Seinem Ruf als Gegenentwurf zu Herbert Diess ist Oliver Blume gleich nach seiner Ernennung gerecht geworden. Als Erstes wandte er sich, kaum hatte der Aufsichtsrat den Wechsel an der VW-Spitze verkündet, an die Mitarbeiter. „Lassen Sie uns die Zukunft des Konzerns mit Teamgeist, Fairness und Leidenschaft gestalten“, lautete sein Credo. Und an seinem ersten Arbeitstag als neuer Konzernchef, am 1. September, trommelte er dann sofort das Management in Lissabon zusammen, präsentiere dort einen Zehn-Punkte-Plan für den Neustart. Und wurde mit stehenden Ovationen begrüßt.
Mit dem Wechsel an der Spitze hat sich die Stimmung in Wolfsburg gedreht. „Das ist ein echter Kulturwandel“, sagt ein Manager. Statt immer neue Visionen und Pläne zu entwickeln, legt Blume den Fokus auf die Umsetzung. Und drückt aufs Tempo.
Alles kommt dafür auf den Prüfstand. Reihenweise räumt er Projekte seines Vorgängers ab oder zumindest auf. Vor allem beim Sorgenkind Cariad. Die unter Diess vernachlässigte Software 1.2 für Audi und Porsche erhält Priorität. Die Supersoftware 2.0 rückt zwei weitere Jahre nach hinten. Ebenso die Einheitsplattform SSP und das Leuchtturmprojekt Trinity. Das schon unter Diess so gut wie gestorbene Artemis-Projekt von Audi wird sogar ganz beerdigt, autonomes Fahren rückt dort in weite Ferne. Auch die teure Trinity-Fabrik in Wolfsburg könnte wegfallen. Stattdessen fließt Geld in die Modernisierung und Elektrifizierung des Stammwerks, inklusive neuer E-Modelle. Und damit die bisherige E-Plattform MEB bis zum verschobenen Start der Nachfolgearchitektur SSP 2028 durchhält, gibt es noch einmal ein Update auf MEB+.