Boxenstopp für E-Bikes und Scooter

Autorennen entscheiden sich häufig an der Box. Die Abläufe beim Stopp müssen sitzen. Jeder Mechaniker weiß, was zu tun ist. Die Kombination aus Schnelligkeit und Präzision gewinnt. Spannende Rennen liefern sich auch die Anbieter von Carsharing und E-Scootern in deutschen Städten. Wer auf eine effiziente Boxen-Mannschaft zurückgreifen kann, ist im Vorteil.

Hier kommt das 2017 in Berlin gegründete Start-up Chargery ins Spiel. Die Firma übernimmt für Anbieter den täglichen Service. Bei Autos sind das also Tanken oder Aufladen, Reinigen und Wieder-in-Umlauf-bringen. Oder bei E-Bikes und E-Scootern das Auswechseln der Akkus. Hinzu kommen kleinere Wartungsarbeiten. Große Kunden sind Sixt Share und Share Now, das Joint Venture von BMW und Daimler, dazu mehrere Scooter- und Bikesharing-Anbieter.

"Wir sind schnell, professionell und agil", sagt Mitgründer Christian Lang. "Und wir haben den deutschen Qualitätsstempel." Zudem hebt der 33-jährige Betriebswirt, der zuvor bei ZF Friedrichshafen und Audi gearbeitet hat, den Einsatz intelligenter Software hervor. Die Service-Mitarbeiter könnten damit ihre Routen durch die Stadt effizient planen. "So erhöhen wir die Verfügbarkeit der Flotten deutlich."

Angefangen hatte Chargery vor drei Jahren mit einem mobilen Dienst für Elektro-Fahrzeuge in Berlin. Strom-Kuriere radelten per Fahrrad mit großer Powerbank auf dem Anhänger zum leergefahrenen E-Auto. Ein mühsamer Job mit eingeschränkter Perspektive. Lang: "Wir haben schnell das Geschäftsmodell zu einer Full-Service-Plattform weiterentwickelt."

Das Wachstum von Chargery gibt ihm Recht. Seit 2017 ist die Zentrale dreimal in Berlin umgezogen und hat sich jeweils vergrößert. Insgesamt arbeiten nun über 200 Menschen beim Start-up. Hauptsitz und Service in Berlin sind räumlich getrennt.

Die Hauptstadt ist noch der größte Markt. Stationen hat Chargery in Hamburg, Frankfurt und München sowie in den großen niederländischen Städten Amsterdam, Rotterdam und Den Haag. Als Partner eines E-Scooter-Anbieters wird Chargery bald auch in Oslo und mehreren britischen Städten, wo Regulierungen gefallen sind, an den Start gehen.

"Gerade der Ausbau der Mikromobilität steht dieses Jahr im Fokus", sagt Lang. McKinsey beziffert allein das Potenzial für Elektroroller, E-Bikes und E-Scooter in Europa auf knapp 130 Milliarden Euro in zehn Jahren. Der Markt werde zwei- bis dreimal so schnell wachsen wie Carsharing oder E-Hailing-Dienste.

An eine nachhaltige Eintrübung durch Corona glaubt Lang nicht. "Wir haben natürlich auch eine Delle in den ersten Wochen gespürt." Aber die Menschen würden eher den öffentlichen Nahverkehr meiden und mehr auf Sharing-Angebote setzen. Auch die beiden wichtigsten Finanziers Helvetia Venture Fund und Vinci B.V. haben ihr Investment im laufenden Jahr deutlich erhöht. In der neuen Zentrale in einer ehemaligen Feuerwache in Berlin-Mitte ist noch reichlich Platz.

Bisher erschienen:

2trde: Digitaler Turbo für Gebrauchte

Lesen Sie auch:

Automobilwoche Kongress 2019: Diese Automotive-Start-ups rocken in Berlin die Bühne

Die Teilnehmer der Start-up-Session 2019:

Apex.ai: Ein System, das nie versagen soll

Holoride: Der unterhaltsame Weg ist das Ziel

AdaSky: Klare Sicht für mehr Sicherheit

Vive la Car: Es lebe das Auto – auf Zeit

Regulus Cyber - Sicherheit für GPS-Sensoren

Twaice: Der digitale Zwilling weiß, was Batterien mögen

Riskmethods: "Wir lieben alles, was Räder hat"

Viele weitere spannende Start-ups und Nachrichten rund um die Start-up-Szene finden Sie auch unter: automobilwoche.de/startups