeug lieferbar sein wird“, so Hirtreiter. An der grundlegenden Ausrichtung seiner Gruppe zweifelt er dennoch nicht: „Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir mit dem Volkswagen-Konzern die richtige Wahl getroffen haben. Die Zusammenarbeit ist gut, auch mit der VW-Bank und den Marken“, sagt er.

Zwei Gegebenheiten erleichtern Hirtreiter das WLTP-Dilemma zumindest ein wenig: Die vermeintlich schwierigste Phase fällt in die bayerischen Sommerferien. Sollten Hirtreiters Neuwagenverkäufer keine Fahrzeuge für den Verkauf haben, können sie Urlaub abbauen. Noch wichtiger: Die AVP konzentriert sich stark auf das Geschäft mit Gebrauchtwagen. Damit reagiert sie auch auf die Finanzkraft ihrer Region, Niederbayern gilt im Vergleich zu anderen Landesteilen Bayerns als eher strukturschwach. Entsprechend versucht Hirtreiter, die Neuwageninteressenten nun noch stärker für einen jungen Gebrauchten zu begeistern. Denn bei dem spielt der WLTP keine Rolle.

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