So sieht die Neue Klasse von BMW aus

Im März 2021, mitten in der Corona-Krise, kündigte BMW-Chef Oliver Zipse den langfristigen Umbau seines Unternehmens in drei Phasen an. Der dritte Abschnitt dieser großen Transformation sollte dabei das Debüt der Neuen Klasse sein. Eine radikale innovative Plattform, die das Produktangebot des Premium-Herstellers prägen und massiv verändern werde. 2025 werde diese neue Plattform in Serie kommen, so kündigte Zipse damals an. Jetzt zur IAA in München, also knapp 18 Monate vor den ersten Serienmodellen, zeigt BMW wie die Neue Klasse aussehen wird.

Bei der Ankündigung 2021 versprach Oliver Zipse "High Tech auf vier Rädern für Kunden, die schon in fünf Jahren erleben wollen, wie sich Mobilität in 2030 anfühlt". Wer das Design der Neuen Klasse jetzt anschaut, sieht sofort: Konzernchef Zipse hat nicht übertrieben. "Das Design der Neuen Klasse ist typisch BMW und so progressiv, dass es aussieht, als hätten wir eine Modellgeneration übersprungen, gibt Adrian van Hooydonk, Chefdesigner der Münchener, auch unumwunden zu.

Zwar ist die jetzt präsentierte Variante des ersten neuen NK-Autos offiziell nur eine Studie, doch die Serienversionen sollen sich nicht mehr groß vom jetzt gezeigten Fahrzeug unterscheiden. Die Bayern wagen damit einen Quantensprung, verglichen mit aktuellen Modellen. Das radikal klare Design mit wuchtigen Radhäusern, einem zurückversetzten Greenhouse und einer weit nach vorne ragenden Front sind deutlich mutiger ausgeprägt als bei aktuellen Serien-BMW. Das Lichtkonzept ist völlig neu, die BMW Niere und die Scheinwerfer vorne sind erstmals dreidimensional animiert.

Starten wird die Neue Klasse zunächst 2025 mit zwei Modellen. Ein SUV, das den iX3 ersetzen soll und im neuen BMW-Werk in Debrecen gebaut wird, und eine Serienfassung der jetzt auf der IAA gezeigten Limousine im 3er-Segment. Diese entsteht im BMW-Stammwerk in München. "30 Prozent mehr Reichweite, 30 Prozent schnelleres Laden, 25 Prozent mehr Effizient – mit der Neuen Klasse springen wir technologisch weit nach vorne und bringen Efficient Dynamics in eine neue Dimension. Dasselbe gilt auch für ihr Design: mehr Zukunft geht nicht", sagt BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber.

Ein radikaler Schritt in die Zukunft ist auch im Innenraum vorgesehen. Aktuelle BMW-Kunden dürften vom Interieur der Neuen Klasse fast ein wenig überfordert sein. Analoge Bedienelemente sind fast völlig aus dem Fahrzeug verschwunden, Sprachsteuerung und die Windschutzscheibe sollen alle zentralen Funktionen übernehmen.

Dafür setzt BMW auf sein revolutionäres Heads-up-Display "Panoramic Vision". Die benötigten Inhalte aus den Bereichen Kommunikation, Navigation oder Entertainment werden vom kleinen Display in der Mitte des Fahrzeugs nach oben auf die Scheibe gewischt. Hierfür wird erstmals die gesamte Breite und das untere Drittel der Windschutzscheibe genutzt, was weltweit einzigartig ist. Die Innenraumbeleuchtung soll sich über die bereits bei BMW etablierten "My Modes" entsprechend an die Inhalte anpassen lassen.

BMW verspricht sich von dieser Lösung weniger Ablenkung für den Fahrer als bei einem Fingerdruck auf Touchscreens in der Mittelkonsole oder dem Armaturenbrett. Die Ablage in der Mitte wird nur noch für den Fahrstufen-Hebel und eine Smartphone-Ablage genutzt. Im gesamten Fahrzeug, die jetzt vorgestellte Studie hat ein 2+2-Sitz-Konzept, herrscht zudem Platz ohne Ende. Von außen ist die Neue Klasse zwar eine flache Limousine, wer drinsitzt, fühlt sich aber fast in einen geräumigen Van katapultiert. Ein Vorteil des "Pack to Open Body"-Konzepts, bei dem BMW die Hochvoltspeicher flacher und besser verteilt im Fahrzeug anordnet.

So progressiv die Studie von BMW mit dem ersten seriennahen Modell der Neuen Klasse auch sein mag. Fast entscheidender als das Design ist der Bereich "unter der Haube". In der Neuen Klasse debütiert die sechste Generation der Elektromotoren mit erstmals neu entwickelten runden Batteriezellen, die die die bisher im eDrive 5 genutzten prismatischen Zellen ablösen werden. Hiervon verspricht sich BMW die 30 Prozent höhere Ladegeschwindigkeit, 30 Prozent höhere Reichweiten und eine Fahrzeug-Effizienz, die in Summe um 25 Prozent höher liegt. Konkrete Angaben mit absoluten Zahlen legte BMW aber noch nicht vor.

Vor allem der Vergleich mit der von Mercedes für Ende 2024 angekündigten MMA-Plattform wird aber spannend. Erste Details dazu sind von den Stuttgartern für die IAA angekündigt. In München wird man aufmerksam zum größten Wettbewerber hinüberschauen. Entwicklungsvorstand Frank Weber gibt sich selbstbewusst: "Mit der Neuen Klasse haben wir das größte Investment in der Unternehmensgeschichte gestartet. Wir schreiben nicht nur das nächste Kapitel von BMW, sondern ein neues Buch. Deshalb ist klar: Die Neue Klasse wird alle Modellgenerationen durchdringen." 

Innerhalb von 24 Monaten nach dem Start der neuen Architektur 2025 will BMW eine Vielzahl neuer Modelle auf Basis seiner Hoffnungsträger-Plattform bieten. Diese werden alle elektrisch sein, die Idee auf der NK auch Verbrenner zu bauen, verschwand nach der Ankündigung 2021 nach und nach wieder aus den Konzepten. Für die Münchener hängt vom Erfolg der Fahrzeuge mit der neuen Architektur jetzt alles ab. Konzernchef Oliver Zipse sagt: "Mit der Neuen Klasse führen wir BMW in eine neue Ära."

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Kompaktautos von BMW 2022 bis 2025