Brandstätter soll Schwestermarken zähmen

Die Idee war ambitioniert, hatte im komplizierten Machtgefüge in Wolfsburg am Ende aber keine Chance: Mit zwei neuen Chief Operating Officers (COO) wollte VW-Lenker Herbert Diess die selbstbewussten Töchter an die Leine nehmen und teuren Alleingängen ein Ende setzen. Vier Wochen, nachdem die Automobilwoche erstmals über die Idee berichtet hatte, ist sie wieder vom Tisch. Stattdessen wird nun VW-Markenchef Ralf Brandstätter gestärkt.

In der Gruppe der Volumenmarken soll er künftig die Leitung übernehmen. Bisher hatte sich darum Diess selbst gekümmert. In der Runde mit den anderen Markenchefs Thomas Schäfer (Skoda), Wayne Griffiths (Seat/Cupra) und Carsten Intra (VW Nutzfahrzeuge) werde Brandstätter als Chef der mit Abstand stärksten Marke künftig die Rolle des Koordinators übernehmen. Das erfuhr die Automobilwoche aus Konzernkreisen. Unterstützt werde er dabei von seinem neuen Chefstrategen Andreas Walingen.

Diess selbst bleibt jedoch im Konzernvorstand weiter für die Markengruppe Volumen zuständig. Er soll aber nur noch bei Streit zwischen den Markenchefs eingeschaltet werden, unterstützt von einem Ausschuss aus Konzernvorständen. Als gesetzt für das Gremium gilt neben Diess auch Finanzvorstand Arno Antlitz, der bis Anfang 2020 noch Finanzvorstand bei VW Pkw war.

Eigentlich hatte Diess geplant, die Koordinierung der Markengruppen Volumen und Premium zwei unabhängigen COOs zu übertragen, die direkt dem Konzernvorstand unterstellt werden sollten. Damit wollte er die Töchter zu einer engeren Zusammenarbeit zwingen und Synergien heben. Es gab auch schon zwei altgediente Manager, die sich in Wolfsburg auf die Aufgaben vorbereiteten.

Doch die Idee wurde schließlich verworfen. Es gab Zweifel, ob sich die beiden COOs gegenüber den selbstbewussten Markenchefs durchsetzen könnten– vor allem gegenüber Audi-Chef Markus Duesmann und Porsche-Lenker Oliver Blume, die beide auch im Konzernvorstand sitzen. Brandstätter und die Chefs der anderen Volumenmarken haben dagegen keine Sitze im Konzernvorstand.

Vom Tisch ist damit auch die Idee, Porsche und Audi näher zusammenzubringen. Anders als bei den Volumenmarken wird es hier keinen zentralen Koordinator geben. Duesmann ist weiter für Audi, Lamborghini und Bentley zuständig, Blume für Porsche und Bugatti. Daran ändert sich nichts.

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