Der Fahrzeughersteller VW bekennt sich in der Coronakrise zur Sicherung der Arbeitsplätze im laufenden Jahrzehnt. Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Branche weltweit verzichtet das Unternehmen aber bis zum Ende dieses Jahres – womöglich auch länger – auf Neueinstellungen. Dies sind zwei zentrale Ergebnisse aus einem Doppelinterview von VW-Topmanager Ralf Brandstätter und Betriebsratschef Bernd Osterloh. Der CEO der Wolfsburger Hauptmarke und der Vormann der Arbeitnehmervertretung führten das Gespräch in "Mitbestimmen!", der internen Betriebsrats-Zeitung des Weltmarktführers. Der Text liegt Automobilwoche vor.
Brandstätter hob in dem Interview hervor: "Ich möchte das klar unterstreichen: Das Unternehmen steht zur Beschäftigungssicherung bis 2029". Allerdings stehe VW unter erheblichem Kostendruck. Der CEO von VW Pkw wörtlich: "Auslieferungen und damit Umsatz brechen uns vielfach weg. Gleichzeitig läuft ein Großteil der Kosten weiter. Daher haben wir uns entschieden, zunächst einmal keine neuen Menschen 'an Bord' zu holen. Durch diese Maßnahme erhöht sich die Arbeitsplatzsicherheit für alle Kolleginnen und Kollegen. Das ist Teil der Krisenbewältigung".
Osterloh sagte: "Der Vorstand fährt ja derzeit wegen Corona und Liquiditätssicherung einen Einstellungsstopp bis mindestens Ende des Jahres. Und ich denke, das bringt Druck auf ein Thema, was wir dringend brauchen: nämlich Transformation". VW habe zu überlegen, was wesentlich ist. Osterloh: "Wo muss ich verstärkt in Ausbildung investieren? Und was habe ich an Potenzial an Menschen schon an Bord, und wie kann ich die mit klugen Konzepten transformieren, also weiterentwickeln?".
Zur Einordung der aktuellen Situation sagte Brandstätter: "Bei all dem kommen wir aus einem Rekordjahr 2019, in dem wir die Erfolge unserer guten Arbeit eingefahren haben. Aber binnen Wochen hat sich die Lage massiv gedreht: Unsere Umsätze fehlen abrupt, Kosten laufen weiter. Das Management ist jetzt in der Pflicht, diese Aufgabe wahrzunehmen, zu priorisieren und die Aufgaben anzugehen – mit den Menschen, die da sind". Der Kernlabel-Chef hob hervor: "Wir müssen auch festlegen, was wir verstärkt weglassen. Es gilt jetzt wirklich, jeden Euro umzudrehen, bevor wir ihn ausgeben – und mit absoluter Kostendisziplin zu arbeiten". Es sei jedoch ebenso wichtig, "die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kontinuierlich mitzunehmen und ihnen zu erklären, warum das jetzt so ist und warum daran kein Weg vorbeiführt". Der VW-Pkw-CEO in aller Deutlichkeit: "Das Unternehmen ist in einer wirklich schwierigen Situation."